Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)
Fernseher aus. »Ich muss jetzt los.«
Sie geht an mir vorbei.
»Wann bist du heute Abend hier?«, frage ich. »Ich dachte, ich mache uns -«
»Ich muss wieder zurück«, sagt sie.
»Nach Sacramento?«
»Ich wollte nur kurz frische Sachen anziehen«, sagt sie. »Und einige Unterlagen holen.«
»Ach so.«
Ich trete in den Flur. Susan sucht ihre Schlüssel. Sie unterbricht ihre Suche, sieht mich an.
»Was ist?«, fragt sie.
»Nichts«, sage ich. »Nichts ist.«
»Du guckst schon wieder so«, sagt sie. Und ich schaue in die Küche.
»Und warum musst du wieder nach Sacramento?«, frage ich, als sie ihre Schlüssel gefunden hat.
»Weil die Sicherheitsfirmen streiken wollen. Sam, das habe ich dir doch gerade eben erzählt.«
»Weißt du schon, wann du zurückkommst?«
»Nein, nicht genau«, sagt sie. »Wahrscheinlich zum Wochenende«, ruft sie. Da ist sie schon am anderen Ende, kurz vor der Haustür.
»In Ordnung«, rufe ich zurück.
Dann fällt die Tür ins Schloss. Susan ist gegangen. Ich stehe in dem langen Flur zwischen Küche und Haustür. Und die Stille kehrt zurück in dieses große leere Haus.
Allison Turner
Ich sitze in Reihe elf oder zwölf, Fensterplatz. Die Flugzeugkabine ist in Watte gepackt, alles verschwimmt hinter Milchglas. Vor dem Check-in habe ich noch eine der Tabletten genommen, sicherheitshalber. Und dann noch eine, weil meine Schulter wehtat. Wahrscheinlich wegen des Telefonats mit Richard. Jetzt ist das warme Pochen verschwunden, und mein Kopf ist groß und leicht. Wie ein Ballon.
Ein Zittern durchfährt meinen Körper, ich schließe die Augen. Als die Maschine startet, setzt sich jemand auf meinen Brustkorb, ein dicker Mann im dunklen Anzug. Mir wird schwarz vor Augen. Ich kneife in meinen Handrücken, totes Fleisch. Ich versuche es am Oberarm, der Schmerz ist ein kleiner roter Punkt.
»Flugangst?«, fragt eine Stimme neben mir.
Ich schlucke trocken, versuche, den Kopf zu schütteln.
»Ich finde, der Start ist immer etwas unangenehm«, sagt die Stimme. »Aber wenn wir erst mal in der Luft sind, ist das Schlimmste überstanden.«
Meine Nägel graben sich in die weiche Haut, ich konzentriere mich auf den roten Punkt. Plötzlich verschwindet der Druck, der dicke Mann steht auf, die Schwärze zieht sich zurück.
»Sehen Sie? So schlimm war's doch gar nicht.« Ein kurzes Lachen, mehr ein Schnaufen. Dann schlafe ich ein.
Lennard Fanlay
»Willkommen in Terminal drei«, sage ich und schaue nach oben. Auf der Empore stehen eine Handvoll Menschen und lehnen sich über die Brüstung. Sie stehen direkt über den Telefonkabinen, direkt über dem Koffer. Ich tauche unter dem gelben Plastikband hindurch, hinter mir fragt Marc: »Wo wollen Sie hin?«, und ein Uniformierter kommt auf mich zu.
»Tut mir leid, Mister Fanlay«, sagt er und streckt mir eine Handfläche entgegen.
»Ich weiß, ich weiß«, sage ich und zeige ebenfalls meine Handflächen.
»Ich muss Sie leider bitten, wieder hinter die Absperrung zu gehen.«
»Ich weiß«, sage ich noch einmal. Ich zeige zur Empore hinauf. »Warum ist das obere Stockwerk nicht abgesperrt?«
Der Uniformierte sieht mich ungerührt an. »Wir haben das Objekt vorschriftsmäßig abgeriegelt.«
»Ja«, sage ich, »aber nur hier unten. Die Menschen dort oben sind keine zehn Yards von dem Koffer entfernt.«
Endlich folgt sein Blick meinem Finger. »Das muss ich mit Mister Parker besprechen.«
»Was gibt es da zu besprechen? Sie sind viel zu nah dran.«
»Ich muss das mit meinem Vorgesetzten besprechen«, antwortet er stoisch.
»Ja, gut, dann tun Sie das. Aber möglichst schnell.«
Ich lasse ihn stehen und gehe zurück hinter die Absperrung, um den Prozess zu beschleunigen.
»Was war denn?«, fragt Marc.
Ich antworte nicht. Ich schaue zu den Menschen auf der Brüstung hinauf.
Der Uniformierte schlendert zu seinen Kollegen. Er zeigt nach oben zur Empore, die Beamten reden miteinander. Anscheinend beratschlagen sie sich. Schließlich zieht einer sein Walkie-Talkie aus dem Gürtel. Zwei Minuten später tritt ein kräftiger Mann mit Halbglatze und schwarzem Anzug aus einem der gläsernen Fahrstühle und hält auf die Uniformierten zu. Er wechselt einige Worte mit ihnen, dann kommt er zu uns herüber.
»Das war wirklich gute Arbeit, Leo«, sagt er und grinst schief, wie ein betrunkener Onkel an Thanksgiving.
»Aber leider haben Sie eine Sache immer noch nicht verstanden. Sie sind meinen Leuten gegenüber nicht weisungsbefugt.«
»Wenn Sie
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