Teranesia
sich lebhaft an den Tag, als er erschöpft in seiner Hängematte gelegen hatte, als er den erloschenen Vulkan von Teranesia zur Hälfte erstiegen hatte, um die Entfernung zur nächsten Insel zu messen. Die Erinnerung selbst war gar nicht mit besonders eindringlichen Gefühlen besetzt, aber die Intensität des Bildes weckte in ihm das Bedürfnis, den Kopf gegen den Boden zu schlagen. Er hatte es satt, immer wieder an das dumme Kind denken zu müssen, er wollte nichts mehr damit zu tun haben, aber jeder Versuch, dieses Kind abzuschütteln, war so, als würde er versuchen, tote Haut abzustreifen, nur um festzustellen, dass sie noch voller lebender Nerven und Blutgefäße war.
Grant schüttelte ihn sanft. Es dämmerte bereits. »Alle sind beim Abendessen«, sagte sie. »Möchten Sie sich zu uns gesellen?«
Mindestens dreißig Menschen hatten sich auf dem Platz zwischen den Zelten versammelt. Man hatte Sturmlaternen angebracht, und ein Mann servierte das Essen von einem Butankocher. »Das ist nicht nur die Expedition«, erklärte Grant. »Während Sie geschlafen haben, ist ein Fischkutter zu uns gestoßen. Die Nachrichten scheinen sich bis nach Ambon verbreitet zu haben; mehrere Leute haben ein Schiff gechartert.«
Prabir folgte ihr und stellte sich zur E6sensausgabe an, während er sich nach Madhusree umsah. Er entdeckte mehrere Gäste aus der Bar in Ambon; Cole machte die Runde und beglückte jeden, der ihm zuhören wollte, mit delphischen Verlautbarungen, während seine Augen im Lampenschein funkelten. »Ich bin der schwarzen Sonne über die Salzebenen des Millenniums gefolgt, bis ins Herz des urzeitlichen Deliriums!«
»Um Himmels willen«, flüsterte Grant Prabir zu, »jemand soll dem Mann ein Antipyretikum geben!«
Als er an der Reihe war, ließ sich Prabir dankbar einen dampfenden Teller mit Eintopf reichen, obwohl er auch nach mehrmaligem Probieren nicht in der Lage war, die genaue Zusammensetzung zu bestimmen. Er hatte sich zum Essen an den Rand der Gruppe zurückgezogen. Er sah, wie Grant mit Ojany fachsimpelte, aber er war nicht in Stimmung, sich zu ihnen zu setzen. Als einige der Speisenden sich Sitze aus Kisten oder zusammengerollten Schlafsäcken improvisierten, sah er Madhusree, die neben zwei Frauen stand, mit denen sie sich während des Essens unterhielt und lachte. Sie bemerkte, dass er sie beobachtete, und starrte für einen kurzen Moment mit völlig neutralem Ausdruck zurück, weder entgegenkommend noch verärgert, bevor sie sich wieder am Gespräch beteiligte. Irgendjemand musste ihr erzählt haben, was geschehen war, sobald sie ins Lager zurückgekehrt war, aber vielleicht hatte sie sich noch nicht entschieden, ob sie ihm verzeihen sollte oder nicht.
Coles Student Mark Carpenter kam von der Essensausgabe herüber. Eine Weile stand er schweigend neben Prabir und aß, bis er sagte: »Sie kennen Sandra Lamont?«
»Nicht persönlich.«
»Ich habe sie einmal in echt gesehen«, prahlte Carpenter. »Sie hat schreckliche Haut. Nur Poren und Runzeln. Alles wird mit Software geglättet.«
»Tatsächlich? Ein Skandal! Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden.«
Prabir durchquerte das Lager. Ein Mann mit philippinischem Akzent im Hawaii-Hemd und Stetson-Hut sagte gerade zu einem ähnlich gekleideten Kollegen: »… und werden von einem animatronischen Dinosaurier begrüßt! Der Hafen ist mit allem ausgestattet, was das Herz begehrt! Und der Slogan lautet: ›Die Erde ist ein außerirdischer Planet!‹« Zwei Biologen diskutierten lebhaft über Transposons; einer der beiden schien unabhängig zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie Grant gelangt zu sein: »… und schiebt sich bis zu einer vollständig funktionalen Proteinsequenz zurück, eine Akte, die vor Äonen geschlossen und ins Archiv gestellt wurde…«
Er näherte sich Madhusree und berührte ihren Arm.
»Hi, Maddy.«
Sie drehte sich zu ihm um und lächelte leidenschaftslos. »Hi.«
Ihre Freundinnen lächelten ebenfalls, aber die Situation schien ihnen unangenehm zu sein. »Das ist Deborah und das ist Laila«, stellte Madhusree die beiden vor. »Das ist mein Bruder Prabir, der um ein Haar Eingang in Selis Sammlung von Mageninhaltsproben gefunden hätte.« Prabir begrüßte sie mit einem Nicken; da alle Teller in den Händen hielten, wäre es etwas zu umständlich, sich die Hände zu reichen.
»Wie geht es mit der Arbeit voran?«, fragte er.
»Gut, gut«, antwortete Madhusree höflich. »Wir haben jede Menge Daten gesammelt – ethologische,
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