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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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fragenden Blick Jeks.
    Das auf zwanzig bogenförmigen Streben ruhende Raumschiff des Dogen Papironda nahm die gesamte Fläche des Astroports von Glatin-Bat ein, so als hätte man ihn nur zu diesem Zweck angelegt.
    Der kleine Junge stand vor dem Panoramafenster der Wartehalle und wusste nicht, wohin er zuerst schauen sollte. Der Hexenmeister stand neben ihm, während sich Trar Godovan und seine Leibwächter in den für die Passagiere bestimmten Sesseln fläzten.
    »Es wird auf zwei verschiedene Weisen angetrieben. Einmal durch dreißig klassische Motoren, bis es die Schwerelosigkeit erreicht hat. Wenn es dann mit einer Geschwindigkeit von etwa zehntausend Kilometern pro Sekunde fliegt, wird durch seine Programmsteuerung – eine Vorstufe des heutigen Deremats – ein Effekt der Verdoppelung ausgelöst. Für kurze Zeit befindet es sich dann an zwei verschiedenen Stellen im All, manchmal sogar mehr als ein Lichtjahr voneinander entfernt. Dann muss der Pilot seine Wahl treffen. Man nennt das den Shlaar-Effekt …«
    »Was du alles weißt!«, sagte Jek, Bewunderung in der Stimme.
    »Die Shlaar-Programmsteuerung verfügt über einen maximalen Aktionsradius von drei Lichtjahren«, erklärte der Hexenmeister weiter. »Die Papiduc  – das ist der Name des Raumschiffs – kommt aus den Skoj-Welten und fliegt nur einen verschwindend kleinen Teil anderer Welten an, etwa die Ut-Gen am nächsten gelegenen Planeten und jene, die sich in der Nähe des Asteroidengürtels des Sternenhaufens von Neorop befinden. Und natürlich die Freie Weltraum
City, eine Raumstation, die Rebellen des Ang-Imperiums, die Raskattas, zwischen den Sonnensystemen von Hares und Neorop installiert haben … Siehst du das Leitungsnetz unter dem Flugzeugrumpf?«, fragte Todeskuss und deutete auf die verrosteten Röhren, die aus dem Kiel ragten.
    »Das sind Überbleibsel einer völlig veralteten Technologie. Das Raumschiff wurde erst sehr viel später mit der Quanten-Programmsteuerung ausgerüstet. Niemand, nicht einmal der Doge, kennt das Alter dieses Schiffes: viertausend, fünftausend, vielleicht sogar sechstausend Jahre. Wahrscheinlich sind bereits Afrisaten – Menschen, die an den Randgebieten des Universums lebten – als Pioniere mit der Papiduc gereist. Und viele wurden während dieser Reise geboren, wuchsen auf, alterten und starben. Ihre Kinder und Enkel haben dann die Planeten der Marken kolonisiert. Dieser verrostete Schrotthaufen ist ein einzigartiges Relikt aus der Geschichte der Menschheit, Jek.«
    »Schrotthaufen«, war wohl die treffendste Bezeichnung für dieses gigantische Raumschiff. Es war ein schwarzes Monster aus Metall, ein barockes Ungetüm, das mit seinen Ausbuchtungen, Vorsprüngen, Antennen, Bullaugen und Aufbauten völlig archaisch aussah. Drei ovale Mäuler spien in dreißig Meter Höhe Gangways aus, zu deren Füßen Kettenfahrzeuge und Transportwagen parkten.
    Jek kam sich vor diesem Raumschiff winzig vor. Doch weil es so verrottet aussah, hatte er plötzlich Angst, mit diesem Ding zu reisen.
    Plötzlich musste er an seine Eltern denken. Was tun sie gerade?, fragte er sich. Weinen sie? Oder leben sie weiter, als hätten sie nie einen Sohn gehabt?
    Die beiden Frauen des Traren waren sehr nett zu ihm gewesen. Sie hatten ihn gebadet und ihn neu eingekleidet:
Unterwäsche, Hemd, Weste und Hose aus Tuch in seiner Größe. Jetzt war er gut ausstaffiert, was seine Einsamkeit aber nicht linderte.
    Todeskuss fuhr sich mit der Hand durch seinen stacheligen Bart; es knisterte, als würde er gleich in Flammen aufgehen.
    »Einsamkeit ist ein Schicksal, das alle Prinzen und Krieger teilen«, murmelte der Hexenmeister leise. Er schien Gedanken lesen zu können. »Alle anderen Menschen haben immer das Bedürfnis, sich selbst in den Augen ihrer Mitmenschen zu betrachten. Das darfst du nicht tun, Jek. Blick in dich hinein.«
    In dem Moment kam ein Verwaltungsangestellter des Astroports zu ihnen. »Der Doge erwartet Sie …«
    »Na, endlich«, brummte Godovan und stand auf.
    »Nur den Traren, den Hexenmeister und den Oberirdischen«, erklärte der Angestellte, dem die Beta-Zoomorphie eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem Primaten verliehen hatte. »Die Wachen müssen hierbleiben.«
    Plötzlich war Lärm auf der Zufahrtsstraße zum Astroport zu hören, der immer lauter wurde.
    »Was ist denn da los?«, schimpfte der Angestellte.
    »Jetzt ist keine Zeit für Fragen!«, sagte Todeskuss. »Bring uns zum Dogen!«
    Der Hexenmeister hatte

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