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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Bedürfnis, sich wichtig zu machen, obwohl ihnen von ihrer Macht praktisch nichts mehr geblieben war. Bald würden sie nur noch Kinder der In-Creatur sein, denn schon seit langem brachten sie sich gegenseitig um und bereiteten die totale Macht-übernahme des Hyponeriarchats vor.
    Mit einer Gebärde lächerlichen Stolzes hatten die Vikare ihre schwarzen Chrohemden gerafft, als einer von ihnen verkündete: »Wir werden uns selbst der Dienste einer der Gedankenauslöscher bedienen, Exzellenz!«
    Dann waren sie in den unterirdischen Gängen der Gruft der Kastraten verschwunden.

    Vikare … ihr seid bereits schwarz, ihr seid bereits die Söhne von Hyponeros. Ihr spielt euch als die obersten Hüter des Glaubens auf, alle ein Ausbund an Tugend, doch ihr seid nichts als die Totengräber der Menschheit.
    Gewiss ist Barrofill kein unschuldiger Mensch in eurem Sinn – und wenn ihr eure Sexualorgane geopfert habt, geschah es aus Angst, selbst unrein zu werden –, aber er hat wenigstens gelebt und souverän sein Amt ausgeübt … Was ist besser, Vikare? Ein Leben im Stadium permanenter Selbstverneinung und Frustration zu führen, oder ein ausschweifendes, egozentrisches Leben zu genießen?
    Willkommen im Nicht-Universum, Vikare!, dachte Harkot, während er einem Diener durch das Labyrinth der Gänge im bischöflichen Palast folgte.
     
    Unter den fünftausend Kardinälen der Kirche des Kreuzes tobte der Nachfolgekrieg, ausgelöst durch absichtlich gestreute Gerüchte der Vikare. Glücklicherweise ebbte die Empörung über die Ernennung Fracist Boghs zum Generalsekretär  – wie konnte der Unfehlbare Hirte zum ersten Mal in der Geschichte der Kirche einen Paritolen, einen NichtSyracuser, mit diesem Amt betreuen? – bald ab, denn die Purpurträger waren mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt.
    Wie Lichtwellen breiteten sich die wildesten Gerüchte in den Gängen des kirchlichen Palastes in Venicia aus. Es hieß, der Pontifex liege im Sterben, andere behaupteten, seinen Leichnam gesehen zu haben, wiederum andere, er habe sich während der letzten Zweiten Nacht mit Knaben vergnügt, und es gab einige, die erzählten, er habe den Verstand verloren und irre völlig nackt wie Dame Veronit de Motohor durch seine Gemächer …

    Also galt der Thron des Muffi jetzt als vakant.
    Fracist Bogh hatte erfahren, dass es noch etwa hundert potenzielle Aspiranten gab, die natürlich alle von verschiedenen Parteien unterstützt wurden. Er selbst hatte, den Instruktionen der Vikare folgend, seine Kandidatur nicht angemeldet.
    »Eure Rivalen wären durchaus fähig, Euch ermorden zu lassen! Wir müssen sie überraschen …«
    Mehr oder weniger aussichtsreiche Kandidaten hatten sich im luxuriösen Büro des neuen Generalsekretärs vorgestellt, um sich seiner Stimme für ihre Wahl zu vergewissern. Doch er hatte sie mit dem Hinweis abgewiesen, er sei durch sein Amt zur Unparteilichkeit verpflichtet, worauf sie ihn schulterzuckend mit verächtlichen Blicken bedacht hatten  – was verstand ein Paritole schon von den Raffinessen syracusischer Politik? – und gegangen waren.
    In seiner neuen Funktion verfügte der ehemalige Gouverneur von Ut-Gen über sechs Gedankenschützer und über eine monatliche Apanage von zwanzigtausend Standardeinheiten, die trotz der hohen Lebenshaltungskosten in Venicia mehr als ausreichend war, denn er frönte nicht den kostspieligen Lastern vieler seiner Kollegen. Mitglieder des Hochadels suchten ihn ständig auf, um sich ihrer Privilegien zu versichern oder neue zu erbitten. Nach und nach lernte er es, die doppelzüngige Sprache des Hofs zu entschlüsseln oder die Kunst perfider Denunziation oder Erpressung im Plauderton, ein Spiel, das die Frauen noch perfekter als die Männer beherrschten.
    Die gefürchtetsten Vertreterinnen dieser intriganten Bande waren alte Adelige, die selbst ernannten Hüterinnen der Etikette. Seit Monaten schon versuchten sie bei dem Muffi die Annullierung der Ehe Sibrits mit dem Imperator zu erreichen.
Dame Sibrits unrühmlicher Abgang hatte einen Skandal ausgelöst. Seitdem war sie auf unerklärliche Weise verschwunden. Da der Unfehlbare Hirte sie nicht empfing, belagerten sie das Büro des Kardinals Bogh. Ohne Resultat indes.
    Eines Tages waren zwei Zeremonienmeister bei ihm vorstellig geworden und hatten ihm mitgeteilt, Imperator Menati wünsche, dass seine Gemahlin Dame Sibrit in Abwesenheit dem heiligen Gericht zu überstellen sei.
    »Wie lautet die

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