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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Robin de Phart. Aber aus Angst vor Marti wagte er sich nicht hinter den Paravent.
    Mit einem Mal konnte er es nicht mehr aushalten. Er stand auf, durchquerte die Zelle, immer Martis brennenden Blick im Rücken. Das Loch der Latrine war viel größer als er es sich vorgestellt hatte. Er hatte Mühe, seinen Hosenschlitz zu öffnen, und schon lief warmer Urin über seine Beine. In diesem Moment umschlang ein starker Arm seinen Hals und drückte ihm den Atem ab. Er ruderte hilflos mit den Armen, kurz davor zu ersticken. Er wollte schreien, brachte aber nur ein Gurgeln zustande. Brutal rammte Marti sein Knie in Jeks Rücken und stieß ihn in das Loch. Ein roter Schleier vernebelte den Blick des kleinen Jungen.
    Das ist das Ende, dachte er und fiel in die stinkende Grube.
     
    »Jek! Mein Gott, Jek!«, rief Phoenix und lief zum Paravent. Ein ungutes Gefühl hatte sie geweckt.
    Ihr Ruf weckte San Francisco, der automatisch nach seinem Dolch tastete. Natürlich hatten die Wachen ihm seine Waffe abgenommen, und er stieß einen Fluch aus. Völlig nackt rannte er in den anderen Raum.
    Die junge Frau beugte sich über Jek. Er lag auf der Bank. »Er ist völlig durchnässt«, murmelte sie.
    »Du hast mir Angst gemacht«, sagte San Francisco. »Ich dachte, etwas Schreckliches sei passiert.«
    »In diesem Zustand dürfen wir ihn nicht lassen, sonst stirbt er schnell an Unterkühlung …«

    »Geben Sie ihm meine Kleidung«, sagte Marti und ging zu den beiden. »Ich fürchte die Kälte nicht«, fügte er mit einem Lächeln hinzu.
    Der Andere in ihm hatte innerhalb von Sekunden Berechnungen angestellt und ihm ein Programm gegen die Kälte implantiert. Er hatte sich sofort neu orientiert. Seiner Wahrscheinlichkeitsrechnung zufolge musste er nicht nur von der Tötung des kleinen Anjorianers absehen, sondern ihm auch beim Überleben helfen, trotz einer Unbekannten: der Fähigkeit Jeks, der Kälte zu widerstehen. Doch wie auch immer sein Kalkül als nicht autonome Wesenheit des Hyponeriarchats aussah, das dritte Konglomerat Harkot würde einen neuen Menschen-Träger suchen, ihm ein autonomes Programm implantieren und ihn zum unerbittlichen Jäger der Feinde von Hyponeros machen.
     
    Eine Stunde später kamen bewaffnete Gardisten und legten den Gefangenen Fußfesseln aus Metallketten an, geleiteten sie über lange Gänge und Treppen zum Platz des Thorials, wo sich trotz der frühen Stunde eine große Menge eingefunden hatte. Die Kleidung des jungen Gocks –, er trug nur seine Unterwäsche aus Baumwolle –, und die des Kindes – es war mit einem viel zu großen Ledermantel bekleidet, der mit Stofffetzen zusammengehalten wurde – löste bei den Gaffern unbändiges Gelächter aus.
    Die Abyner in ihren Togen und roten Trauerhüten und einige Prinzen, unter ihnen der Prinz Vancouver, traten aus einer Nebentür des Gebäudes und stellten sich vor den zum Tode Verurteilten auf. Sie murmelten etwas Unverständliches, das Jek an die Gebete der Kreuzler erinnerte. Die eingefrorenen Gestalten in den Säulen des Thorials schienen mit Entsetzen auf die Szenerie zu starren.

    »Abyner, ich flehe euch an! Nehmt mein leben, aber lasst es diesen drei Gocks!«, sagte San Francisco mit lauter Stimme, als die Männer ihren Sprechgesang beendet hatten. »Sie sind voller Vertrauen auf unseren Planeten gereist und haben nichts mit den Vergehen zu tun, derer ihr mich anklagt.«
    »Für wen hältst du dich, wenn du denkst, uns Befehle erteilen zu können?«, sagte einer der Abyner.
    »Das ist kein Befehl, sondern ein Gebet … Ohne Verzeihen ist Eden nichts als die Hölle, lautet ein Vers im Buch der Xaxas’.«
    »Das Verzeihen ist nur Schwäche, wenn es sich um Gocks handelt«, entgegnete der Prinz Vancouver mit hämischem Lächeln. »Führt sie ab!«
    Der Marsch über die fünf Kilometer lange, von einer dichten Menschenmenge gesäumten, ansteigenden Hauptstraße dauerte länger als drei Stunden. Die Gardisten bahnten sich ihren Weg, indem sie Hiebe mit ihren Gewehrkolben verteilten. Aber sie wollten San Francisco und den Gocks keineswegs die vielen Faustschläge ersparen noch die Frauen daran hindern, Phoenix’ Gesicht zu zerkratzen oder sie an den Haaren zu reißen.
    Eine Hydra aus Tausenden Köpfen, Armen und Beinen, ein wildes, hasserfülltes Tier ergoss seine Wut über dieses verfluchte Paar und die drei Gocks, die die Kühnheit besessen hatten, den heiligen Boden Jer Salems zu betreten und den achttausend Jahre alten Tempel Salmons zu

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