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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Gruß mit schmalen Lippen erwiderten, und ging über den langen Gravitationsgang, der ihn direkt zum transparenten Kuppelbau brachte, dorthin, wo die Personenairs und andere Fluggeräte auf Fahrgäste warteten.
     
    Martis Personenair überflog die im Dunkel liegenden Au-ßenbezirke Venicias.
    Er hatte sich für den Hochgeschwindigkeitsluftkorridor entschieden, und die Maschine schoss mit einem schrillen Heulton durch die Nacht. Wider jedes Gebot der Sicherheit hatte er nicht den Autopilot eingestellt. Der Rausch der Geschwindigkeit war viel größer, wenn man selbst am Steuer saß. In der Fahrgastkabine hinter ihm saß sein in einen weißen Kapuzenmantel eingehüllter Gedankenschützer.
    Jetzt endlich fühlte sich Marti frei. Die Klinge seines Dolchs – eines guten Dolchs aus Edelstahl, den er im Museum des Hauses Kervaleur gestohlen hatte – brannte unter seinem Colancor auf seiner Haut, ebenso wie er darauf brannte, sie in weiches, warmes Fleisch zu stoßen. Denn die höfische Erziehung hatte bei Weitem nicht gereicht, seine animalischen Triebe auszulöschen.
    Ein antiker Triumphbogen kam in Sicht, ein Zeugnis glorreicher Vergangenheit Bella Syracusas, inmitten üppiger Vegetation. Die Untergrundorganisation Mashama hatte ihn sowohl zu ihrem Symbol als auch zu ihrem Hauptsitz gewählt, wohl auch, weil er seit mehr als zwei Jahrhunderten in dieser Wildnis dem Verfall preisgegeben war. Einst zur Ehre des legendären interstellaren Navigators Syracusa errichtet, der den Planeten entdeckt und Venicia gegründet hatte, waren die Herrscher der Ang-Dynastie dem Gründungsvater ihres Reichs mit größerem Desinteresse begegnet
als das Planetarische Komitee. Zwar hatte es ein Terrorregime errichtet und viele Adelsfamilien ausgelöscht, aber der Triumphbogen und das ehrenvolle Gedenken an Bella Aloïzius Syracusa blieben unbehelligt.
    Marti tippte schnell den Geheimcode in das Ondofon ein. Kurz darauf ertönte eine näselnde Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Identifizierung …«
    »M. K., Codename: Atamâ.«
    »Wir haben dich schon erwartet, schöne Seele (atamâ = große Seele auf Altsyracusisch)«, erwiderte die leicht aufgeregte Stimme. »Du bist der Letzte. Die Waraddhâ-Dämonen warten bereits auf ihr Opfer.«
    Marti setzte über dem Triumphbogen zur Landung an. Auf dem Flachdach öffneten sich automatisch Flügeltüren aus Metall. Er fuhr die Landungsschiene aus und setzte behutsam auf der Piste auf.
    Dieses System hatte Emmar Saint-Gal installiert, der Sohn des Direktors der Intergalaktischen Fernreisen und Cheftechniker der Untergrundorganisation Mashama.
    Und während sich die Flügeltüren wieder schlossen, stiegen Marti und sein Gedankenschützer aus dem Personenair und betraten die große Halle, in der andere Fluggeräte parkten, wie beide im Schein der schwebenden Licht-Kugeln erkennen konnten. Sie betraten die durch eine Röhre gleitende, nach unten führende Plattform, die Emmar in eine der Säulen hatte integrieren lassen. Zwei Minuten später standen sie in der ehemaligen Krypta, wo die Mashama ihren Sitz hatte, einen gewölbten, ebenfalls von Säulen gestützten Raum, der von flackernden Wandlichtern erhellt wurde.
    Sie waren schon alle versammelt, die stolzen Krieger einer neuen Zeit der Eroberungen: etwa fünfzig junge Männer
und Frauen, die zwar ernst, aber auch von einer Unruhe ergriffen schienen. Unter ihnen der jugendlich aussehende Mentor Jurius de Phart, der Techniker Emmar Saint-Gal, die Muse Annyt Passit-Païr, der Intellektuelle Romul de Blaurenaar, der Dichter Halricq VanBoer und Iphyt de Vangouw, die Rebellin … Sie begrüßten Marti mit lauten Rufen, Umarmungen und Küssen, eine Demonstration gegen die APS und die Heuchelei höfischer Etikette. Der Gedankenschützer Martis ging zu den Seinen, die in einem finsteren Winkel der Krypta warteten.
    Zwei in Lumpen gehüllte junge Mädchen standen in der Nähe, an eine der Säulen gefesselt.
    »Warum zwei?«, fragte de Kervaleur.
    »Das ist eben unsere Weise, den sechzehnten Jahrestag der Krönung Menati Angs zu feiern«, antwortete Jurius de Phart, dessen schwarze Augen glühten. »Doch wir haben bereits zu viel Zeit verloren. Fangen wir an …«
    »Nur einen Moment«, warf Emmar Saint-Gal ein. »Zuerst möchte ich euch etwas zeigen.«
    Im Gegensatz zu Jurius’ scharf geschnittenen Gesichtszügen bestand Emmars pausbäckiges Gesicht nur aus Rundungen. Und nicht einmal seine drei blau gefärbten Haarsträhnen  – drei Strähnen, welche

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