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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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räusperte sich, während der Blick des Kardinals durch das Zimmer wanderte, wo er über Türen und Fenstern im Stuck verborgen Luftfilter entdeckte.
    Die Vikare würden diesen Raum nicht so einfach vergasen können wie er das Nord-Terrarium in Anjor vergast hatte. Manchmal bedauerte er, was er getan hatte. Waren diese, unter der Beta-Zoomorphie leidenden Menschen nicht auch Geschöpfe des Kreuzes? Hatten sie nicht eine Seele wie alle anderen?
    »Ihr habt Euch wahrscheinlich gefragt, warum Wir unser Treffen vorverlegt haben«, begann der Muffi das Gespräch.
    »Ja, das habe ich.«
    Barrofill lachte leise und rau, während er zitternd seine knochigen Hände hob.
    »Mein lieber Kardinal Bogh, Eure mentale Kontrolle lässt noch zu wünschen übrig. Ein Syracuser hätte mir geantwortet: ›Es ist mir eine Ehre, Euch jederzeit zu dienen.‹ Oder: ›Ihr könnt Tag und Nacht auf mich zählen.‹ Die Syracuser haben die Scheinheiligkeit zur Kunst erhoben und nennen das Ganze autopsychische Selbstkontrolle, was natürlich viel besser klingt. Wie kommt Ihr mit dem Prozess gegen Dame Sibrit voran?«
    »Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, Eure Heiligkeit. Er kann wie vorgesehen am sechsten Cembrius beginnen.«
    »Und sie wird natürlich verurteilt …«
    Fracist Bogh sah seinen erhabenen Gesprächspartner mit einer Intensität an, die jegliche Gefühlskontrolle vermissen
ließ. »Darf ich vermuten, dass Ihr mit diesem Prozess nicht einverstanden seid, Eure Heiligkeit?«
    »Ihr dürft, Kardinal Bogh … Dame Sibrit de Ma-Jahi war – oder ist vielleicht noch – die Person in Venicia mit dem größten Weitblick. Dieser Prozess ist nur ein Vorwand, um sie auszuschalten und ihr Andenken in den Schmutz zu ziehen. Nichtsdestotrotz beglückwünschen Wir Euch. Denn Ihr habt durch die Auswahl des Tribunals viel Geschick bewiesen und niemanden beleidigt. Ein Kraftakt, der Bewunderung verdient.«
    »Warum seid Ihr nicht eingeschritten, da Ihr diesen Hexenprozess verurteilt?«
    »Weil Wir der innersten Überzeugung sind, dass es um mehr als nur diesen Prozess geht und extreme Vorsicht geboten ist …«
    Der Muffi erhob sich und ging zu dem Fenster aus Panzerglas mit Blick auf den Außenpatio.
    »Ich bin nunmehr ein müder Greis, ein lebender Leichnam … Dame Sibrit war ein Symbol, und es hätte eines Mannes im besten Alter bedurft, um diesen Prozess zu verhindern … Eines Mannes wie Ihr es seid …«
    »Verzeiht mir, Eure Heiligkeit, aber ich begreife nicht, von welcher Symbolkraft Ihr sprecht … Wenn ich den Gerüchten Glauben schenke, war die Kaiserin vor allem ein Symbol der Ausschweifung und Grausamkeit!«
    »Sie war – oder ist noch immer – wie ein jeder. Weder besser noch schlimmer. Gewiss pervers und grausam, aber nicht mehr als Ihr und Wir. Nicht mehr als der Kaiser. Sie hat viele Liebhaber gehabt und wahrscheinlich ein paar ermordet, aber Menati hat unzählige Mätressen und seinen Bruder und seine beiden Neffen ermorden lassen, um den Thron besteigen zu können. Das ist eine Tatsache, Kardinal
Bogh, denn Wir selbst haben seinerzeit dieses Komplott geschmiedet. Weder in diesem Palast noch im Palast des Kaisers gibt es Mächtige ohne Blut an den Händen …«
    Fracist Bogh ging zum Pontifex und stellte sich neben ihn. Er überragte den Greis, der jeden Tag ein wenig mehr zu schrumpfen schien, um mehr als Kopfeslänge. Nahm er etwa Mikrostasika? Der regelmäßige Genuss dieser seit dreißig Jahren verbotenen chemischen Droge war unter dem Klerus und Hochadel weit verbreitet und vielleicht eine Erklärung für dessen hohes Alter.
    »Ich glaube nicht, dass Blut an meinen Händen klebt …«, sagte der Generalsekretär.
    Der Muffi sah seinen Untergebenen spöttisch an. »Ach, zählen alle diese Häretiker, die Ihr zum Tode am Feuerkreuz verurteilt habt, etwa nicht? Und die Millionen Quarantäner, die Ihr vergasen ließt?«
    »Die Leute waren Feinde des Glaubens!, protestierte Fracist Bogh vehement. »Als Mann der Kirche ist es meine Pflicht, sie zu bekämpfen!«
    »Das Blut eines Häretikers oder eines Gläubigen ist immer das Blut eines Menschen, ganz gleich, mit welcher Rechtfertigung sein Tod begründet wird …«
    »Ihr sät den Kern des Zweifels in meinen Geist, Eure Heiligkeit … Wird in den Schulen der heiligen Propaganda nicht der Grundsatz vertreten, jeden Ungläubigen, jeden Heiden unbarmherzig zu bestrafen? Seid Ihr nicht als oberste Instanz der Kirche für diese Schulen verantwortlich?«
    Der Muffi

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