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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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lassen und Anweisungen erteilt.
    »Ihr dürft auf keinen Fall über den Kampf mit den Hyänen reden. Wer das Maul aufmacht, wird von mir getötet!«
    Diesen Befehl hatte der Hexenmeister nicht näher erläutert. Aber er kannte seine Leute. Sie würden versuchen, aus ihrem Abenteuer Kapital zu schlagen – freie Getränke, vor allem viele Becher Chen (Alkohol, der aus der Plumengwurzel gewonnen wurde) und die Gunst der Frauen. Also hatten sie schwören müssen, zu schweigen.
    Zwar wusste Todeskuss, dass der Alkohol nach und nach
ihre Zunge lockern würde, doch er hatte etwas Wesentliches gewonnen: Zeit. Er wollte den kleinen Jungen so gut es ging beschützen, ehe die Clans sich seiner bemächtigten und aus ihm einen Sonnenprinzen, einen Sohn von Hares machten. Vor mehr als vier Jahrhunderten hatte ein menschliches Wesen zum letzten Mal einen Pakt mit den gefleckten Hyänen geschlossen. Und sollte sich ein diesbezügliches Gerücht verbreiten, könnte das zu einer kollektiven Hysterie führen, deren Konsequenzen unabsehbar wären.
    Außerdem war es die Pflicht des Hexenmeisters, dem kleinen Oberirdischen zu helfen, seinen vorbestimmten Weg zu gehen. Denn so lautete die Botschaft, die ihm die nukleare Hexe während seines Tanzes mit den Atomen übermittelt hatte.
    Die vielfältigen Formen der Luftschiffe am Flughafen von Glatin-Bat hatten Jek staunen lassen: Manche sahen wie große, auf Ketten fahrende Käfer aus, andere wie geflügelte Schildkröten, wieder andere wie riesige Tausendfüßler ohne Füße … Doch sie unterschieden sich nicht nur durch Größe und Form, auch durch die Art des Antriebs. Zwar bewegten sich die meisten dank der Energie ihrer nuklearsensiblen Zellen fort, aber es gab auch einige mit altmodischen Explosionsmotoren oder Fluggeräte, die der Kraft des Windes vertrauten.
    »Das da drüben ist das Luftschiff des Dogen Papironda«, erklärte Todeskuss.
    Jek schob die herunterhängenden Enden seines Turbans beiseite und hob den Kopf. Über den Zeltdächern und den Wellblechdächern der Baracken konnte er vor der rötlichen Scheibe von Hares ein riesiges graues Schiff erkennen.
    »Bedeck dein Gesicht!«, flüsterte ihm der Hexenmeister zu. »Wenn die Leute herausfinden, dass wir einem gesunden
Menschen Geleitschutz geben, werden sie sich auf uns stürzen wie Schmeißfliegen auf einen Kadaver.« Ohne Jeks Reaktion abzuwarten, verknotete er die beiden losen Enden des Turbans hinter dessen Kopf derart, dass nur noch ein schmaler Spalt für die Augen frei blieb.
    Der kleine Anjorianer hatte kaum noch unter den Verletzungen zu leiden, die ihm die Corvuren zugefügt hatten. Die Salben und die Zeremonien, die Todeskuss durchgeführt hatte, hatten Wunder gewirkt. Die dreitägige Reise hatte ausgereicht, um seine Kräfte wiederherzustellen.
    Jek hatte den Eindruck, sich in einem Zoo zu befinden, dessen Tiere man bunt eingekleidet hatte. Zwar hatte er sich inzwischen an das Aussehen der Wüstenratten gewöhnt, doch die bizarren Gestalten unter den Bewohnern von Glatin-Bat verwirrten ihn. Manche hatten unförmige Schädel, andere vollständig mit Pelz bedeckte Gesichter, Nasen wie Rüssel, Münder, die Schnäbeln glichen; Augen mitten auf der Stirn; Arme, die bis auf den Boden reichten, drei oder vier Beine oder zwei Buckel. Jedem hätte er den Namen eines Tieres geben können. Da gab es einen mit den Stoßzähnen eines Keilers, einen anderen mit den langen Schlappohren eines Hasen … Jek glaubte sich von Vögeln, Reptilien, Dickhäutern, Nagetieren, Bovinen, Kamelen, Raubkatzen und Haustieren umgeben. Einige spazierten nackt über die Straßen oder hatten ihre Scham nur mit einem winzigen Stück Stoff bedeckt. Die Frauen erkannte er an ihren Brüsten oder ihren Zitzen, die Männer an ihren Hoden, breiten Schultern und den Waffen, die in ihren Gürteln steckten. Im Vergleich mit den Glatinbatinern waren die Wüstenratten von fast ebenmäßigen Wuchs. »Wir sind gleich da«, sagte Dohon-le-Fil.
    Sie erreichten einen kreisrunden, von Tavernen gesäumten
Platz. Unter den Vordächern der Wirtshäuser herrschte ein derartiges Gedränge, dass Gäste, die keinen Platz mehr an den Theken oder Tischen gefunden hatten, mit einem Becher Chen auf dem Bürgersteig saßen. Stimmengewirr, Schreie und Gelächter verbanden sich zu einer unbeschreiblichen Kakophonie. Es stank entsetzlich nach Urin, da sich die Gäste direkt auf der Straße erleichterten.
    »Beeilt euch!«, murrte Dohon-le-Fil. Seine Männer trödelten und

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