Teranesia
gelegentliche Schwimmversuche, um Hindernisse zu überwinden. Seine Kondition hatte sich im Verlauf der vergangenen zwei Wochen verbessert, sodass er nun mit den normalen Tagesexkursionen keine Schwierigkeiten mehr hatte. Doch nachdem er ständig über endlose, unberechenbare Mangrovenwurzeln gestiegen war, hatten seine Beinmuskeln ihre Kraftreserven fast völlig aufgebraucht. Wenn er aus diesem stinkenden Pfuhl heraus war, würde er auf gar keinen Fall die nächsten drei Stunden damit verbringen, Proben für Grant zu sammeln. Stattdessen würde er zum Strand hinuntergehen, sich im Meer den Dreck abspülen und sich unter einer Palme schlafen legen. Wie hatte sie es nur geschafft, seine unbezahlten Verpflichtungen so weit über die eines schlechten Dolmetschers, eines schlechten Fremdenführers und eines überraschend akzeptablen Kochs zu erweitern?
Voraus erkannte er eine grasbewachsene Lichtung, die von gewöhnlichen Bäumen umstanden war. Das Wasser reichte ihm immer noch bis zur Brust, aber das trockene Land war jetzt nur noch zehn oder fünfzehn Meter entfernt. Er rief: »Grant? Ich habe jetzt genug! Ich streike!« Falls sie in Hörweite war, ließ sie sich nicht zu einer Erwiderung herab.
Unvermittelt stieg der Boden an und der Wasserspiegel fiel auf Hüfthöhe; das Ufer war in Reichweite und nicht mehr ein ferner Traum. Prabirs Schienbeine stießen gegen ein Hindernis, das sich wie ein großer, versunkener Ast anfühlte. Ermattet trat er einen Schritt zurück, um darüber hinwegzusteigen, doch dann berührten seine Waden etwas, das sich plötzlich hinter ihm befand, das genauso hoch war und sich fast genauso anfühlte.
Einen Moment lang war er nur verwirrt. War er schlafwandlerisch über den ersten Ast hinweggestiegen, ohne etwas davon bemerkt zu haben?
Dann wurde die Lücke zwischen den zwei Hindernissen kleiner, und Prabir erkannte, dass es Teile ein und desselben Dings waren.
Schnell zog er den rechten Fuß aus der sich zusammenziehenden Schlinge und suchte nach einer Stelle, wo er sicher auftreten konnte. Als sein Fuß den Schlamm berührte, bewegte sich die Schlange und zerrte sein linkes Bein zurück, wodurch er aus dem Gleichgewicht geriet. Er hielt die Hände vors Gesicht, als er ins Wasser klatschte, voller Entsetzen über die Aussicht, sich diesem Ding vielleicht Auge in Auge gegenüberzusehen, obwohl er wusste, dass das im Augenblick sein geringstes Problem war. Er versuchte unbeholfen zu schwimmen und kämpfte gleichzeitig gegen seine instinktive Reaktion, sich aufrichten zu wollen, und gegen das Gewicht seiner Schuhe, die seine Füße nach unten zogen. Dann spürte er, wie sich direkt vor ihm etwas schnell und elegant durchs Wasser bewegte, und seine Arme stießen gegen den Körper der Schlange, die ihm erneut den Weg versperrte.
Er wich zurück, versuchte auf die Beine zu kommen und konnte die enger werdende Schlinge gerade noch rechtzeitig von den Lungen zum Unterleib verschieben. Er sah immer noch nichts von der Schlange, aber er hatte ihren Umfang gespürt. Dies war keiner der friedfertigen Vier-Meter-Pythons, die er als Kind beobachtet hatte, wie sie Jagd auf Vögel machten, die sich lediglich ans Salzwasser angepasst hatten. Dieses Tier war halb so dick wie Prabirs Rumpf. Es wäre problemlos in der Lage, ihn zu verschlingen.
Er öffnete den Mund und wollte um Hilfe rufen, doch der Schrei erstarb ihm in der Kehle. Was konnte Grant für ihn tun? Die Betäubungspfeile würden die Wasseroberfläche nicht durchdringen, und selbst wenn sie ihren gesamten Vorrat in die Schlange jagte, würde es wenig nützen, weil ihr Körpergewicht das der größten Vögel, die sie mit den Pfeilen betäubt hatten, um das Hundertfache überstieg. Sie könnte nur hilflos am Ufer stehen und zusehen, wie er starb, oder selbst in Lebensgefahr geraten, wenn sie versuchte, ihm zu helfen. Das konnte er ihr nicht antun. Er konnte sie weder zum einen noch zum anderen Schicksal verurteilen.
Prabir tastete nach seinem Taschenmesser, während er vor Angst zitterte. Er suchte verzweifelt die Wasseroberfläche ab; wenn er der Schlange das Messer mit genügend Wucht in den Kopf rammte, würde die Klinge vielleicht durch den Schädel dringen. Die Schlinge glitt um seine Hüften und wickelte sich enger um ihn. Er versuchte, ein Gefühl dafür zu bekommen, woher die Bewegung kam, dann entdeckte er einen schwachen Wirbel an der Wasseroberfläche.
Die Stelle war sechs Meter entfernt. Er wäre bereits bis zu den Schultern
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