Terra Mater
ein einfacher Diener der Himmelsbotin von Hares …«
»Offensichtlich …« Der Doge wandte sich an Godovan. »Wahrscheinlich hätten wir mit Ihren Aerotomen das Schiff voll beladen können. Sie wissen aber auch, dass der Transportmarkt heiß umkämpft ist. Es wäre daher wünschenswert, wenn Sie sich mit Grar Serbett und seinen Lycaoniern arrangieren könnten. In siebzehn Monaten bin ich wieder in Glatin-Bat. Dann können wir die Modalitäten des Vertrags besprechen.«
»Sie werden Ihre Entscheidung nicht bereuen«, sagte der Trar und verneigte sich.
Kurz darauf kam San Frisco wieder in die Kabine.
»Die Köpfe und die Herzen sind startbereit. Kein einziger Beta gelangte an Bord, Doge.«
»Dann musst du nur noch unsere beiden Gäste vom Clan der Ratten von Bord bringen … Es sei denn, dein elendes Herz rät dir, dass sie uns begleiten sollen.«
Als die Motoren des Raumschiffs zum Ablegen gestartet wurden, spien die Schubdüsen Feuergarben aus. Trotz der über die Lautsprecher des Astroports ergangenen Warnungen hielten sich noch viele Glatinbatiner auf dem Flugfeld auf. Sie verbrannten innerhalb Sekunden.
Die anderen im Wartesaal sahen, wie das Raumschiff an Höhe gewann und ihnen den Sohn der Sonne, ihren Prinzen, das Kind, das mit den Hyänen gesprochen hatte, entführte. Und mit ihm schwand auch ihre Hoffnung auf eine bessere Welt. Hares hatte sie zum zweiten Mal im Stich gelassen.
Sie verfolgten den Aufstieg des Raumschiffs, bis es im Grau des Himmels verschwand. Dann strömten sie in die Stadt zurück, in die Tavernen, wo sie ihr Elend im Chen zu vergessen suchten. Andere stürmten die Residenz des Traren und rächten sich an den Frauen und Kindern.
Erst viel später, als auf dem Astroport wieder Ruhe eingekehrt war, wurden Godovan und Todeskuss aus dem unterirdischen Observatorium freigelassen, wo die Männer des Dogen Papironda sie eingesperrt hatten.
Der Hexenmeister betrachtete lange die rötliche Scheibe des Sonnengestirns Hares, dann wanderte sein Blick über die verbrannten Toten auf dem Flugfeld.
»Schauen wir mal, ob die Residenz nicht unter dem Besuch dieser armen Kerle zu sehr gelitten hat«, murmelte er.
»Ich preise deinen Starrsinn, Hexenmeister«, sagte Godovan, »und danke dir. Bald werden wir wieder Arbeit haben. Jetzt muss ich nur noch Grar Serbett überzeugen, mir seine Konzession zu überlassen …«
»Die nukleare Hexe sorgt für alle ihre Kinder.«
ACHTES KAPITEL
Die Auslöscher-Scaythen traten zum ersten Mal im Jahr 16 des Großen Ang-Imperiums unter der Herrschaft des Seneschalls Harkot in Erscheinung. Sie arbeiteten eng mit den Inquisitoren zusammen, und ihre Aufgabe bestand darin, bestimmte Formationen des menschlichen Gehirns auszulöschen und sie durch ausgewählte zerebrale Implantate zu ersetzen. Ihre Arbeit war anfangs im Wesentlichen religiös orientiert. Viele Häretiker, Heiden oder Kriminelle entkamen einem qualvollen Tod am Freuerkreuz, wenn sie die Implantate der Kirche des Kreuzes akzeptierten. Doch die Auslöscher-Scaythen wurden sehrschnell für Zwecke eingesetzt, die nichts mit der Religion zu tun hatten: Liebeszellen wurden in die Gehirne von Frauen oder Männern implantiert, die man zu erobern trachtete, oder spezielle Programme zum Spionieren und um Rivalen zu eliminieren …
Auf diese Weise wurde die Erinnerung an den Geliebten oder die Geliebte im Kopf des Mannes oder der Frau gelöscht, die ihren Gatten oder ihre Gattin betrogen hatten, oder es löschte sich die Erinnerung der geschuldeten Summe im Kopf des Gläubigers …
Es konnte also geschehen, dass eine Frau plötzlich in heftiger Liebe zu einem Mann entbrannte, den sie bisher verachtet hatte; ein Mann seinen besten Freund tötete, ohne zu wissen, warum; ein Geistlicher sich plötzlich in aller Öffentlichkeit entkleidete und nackt umherging …
Die Auslöscher-Scaythen dienten dazu, Rachegelüste zu stillen, Konkurrenten zu kompromittieren, lästige Menschen aus dem Weg zu räumen.
Um ein solches Ziel zu erreichen, genügte es, dass ein als Gedankenschützer verkleideter Auslöscher-Scaythe dem Opfer nur wenige Sekunden gegenübersaß oder-stand. Das Ergebnis dieser Manipulationen aber war der langsame Verlust des Erinnerungsvermögens der gesamten Menschheit – der Verlust des Wesens ihrer Existenz.
»Geschichte des Großen Ang-Imperiums« Unimentale Enzyklopädie
B itte folgt mir, Eure Eminenz.«
Fracist Bogh und seine Gedankenhüter gingen hinter dem Vikar
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