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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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denn Mitleid implizierte automatisch Leid. Das Nagetier bot nichts als ein Bild der Niederlage, des Scheiterns, eines sinnlosen Opfers im Interesse der Gemeinschaft.
    Harkot bückte sich, griff nach einem großen Stein und zerschmetterte den Schädel der Katzenratte.
    »Wie gehen wir vor, um unsere Keimlinge miteinander zu verschmelzen?«, fragte Harkot, als er sich wieder aufgerichtet hatte.
    »Indem wir unsere Münder aufeinanderlegen … Sie sind mehr als Resonanzböden, die der Emission von Lauten dienen. Seid Ihr bereit?«
    Harkot straffte die Schultern. Ein hässlicher Gedanke fuhr ihm durch den Kopf. Halten mich die Meister-Creatoren vielleicht zum Narren? Und wenn Pamynx’ Daten nun meine Vision des Universums und mein Ego auslöschen? Vielleicht haben sie nur zum Schein meine Bedingungen akzeptiert, damit sie meine geheimen Daten lesen und mich besser neu konditionieren können?
    »Jetzt seht Ihr selbst, Sieur Seneschall, wohin das Misstrauen
die Menschheit geführt hat: an den Rand des Abgrunds. Nur zehntausend Keimlinge waren genug, um Abermilliarden menschliche Wesen zu vernichten.«
    Aus welchem Grund? Um was zu erreichen?, fragte sich Harkot. Eine Antwort auf diese Fragen schien ihm mehr als dringend zu sein.
    Doch dann warf er seine Bedenken über Bord und ging zu Pamynx. Der ehemalige Konnetabel beugte sich über ihn und presste die Ränder seiner Mundöffnung – Lippen konnte man diese Wülste nicht nennen – auf seine.
    Harkot empfand diese Karikatur eines Kusses als völlig grotesk, umso mehr, weil sie, wie von ihm beobachtet, bei den Menschen oft etwas Verführerisches hatte. Doch diese Geste bei zwei Scaythen wirkte abwegig.
    Harkot verspürte eine Hitzewelle unter seiner Schädeldecke, die er kaum ertragen konnte. Dann erfüllte ihn wieder die gewohnte innere Ruhe, und er merkte, dass er nun Zugang zu neuen, nie geahnten Informationen hatte: des gesamten Gedächtnisses des Planeten Hyponeros. Jetzt war er imstande, den wahren Charakter der Menschen zu erkennen, und er gab sich das Versprechen, alles zu tun, um sie bis auf den Letzten zu vernichten.
    Aber die Matrix-Daten gaben keine Auskunft darüber, warum die Entität – eine Nicht-Kraft, mehr absolute Negation als Daseinsform – derart verbissen gegen die Menschheit kämpfte. Harkot vermutete, dass in anderen Sphären noch viel erbittertere Kämpfe stattfanden, von denen er keine Kenntnis hatte. Doch das war ihm gleichgültig, denn es genügte ihm, das Instrument zu sein, das die Menschheit für immer in den Abgrund stoßen würde. Die Meister-Creatoren hatten nichts dem Zufall überlassen. Sie hatten ihn derart konditioniert, dass Menschen eine fast hypnotische
Faszination auf ihn ausübten. Und als er sich dann genügend mit seinen Vorbildern identifizierte, hatten sie seine Leere durch einen wütenden, unerbittlichen Hass ersetzt.
    Da Pamynx nun seinen lebenserhaltenden Keim eingebüßt hatte, sank seine körperliche Hülle zu Boden. Sofort stürzten sich die Katzenratten auf ihn. Vergebens! Sie verwandelte sich sogleich in feinen ockerfarbenen Staub, noch ehe die Tiere ihre Zähne in seinen Körper schlagen konnten.
     
    Rose Rubis, die Sonne des Ersten Tages, färbte den Himmel mit ihrem prächtigen Licht, als der Seneschall Harkot – Zellkern des dritten Konglomerats von Hyponeros – auf die enge Gasse im historischen Viertel Romantigua trat. Obwohl sein Kapuzenmantel schmutzig und zerrissen war, wagten es die Interlisten nicht, ihn anzusprechen.

FÜNFTES KAPITEL
    Lange, ehe die Nuklear-Hexe und ihre Söhne, die Kernspaltungs-Atome, ins Innere von Hares zurückkehrten, lange, ehe die Nuklearwüste unserer Mutter Ut-Gen wieder zu einem blühenden Tal wurde, spielte sich Folgendes ab …
    Ich weiß nicht, wie viele Menschen diese Geschichte vor mir erzählt haben …
    Zu jener Zeit geschah es, dass ein kleiner Oberirdischer das Schicksal der aus dem Terrarium flüchtenden Quarantäner teilte. Warum er sich dort aufhielt? Niemand weiß es, außer vielleicht der Mahdi Shari von den Hymlyas, der in den Herzen der Menschen lesen kann.
    Der Junge floh durch den Evakuierungs-Stollen, doch auf der anderen Seite der großen Barriere wurde er von den Corvuren mit ihren Leuchtschnäbeln angegriffen. Aber er wurde von den Wüstenratten gerettet, die von dem schrecklichen Trar Godovan befehligt wurden.
    Von edlem Charakter waren unsere Vorfahren aus der verseuchten Zone: Sie zögerten nicht, einem Oberirdischen zu Hilfe zu eilen,

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