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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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indigofarbene Gewand des Imperators Menati – und Dame Armina
Wortling. Die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwammen. Sein Treffen mit den Vikaren schien nie stattgefunden zu haben. Er wusste nicht mehr, welche Antwort er ihnen gegeben hatte. Er wusste auch nicht mehr, wie er in seine Zelle zurückgekehrt war.
    Er hatte Bruder Jaweo Mutewa gesucht, der eine Etage unter ihm logierte. Doch sein Privatsekretär war unauffindbar gewesen. Von ihm hatte er sich ein Zeichen, eine Bestätigung erhofft. Doch jetzt glaubte er, sein Traum sei zerbrochen.
    Oh, Kreuz, warum quälst du mich so? Warum verwehrst du mir die heilsame Kraft des Schlafes?
    Da hörte er ein leises Klopfen.
    »Eure Eminenz! Eure Eminenz!«
    Er brauchte länger als eine Minute, um wieder klar denken zu können. Eine dunkle Vorahnung überkam ihn, als er schweren Schritts zur Tür ging und sie öffnete.
    Ein junger Assistent in mandelgrünem Colancor und Chorhemd stand davor. »Ich bitte um Entschuldigung, Euch mitten in der Nacht zu wecken, Eure Eminenz. Man verlangt an höchster Stelle nach Euch.«
    »Wer?«
    Nach kurzem Zögern antwortete der Assistent: »Seine Heiligkeit, der Muffi … Es handelt sich um ein informelles Treffen, in größter Diskretion …«
    Fracist Bogh erstarrte. Sein erster Gedanke war, dass der Unfehlbare Hirte das Komplott aufgedeckt habe. Eine kleine ironische Stimme in seinem Kopf sagte ihm, dass das Zusammentreffen in der Gruft nur eine Inszenierung des Muffis gewesen sei, um seine Loyalität zu prüfen.
    »Lassen Sie mir etwas Zeit zum Anziehen«, sagte er zu dem Assistenten.

    »Werft nur Euer Chorhemd über. Den Colancor für die Nacht könnt Ihr anbehalten.«
    In Begleitung seiner Gedankenhüter gingen der Gouverneur von Ut-Gen und der Assistent über nicht enden wollende, im Halbdunkel liegende Flure. Fracist Bogh fühlte sich wie ein zum Tode Verurteilter, der zum Schafott begleitet wird. Er verfluchte seinen Ehrgeiz und seinen Stolz, der ihm schon in jungen Jahren mit einer hohen Position innerhalb der Hierarchie belohnt hatte. Eine makellose Karriere, die aus Mangel an Demut und maßloser Eitelkeit nun in Schande zu enden drohte. Hatte er nicht oft über der berühmten Maxime des Einsiedlers der Berge meditiert, die da hieß: Man identifiziert sich leicht mit der Macht, weil sie das Ego stärkt, doch viel schwerer fällt das Dienen und noch viel schwerer der absolute Dienst an der Kirche des Kreuzes …
    Sein Hochmut hatte ihn zu Fall gebracht. Ein paar schmeichlerische Worte hatten genügt, und schon war er bereit gewesen, den Ornat des Muffi anzulegen. Welche Überheblichkeit von einem Mann, der immer die Karrieresucht seiner Kardinalskollegen angeprangert hatte.
    »Bleibt stehen, Eminenz! Da kommen sie!«, flüsterte der Assistent.
    Die kleine Gruppe befand sich gerade unter den Arkaden des siebten Innenhofs, eines mit rosafarbenem Marmor ausgelegten Patios, der nur dem Muffi und seinen Leibdienern vorbehalten war. Die vier versteckten sich hinter einer großen Säule. Zuerst hörte Fracist Bogh nichts als das Plätschern des singenden Brunnens im Innenhof. Dann hörte er Schritte. Sie wurden lauter, und er glaubte, weiße und rote Kapuzenmäntel erkennen zu können, die der Gedankenschützer und die der Inquisitoren. Kurz darauf waren die Gestalten verschwunden.

    »Gehen wir weiter, Eminenz«, flüsterte der Assistent.
    »Einen Moment … was soll diese Geheimniskrämerei?«
    »Ich darf Euch nicht antworten, Eminenz. Ich führe nur Befehle aus«, sagte der Assistent und sah sich furchtsam um, als hätte er Angst, Dämonen aus dem Dunkel der Nacht auftauchen zu sehen.
    »Trotzdem könnten Sie mir vielleicht etwas erklären«, forderte Fracist Bogh. »Obwohl ich über ein sehr feines Gehör verfüge, habe ich das Geräusch der Schritte erst dreißig Sekunden später als Sie vernommen.«
    Nach einigem Zögern antwortete der Assistent: »Das beruht auf einem Auslöscher-Programm, Eminenz.«
    »Würden Sie das bitte präzisieren?«
    »Gewisse natürliche Gegebenheiten meines Gehirns wurden gelöscht und durch Programme auditiver Sensibilisierung …«
    »Wer hat das getan? Ein Auslöscher-Scaythe?«
    »Der Muffi erwartet Euch, Eminenz.«
    »Nur noch eins: Diese ›natürliche Gegebenheit‹, die man Ihnen …«
    »Ich kann mich nicht mehr an meine Kindheit erinnern, Eminenz«, antwortete der Assistent lakonisch.
    Und um den Fragen des Kardinals ein Ende zu machen, ging er schnell über den Patio auf

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