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Teranesia

Titel: Teranesia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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verbunden, da sich seine Schuhe immer wieder im Schlamm festsaugten. Das Wasser war vom Schlick getrübt und an den wenigen Stellen, wo man es überhaupt sehen konnte, praktisch undurchsichtig. Der größte Teil der Oberfläche war mit einer Schicht aus Algen und abgestorbenen Blättern bedeckt. Der Geruch nach Salz und Fäulnis war durchdringend – als würde man die Ausdünstungen eines Gartenkomposthaufens einatmen, den man mit Seetang versetzt hatte –, aber nicht überwältigend oder übelkeitserregend. In anderen Bereichen des Waldes hatte es schlimmer gestunken.
    Die vorstehenden, braunen Wurzeln der Mangroven waren voller Schnecken, aber Prabir entdeckte darunter auch kleine, braune Krabben. Mücken- und Moskitoschwärme näherten sich ihnen und wichen wieder zurück; wenigstens das Abwehrmittel zeigte noch Wirkung. Die Bäume waren zwanzig bis dreißig Meter hoch; es war unheimlich, zu den Ästen hinaufzublicken, die mit kleinen, weißen Blüten und winzigen, grünen Früchten dekoriert waren, und dann hinunter auf das, was im wesentlich schmutziges Meerwasser war – als wäre mitten im Ozean ein Dschungel gewachsen.
    Der Schlamm war lästig, aber nicht gefährlich; die versteckten Mangrovenwurzeln waren wesentlich tückischer. Jedes Mal, wenn Prabir glaubte, er könnte inzwischen einschätzen, wo ein freier Weg zwischen zwei Stämmen hindurchführen mochte, stieß er mit dem Schienbein gegen eine Wurzel. Jetzt reichte ihm das Wasser bis über die Hüften, und es wurde immer schwieriger, sich an den sichtbaren Wurzeln zu orientieren. Irgendwann bewegte er sich nur noch in Grants Kielwasser und missbrauchte sie schamlos als Scout, doch dann ließ seine Konzentration nach, und nachdem er einem überfluteten Hindernis ausgewichen war, stellte er fest, dass sie auf unterschiedliche Wege geraten waren. Seitdem bewegten sie sich in größerem Abstand voneinander fort und suchten sich selbsttätig einen Weg durch das versunkene Labyrinth.
    »He, passen Sie auf!«, rief Grant ihm zu. Prabir blickte sich um und entdeckte eine meterlange schwarze Schlange mit schmalen, gelben Streifen, die direkt auf ihn zuschwamm. Er sah sich im Gestrüpp rund um den nächsten Baumstamm um, ob es dort einen gegabelten Stock gab, mit dem er die Schlange überzeugen konnte, ihm nicht zu nahe zu kommen, doch dann wich sie ihm aus eigenem Antrieb aus. Die elliptischen grünen Augen funkelten wie die einer Katze.
    Das Wasser wurde tiefer und reichte ihm bald bis zur Brust; die Bäume standen nicht mehr so dicht, aber es war kein Ausgleich für die schlechte Sicht. Grant war einige Zentimeter kleiner als er, sodass sie fast bis zum Kinn untergetaucht war. Prabir rief: »Beim nächsten Mal schummeln wir und fahren mit dem Schiff auf die andere Seite.«
    »Wohl wahr.«
    »Ich habe keine Lust, auf diesem Weg zurückzugehen, selbst bei Ebbe. Wir sollten lieber am Strand entlanglaufen und durch die Flussmündung schwimmen, wenn es sein muss.«
    Plötzlich fluchte Grant; Prabir vermutete, dass sie sich soeben zweimal hintereinander an derselben Stelle gestoßen hatte, was besonders schmerzhaft war. »Ich habe genug!«, rief sie. »Ich werde jetzt versuchen zu schwimmen!« Sie beugte sich vor und machte ein paar Brustschwimmzüge.
    Prabir beobachtete neugierig das Experiment. Mit jedem Zug schaufelte sie einen großen Teil des Oberflächenbelags zur Seite, aber es sammelte sich trotzdem eine ganze Menge vor ihrem Gesicht und den Schultern. »Wie ist es?«, fragte er sie.
    »Es geht. Allerdings ist die Strömung recht stark.« Sie übertrieb keineswegs; als sie im Wasser seitwärts abtrieb, wäre sie fast mit einem Baumstamm kollidiert, aber es gelang ihr, ihm auszuweichen. Es sah nicht gefährlicher aus als die Stolperfallen der Wurzeln, und diese Fortbewegungsart war eindeutig schneller.
    Grant trug leichte Segeltuchschuhe; Prabir hätte seine Schuhe ausziehen müssen, wenn er schwimmen wollte. Er zögerte, weil er überlegte, ob sich die Mühe lohnte. Er bückte sich und tauchte mit dem Kopf unter, um an die Schnürsenkel zu gelangen, aber sie waren zu nass und schlüpfrig, um sie aufknoten zu können. Seine Fingernägel glitten einfach von den Knoten ab, mit denen er die Schleifen gesichert hatte.
    Er richtete sich wieder auf und wischte sich den Schlamm aus dem Gesicht. Grant war nirgendwo mehr zu sehen.
    Er rief ihr nach: »Warten Sie am Ufer auf mich!«
    »Ja!«, kam schwach die Antwort zurück.
    Prabir kämpfte sich weiter und unternahm

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