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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Unsere Zeit ist knapp. Die Vikare könnten Euch nicht auf den Thron hieven, hätten Wir Euch nicht als Kandidaten vorgeschlagen. Wir waren von Anfang an über die Pläne informiert, die in der Gruft der Kastraten geschmiedet wurden, und haben sie diskret unterstützt …«, sagte der Muffi süffisant.
    Fracist Bogh fürchtete, gleich in Ohnmacht zu fallen.
    »Warum ich?, habt Ihr mich gefragt. Wir kennen und schätzen Euren Charakter, Sohn einer Wäscherin des Runden Hauses mit den neun Türmen zu Duptinat. Denn Wir sind überzeugt, dass Ihr der Mann der Stunde seid, der Mann, der in der Lage sein wird, die Kirche zu erneuern. Da Ihr aus bescheidenen Verhältnissen stammt und über genügend Elan verfügt, seid Ihr berufen, dem Wahren Wort des Kreuzes wieder seine ursprüngliche Schlichtheit zu verleihen. Ihr seid wie eine scharfe Klinge, und Ihr müsst vielen die Köpfe abschneiden. Der erste, der rollen muss, ist der des Seneschalls Harkot, der zweite, der des Imperators Menati, dann müssen die Köpfe der Vikare, der Kardinäle
und der Adeligen folgen … Dies ist, prinzipiell gesehen, der Wortlaut Unseres Testaments.«
    »Eures Testaments? Heißt das … Ihr, Ihr gedenkt uns zu verlassen?«
    »Generalsekretär! Hat man Euch nicht vor wenigen Stunden in der Gruft der Kastraten zwei fürchterliche Worte zugeflüstert? › Heute Nacht … ‹«
    Entsetzen ergriff den Kardinal. Plötzlich begriff er, dass er nur eine Marionette in den Händen des Muffis gewesen war.
    »Auch Ihr werdet noch lernen, Euch Eurer Feinde zu bedienen. Perfekt geleitet, erweisen sie sich zuverlässiger als Verbündete …. Doch nun zur Beantwortung Eurer beiden anderen Fragen. Wir haben zur Situation der Kirche keine Stellung bezogen, weil wir Unsere letzte Aufgabe zu einem guten Ende führen wollten, das heißt, Euch bis in das höchste Amt zu begleiten. Deswegen haben Wir fast Unsere gesamte Energie darauf konzentriert, Unsere Feinde auf falsche Fährten zu lenken. Wahrscheinlich wäre es für Euch fatal gewesen, wären Unsere Feinde vorzeitig auch die Euren geworden. Bis zum Ende haben Wir auf ein Überraschungsmoment hingearbeitet – um Unsere Gegner in Verlegenheit zu bringen … Wir sind Uns durchaus bewusst, ein mittelmäßiger Hirte gewesen zu sein, nicht frei von den niederen Instinkten, von der die Herde beherrscht wird. Und ehe Wir Uns in die infernalischen Welten begeben  – gewiss, Wir glauben nicht an die Hölle, doch benutzen Wir bequemerweise formelhafte Wendungen, einfachen Menschen verständlich –, haben Wir es Uns zur letzten Aufgabe gemacht, einen würdigen Nachfolger auszuwählen. Und wenn Wir Uns Euch heute Abend anvertrauen, geschieht dies, weil der Augenblick gekommen
ist, Euch die Dimension Eures künftigen Amtes zu erläutern … Haben Wir Uns in Euch getäuscht, Kardinal Bogh? Sind Eure Schultern kräftig genug, diese überaus schwere Last zu tragen? Der Einsatz in diesem Machtkampf ist sehr groß: Es geht um den Fortbestand der Menschheit. Dafür kämpfte – oder kämpft noch immer – Dame Sibrit, und dafür kämpfen die Krieger der Stille, von denen Ihr sicher gehört habt …«
    »Die Krieger der Stille?«, unterbrach Fracist Bogh den Muffi . »Das sind doch nichts als Märchengestalten!«
    »Ihr dürft nie die enge Beziehung zwischen Herde und Hirte vergessen. Die Herdenmenschen verwandeln für sie nicht verständliche Ereignisse in eine Legende. Der Hirte aber versucht zu begreifen. Und später – aber nur später – transformiert er die Wirklichkeit in eine Legende, sollte er das für das Wohlergehen seiner Herde für notwendig erachten. Wir haben die Existenz der Krieger der Stille immer als Realität betrachtet, und Dame Sibrits Träume haben Uns in Unserer Überzeugung bestätigt. Diese Träume erzählen von einem geheimen Kampf gegen Hyponeros, und ihnen wohnen jene den Legenden eigentümlichen seherischen Kräfte inne … Diese Naïa Phykit ist keine andere als Aphykit Alexu, die Tochter Sri Alexus, einem Großmeister der Inddikischen Wissenschaft, den der Konnetabel Pamynx ermorden ließ. Dieser Sri Lumpa ist kein anderer als Tixu Oty vom Planeten Orange, ein kleiner Angestellter der InTra, der wie durch ein Wunder dem Inspobot entkam, den das Transportunternehmen ihm auf den Hals gehetzt hatte. Also seid Ihr – wenn auch auf ganz anderer Ebene – wie die Krieger der Stille die letzte Hoffnung der Menschheit …«
    Der Muffi war sichtlich müde und setzte sich wieder auf die

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