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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Imperator und dessen Gemahlin stand. Verwirrt verneigte er sich tief. Als er sich wieder aufrichtete, bemerkte er ein seltsam intensives Leuchten in Dame Sibrits Augen.
    Der Unterhaltung des Herrschers mit seinen Eltern schenkte er kaum Aufmerksamkeit, der seinen Vater wohl für dessen Arbeit für die holographische historische Enzyklopädie beglückwünschte und ihm dafür eine Erhöhung der Forschungsgelder zusicherte.
    Wie verzaubert konnte Marti nicht den Blick von Dame
Sibrit lösen, denn sie sah ihn mit einer seltsamen Intensität an. Ihre wunderschönen blauen Augen schienen ihn anzuflehen. Er zögerte. Entweder er starrte zu Boden, oder er hielt diesen brennend streichelnden Blick aus. Er wagte es. Denn man begegnet nicht jeden Tag der Kaiserin, der Herrscherin über das Universum und zu allem der Frau seiner geheimsten Träume.
    So sah er sich an ihr satt. Bewunderte die hohe gewölbte Stirn, den perfekten Schwung ihrer Brauen, ihren sinnlich schön geschwungenen Mund, die Linie ihres schlanken Halses. Und zwischen den Falten ihres Capes ahnte er die Form ihrer Brüste – trotz des Colancors, der sie zusammenpresste.
    Dame Sibrit sah Marti lange aufmerksam an. Ihr Gesicht schien wie von einem kaum sichtbaren Schleier der Trauer verhüllt. Ihre Schönheit war von Tragik umgeben. Sie lächelte nicht, obwohl die Höflichkeit es geboten hätte. Als sie sich Martis Eltern zuwandte, begrüßte sie das Ehepaar mit einem leichten Nicken. Dann drehte sie sich abrupt um und begann ein langes, vertrauliches Gespräch mit Alakaït de Phlel, ihrer langjährigen Vertrauten – eine Geste der Beleidigung in aller Öffentlichkeit, was den anderen Höflingen natürlich nicht entging und worüber sie sich insgeheim freuten.
    Marti erstarrte vor Schreck und fragte sich, ob er Dame Sibrit durch sein Benehmen beleidigt habe. Doch er hätte geschworen, dass sie ihm nichts Böses wollte, sondern ihm durch ihr Verhalten etwas habe sagen wollen. Aber was? Aus welchem Grund sollte sich die Imperatrix des Universums für ihn interessieren?
    »Hättet Ihr die Güte, Madame, Euch von der Familie de Kervaleur zu verabschieden?«, sagte Menati gebieterisch.
    Dame Sibrit tat zuerst so, als hätte sie die Aufforderung ihres Gemahls überhört, während Martis Eltern stumm der peinlichen Situation zu trotzen versuchten, bis sich die Kaiserin endlich lebhaft wieder umdrehte und unzusammenhängende Sätze sprach.
    »Meine Träume … Sie täuschen mich nie … Möge die Zweite Nacht Euch Rat zuteil werden lassen …«
    Nach diesen sibyllinischen Worten neigte sie ihr Haupt. Damit war die Familie entlassen.
    Die drei verneigten sich, traten zurück und schienen, wie von unsichtbarer Hand gelenkt, direkt auf den Seneschall zuzutreiben. Vor der Gestalt im blauen Kapuzenmantel herrschte nie großes Gedränge, und normalerweise hatten die Kervaleurs keinen Kontakt zu Harkot, diesem nichtmenschlichen Wesen, das aus einer Welt stammte, die bisher nicht einmal auf den holographischen Karten verzeichnet war. Doch nun hatte Burphi de Kervaleur und seine Gemahlin das Bedürfnis, einen Verbündeten aus ihm zu machen, weil sie sich bei Dame Sibrit in Ungnade gefallen glaubten und versuchten, den verborgenen Sinn hinter den Worten der Kaiserin zu enträtseln.
    Also traten sie vor ihn und verbeugten sich zeremoniell. Mit einem kurzen Neigen seines unter der blauen Kapuze verborgenen Kopfes erwiderte Harkot den Gruß.
    Marti hoffte, die Unterredung würde kurz sein, denn er wollte zu seinen Freunden, und fühlte sich in der Nähe des Seneschalls nicht wohl. Auch wenn er sie nur vom Hörensagen kannte, fürchtete er dessen telepathische Fähigkeiten. Er warf schnell einen Blick über die Schulter und war erleichtert, die vertrauten Gestalten der fünf Gedankenschützer hinter sich zu sehen.
    »Wohlan, Sire de Kervaleur, welchem Umstand verdanke
ich die Ehre Eures Besuchs?«, sagte Harkot mit jener metallisch klingenden Stimme, die allen Scaythen zu Eigen war.
    »Allein dem Vergnügen, Euch begrüßen zu dürfen, Exzellenz«, antwortete Burphi de Kervaleur unter Aufbietung seiner gesamten mentalen Kontrolle, wobei sein Lächeln eher einer Grimasse glich.
    »Ein ziemlich selten gewordenes Vergnügen heutzutage …«, sagte der Seneschall nicht ohne Ironie.
    »Ihr wisst wohl selbst am besten, wie die Zeit uns zwischen den Fingern verrinnt, Exzellenz. Wahrscheinlich wisst Ihr auch, dass ich mit der Arbeit an einer historischen holographischen Enzyklopädie

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