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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Schritten in der Gruft auf und ab wie ein Raubtier im Käfig.
    »Alles ist bereit, Eminenz. Nur ein Element fehlte noch, um unser Projekt zu realisieren: Ihr!«
    »Warum ich? Ich bin erst zweiunddreißig Jahre alt und habe nur wenig Erfahrung. Außerdem bin ich Marqusatiner, und alle bisherigen vierhundertsiebenundzwanzig Muffis waren Syracuser.«
    »Wir sind uns dieses doppelten Nachteils durchaus bewusst, doch nichts wird uns davon abhalten, das zu tun, was getan werden muss.«
    »Wie wollt ihr das Wahlstatut umgehen? Angenommen, der Muffi lässt sich dazu herab, uns … uns zu verlassen, werden sich die fünftausend Kardinäle noch immer in einem Konklave versammeln und sich einen unerbittlichen Kampf um die Nachfolge liefern …«
    Noch während er sprach, merkte Fracis Bogh, dass er sich langsam mit dem zuvor als verabscheuungswürdig empfundenen Vorschlag der Vikare anfreundete.

    »Sie werden Krieg führen«, sprach er weiter. »Allianzen bilden … Um gewählt zu werden, müsste ich ihnen etwas versprechen. Wer bin ich, ihnen irgendetwas versprechen zu können?«
    »Ihr vergesst etwas, Eminenz. Das Vikariat ist der Garant der Institutionen, und die Wahl wird von uns kontrolliert. Die Kardinäle geben den Namen ihres Favoriten per Code ein, der dann auf unseren Kontrollbildschirmen erscheint. Danach erfassen wir mit unserer Memodiskette die Anzahl der Stimmen. Doch eine Memodiskette kann man manipulieren …«
    Fracist Bogh blieb stehen und musterte die Vikare, nichts als schwarzweiße Schattengestalten vor den Nischen, in denen, von diffusem Licht beleuchtet, ihre »Opfergaben« ruhten. Ein irrealer Anblick.
    »Wollen Sie ernsthaft andeuten, die Wahl zu fälschen? Mord, Betrug? Ihr Brüder, die ihr von der Reinheit besessen seid? Dann beginnt die neue Ära unter einem schlechten Vorzeichen!«
    »Ich wiederhole, Eminenz. Ein Krieg kann nicht mit moralischen Normen gewonnen werden. Wir müssen die Korruption mit der Korruption bekämpfen. Denn wir dürfen das unvergleichliche Erbe unserer Kirche nicht verkommenen Individuen überlassen.«
    »Und was beweist, dass ich nicht zu dieser Kategorie gehöre?«
    »Die Ergebnisse langer und peinlichst genauer Untersuchungen unserer Brüder in fast allen bekannten Welten …«
    Plötzlich erkannte Fracist Bogh die Wahrheit. Er begriff, warum seine Vorgesetzten ihm Bruder Jaweo Mutewa auf Ut-Gen beigeordnet hatten; er begriff, warum sich sein Privatsekretär so aggressiv und provozierend ihm gegenüber
verhalten hatte. Aus einem einzigen Grund: um die Tiefe seines Glaubens zu prüfen, seine Schwächen und Stärken auszuloten; um zu erfahren, ob er für dieses höchste Amt geeignet sei.
    »Die Untersuchung hat jedoch ergeben, dass Ihr trotz Eurer paritolischen Herkunft und Eures jugendlichen Alters der geeignete Anwärter als Nachfolger des Muffis seid. Wir schätzen Eure Frömmigkeit, Eure stete Sorge um das Wahre Wort, Eure Unerbittlichkeit allen Häretikern gegenüber und Eure effiziente Verwaltungsarbeit auf Ut-Gen – insbesondere gefiel uns die Art und Weise, wie Ihr das Problem mit dem Nord-Terrarium gelöst habt. In gewisser Hinsicht kann man den derzeitigen Muffi und viele Kardinäle als unsere Quarantäner betrachten, diabolische Mutanten, unterirdische Monster, derer wir uns entledigen müssen, ehe sie die gesamte Kirche verseucht haben …«
    Diese Worte zerstreuten Fracist Boghs Argwohn und drangen wie glühende Pfeile in sein Hirn. Ihm wurde bewusst  – auch wenn er sich bisher geweigert hatte, sich diese Möglichkeit einzugestehen –, dass er schon immer mit dieser Perspektive gerechnet hatte. Denn alle seine Lehrer hatten ihm eine ruhmreiche Zukunft vorhergesagt. Auch wenn die Beweggründe der Vikare nicht so klar und uneigennützig waren wie sie vorgaben, beschleunigten sie doch nur das ihm vorherbestimmte Schicksal.
    »Zwei Fragen habt ihr mir beantwortet«, sagte der Gouverneur Ut-Gens. »Wie die Zukunft des amtierenden Muffi aussehen wird und welche Wahl die Kardinäle treffen werden. Es bleibt eine dritte Frage zu beantworten: Wie stehen der Imperator Menati und der Seneschall Harkot dazu? Die Kirche ist eng mit der Regierung verbunden. Hat nicht der Muffi auf den Rat des Seneschalls Harkot Menati Ang zum
Nachteil seines Bruders Ranti zum Thron verholfen? Ist der Kaiser Barrofill deshalb nicht zu Dank verpflichtet?«
    »Wir können Euch versichern, dass unsere Pläne auf höchster Ebene Unterstützung finden.«
    »Von wem?«
    »Es ist noch zu

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