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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Körper ab. Der Blick seiner hervorstehenden gelben, pupillenlosen Augen gewann langsam an Intensität.
    Und Harkot hatte das äußerst unangenehme Gefühl, sich selbst in einem Spiegel zu sehen; er hatte dasselbe Gefühl des Ekels, das die Höflinge bei seinem Anblick empfanden. Die Meister-Creatoren hatten klug gehandelt: Er würde sich nie mit Menschen gemein machen und ein Teil der Schöpfung werden, denn mit Individuen, die einen verachten, kann man sich nicht identifizieren.

    »Verzeiht, dass ich mich nicht angemessen, in einen Kapuzenmantel gekleidet, präsentiere, Sieur Experte. Aber die Katzenratten haben ihn gefressen … Wollen wir uns auf mentale oder orale Weise verständigen?«
    »Die mentale Kommunikation ist mir lieber«, antwortete Harkot und senkte das Niveau seiner Emissionen auf das niedrigere seines Gesprächspartners, »es sei denn, Ihr wünscht, den Klang Eurer Stimme zu hören.«
    »Nein. Ich bin an die Stille an diesem Ort gewöhnt. Sie erinnert mich an die Stille im Matrix-Bottich«, entgegnete Pamynx auf telepathischem Weg.
    Danach tauschten beide minutenlang keine Gedanken aus, denn beide wussten nicht, warum die Meister-Creatoren dieses Treffen programmiert hatten, und dieses Unwissen verunsicherte sie. Und da Scaythen rein hierarchisch organisiert waren, existierten zwischen ihnen und den Befehlshabern keine Kommunikationsmöglichkeiten.
    »Niemand nennt mich noch Sieur Experte«, begann Harkot versuchsweise das stumme Gespräch.
    »Die Meister-Creatoren haben mich über Euren Besuch informiert und mich ebenfalls wissen lassen, dass Ihr zum Seneschall des Ang-Imperiums ernannt wurdet. Wäre ich ein Mensch, ich wäre stolz auf meinen Schüler.«
    »Das seid Ihr nicht?«
    »Nein. Denn ich habe die Grundelemente des Stolzes sowie andere menschliche Empfindungen studiert. Aber das sind Empfindungen, die mir fremd geblieben sind. Doch ich entdecke in Euch zerebrale Strömungen, die sehr stark Emotionen gleichen. Der Mensch als solcher fasziniert Euch, Sieur Seneschall …«
    Harkot war verblüfft, wie leicht Pamynx sein Gedankengut bloßgelegt hatte. Dann fiel ihm ein, dass er das Niveau
seiner telepathischen Emissionen gesenkt und somit Pamynx eine Gelegenheit gegeben hatte, ihn mental auszuforschen.
    »Ich werfe Euch ein solches Verhalten keineswegs vor«, sprach Pamynx weiter. »Es war für die Eroberung notwendig. Ein Beweis: Ihr seid der Exekutant der sechsten Stufe des PLANS geworden. Wahrscheinlich brauchten die Meister-Creatoren zusätzliche Informationen über die Gefühlswelt der Menschen.«
    »Dann hat das Hyponeriarchat mich also bewusst atypisch geschaffen?«
    »Die wesentlichen Charakterzüge der Menschen sind der Glaube an das Irrationale, unlogisches Denken und impulsives Handeln. Ihr Fehlverhalten gründet sich allein auf die Tatsache, dass sie heftigen Gefühlswallungen unterworfen sind, die von der Ratio nicht beherrscht werden können. Wo auch immer sie leben, wie auch immer ihre soziale Stellung sein mag, oder welche Funktionen sie ausüben, sie alle haben das fundamentale Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung. Emotionen hingegen sind für einen aus der Logik geborenen Keimling, der absoluter Effizienz unterworfen ist, eine absurde, ja unvorstellbare Haltung.«
    »Diskutieren wir dieses Thema auf rein logischer Ebene, Sieur Konnetabel. Wie hätte eine Wesenheit wie das jeglicher Gefühle baren Hyponeriarchats den Wunsch nach Emotionen in einen seiner Keimlinge implantieren können?«
    »Meine diesbezüglichen Informationen sind sehr unvollständig. Ich darf Euch nur mitteilen, dass die Meister-Creatoren in Eurem Gehirn einen Bereich nicht vernetzt haben. Dieser Mangel hat dazu geführt, dass Ihr Euch mit Eurer Umgebung identifiziert und in Euch der Wunsch nach Anerkennung
erwacht ist. Seither seid Ihr für das Hyponeriarchat zu einer Quelle wichtiger Daten geworden …«
    Da die Scaythen sich nicht bewegten, hatten sich ein paar Katzenratten aus ihrem Versteck gewagt und umkreisten Harkot in seinem Kapuzenmantel. Doch den von der Laserlampe ausgehenden Lichtfleck auf Boden und Wand mieden sie.
    »Ihr seid enttäuscht, nicht wahr, Sieur Seneschall?«, fuhr Pamynx fort. »Ihr glaubtet wohl, Eure Weiterentwicklung sei allein Euer Verdienst. Also habt Ihr Eure Defizite mit demselben Eifer wie die Menschen zu kompensieren versucht. Aber im Gegensatz zu Euren Vorbildern ist die Leere in Eurem Hirn eine künstliche Leere, eine Täuschung, und sie wird Euch keinerlei

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