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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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obwohl die Seinen den Befehl zur Vergasung und dem Zuschütten der Stollen gegeben hatten. Doch ich will euch sagen, eine gute Tat ist niemals vergebens …
    Denn im Laufe der Nacht griffen die schrecklichen gefleckten Hyänen der verstrahlten Zone die atomar betriebenen Luftschiffe der Wüstenratten an … Drei Tage und drei Nächte dauerte die Schlacht, aber die Hyänen waren in der Überzahl, sodass sie trotz des heroischen Widerstands der Männer
Trar Godovans den Sieg davontrugen. Doch als sie sich über die Wüstenratten warfen und verschlingen wollten, stellte sich der kleine Oberirdische vor sie hin und begann, ein Lied der Stille zu singen. Und verzauberte die Hyänen derart, dass sie sich zu seinen Füßen niederlegten. Aber da küsste der kleine Oberirdische sie – es war der Kuss des Verzeihens –, und sie gingen weinend davon. Und ihre Tränen versickerten im Boden, und so wurde der große Fluss Misericordia geboren, dieser Fluss, der so friedlich hinter mir dahinfließt …
    Seit jenem Tag sind die gefleckten Hyänen verschwunden, und niemand hat sie jemals wiedergesehen. Es heißt, sie haben sich in Lichtengel verwandelt, und ich, ich glaube, dass das wahr ist. Auch wurde die Frage gestellt, ob der kleine Oberirdische nicht ein Krieger der Stille gewesen sein könne? Aber ich stelle eine andere Frage: Könnte er nicht der Mahdi Shari von den Hymlyas gewesen sein?
    Mündlich überlieferte Legende des Traren-Hexers Lonnez aus der früheren atomverseuchten Wüste auf Ut-Gen.
    D ie Corvuren wurden immer aggressiver. Ein ganzer Schwarm hatte sich auf den kleinen verlassenen Jungen gestürzt. Normalerweise folgten die Aasfresser den Aerotomen und nährten sich von den über Bord geworfenen Abfällen wie die gefleckten in der Wüste lebenden Hyänen. Heute jedoch hatten sie eine verlockendere, lebendige Beute vor sich, ein Kind, das sich kaum gegen ihre Attacken wehren konnte. Und sie brauchten die Todesstrahlen nicht zu fürchten, mit denen die Besatzung der großen Gleitflieger manchmal ihre Reihen dezimierte.
    Jeks Arme und Beine waren schwer wie Blei und gehorchten ihm nicht mehr, weil er viele Kilometer gelaufen war, seit der graue Nebel die Flotte der Aerotome verschluckt hatte.
    Er war den Gleitfliegern gefolgt, weil er hoffte, irgendwo auf dem Hochplateau einen Unterschlupf zu finden. Manchmal drehte er sich um und versuchte, seine Position abzuschätzen. Doch je weiter er ging, desto mehr hatte er den Eindruck, sich weiter von dem Magnetzaun zu entfernen, anstatt sich ihm zu nähern. Eine optische Täuschung, hätte P’a At-Skin ihm erklärt. Ist das Bild, das ich von meinen Eltern habe, auch nur noch eine optische Täuschung?, fragte sich der kleine Junge.
    Plötzlich fühlte er einen stechenden Schmerz im Rücken. Nur ein unaufmerksamer Moment hatte genügt, und schon
saß ein Corvur auf seiner Schulter und hackte ihm ein Stück Fleisch aus dem Körper. Warm lief das Blut unter seinem Hemd herunter. Er fing an zu zittern.
    Wie im Zeitraffer sah er vor seinem geistigen Auge Bilder an sich vorbeifliegen. Seine Freunde in Oth-Anjor, die Straßen und Plätze der utgenischen Hauptstadt, den Eingangsstollen und die unterirdischen Gänge des Nord-Terrariums, das groteske Gesicht des alten Artrarak, die Türme der Gedankenwächter, das bleiche, ausgemergelte Gesicht eines kreuzianischen Missionars, einen kleinen, halb im Flüssigbeton versunkenen Quarantäner, das Haus seiner Eltern … P’a, M’a … beide sehr groß, so groß und leuchtend wie die magnetische Barriere … Seltsamerweise haben sie ihre Colancors ausgezogen und sehen sehr schön aus … Der kahle Kopf von P’a und das lange gelockte Haar von M’a … Beide weinen, doch sie lächeln und strecken ihm ihre weit geöffneten Arme entgegen.
    Der Geruch und der Anblick des Bluts machten die Corvuren noch wilder. Wie riesige furchterregende Schmeißfliegen klebten sie an ihm, hackten mit ihren Leuchtschnäbeln auf ihn ein. Er stürzte zu Boden, von Schmerzen überwältigt und halb bewusstlos, in einem Zustand zwischen Entsetzen und Erleichterung, dem Wahnsinn nahe. Der Wunsch, einfach aufzugeben, erwachte in ihm. Doch sein Überlebenswille war stärker. Denn sonst würde er niemals ein Krieger der Stille werden und hätte Artrarak verraten.
    Immer heftiger wurden die Schnabelhiebe der Corvuren. Doch plötzlich hielten sie inne. Aus der Ferne war ein ständig lauter werdendes, dumpfes Brummen zu hören.
    Den Blick auf die Nebelbank

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