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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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erwiesen und ihr von einem Auslöscher ein Liebes-Implantat einsetzen lassen … Aber wir sind bereits da, Eminenz. Eure Gedankenschützer können hier warten. Es war mir ein Vergnügen, Eminenz. Ich begebe mich jetzt zur Ruhe … Das Unangenehme mit dem Muffi ist, dass man ihn nur zu den unmöglichsten Zeiten sprechen kann …«
    Mit diesen Worten schlüpfte Emmar Saint-Gal mit erstaunlicher Behändigkeit durch die Menge und verschwand durch eine Geheimtür.
    Fracist Bogh stieß einen Flügel der Tür aus rosa Optalium auf und betrat den Audienzsalon. In diesem, gemessen an den Warteräumen, kleinen Zimmer herrschte eine feindliche Stille. Die stickige Luft roch leicht nach Weihrauch. Schwebende Licht-Kugeln verbreiteten einen diffusen Schein und erhellten die Wasserbehänge, in denen sich Fische tummelten.

    »Schließt die Tür und tretet näher, Kardinal«, hörte er eine zittrige Stimme.
    Der Gouverneur von Ut-Gen gehorchte. Licht-Kugeln schwebten über dem leeren, vor einem Schreibtisch platzierten Luftsessel.
    »Setzt Euch.«
    Fracist Bogh gehorchte abermals und sah seinen erhabenen Gesprächspartner an, der im Halbschatten saß.
    Je älter Barrofill XXIV. wurde, umso mehr ähnelte er einem der Komodowarane aus dem kreuzianischen Bestiarium: dieselben kleinen glänzenden Augen, dieselbe verbissene Miene, dieselben tiefen Furchen. Die Schicht weißen Puders auf seinem Gesicht hatte tiefe Risse bekommen.
    Doch Fracist Bogh hielt dem bohrenden Blick des Muffis stand. Habe ich mich nicht bereits durch meine Naivität und Dummheit bloßgestellt?, dachte er. Doch mein Stolz gebietet mir, meine Würde zu wahren. Leicht werde ich es ihm nicht machen, obwohl hinter den Wassertapeten seine Inquisitoren lauern und meinen ungeschützten Geist durchforschen.
    »Gehen wir in medias res, Kardinal Bogh«, sagte der Muffi. »Weder Ihr noch Wir haben die Zeit, uns in Nebensächlichkeiten zu verlieren. Vor einigen Monaten baten Wir unsere Brüder des Vikariats diskret, aber umfassend Nachforschungen über die Kardinäle anzustellen …«
    Ein eisiger Wind brachte die kleine Flamme der Hoffnung in Fracist Bogh zum Erlöschen.
    »Diese langen und gründlichen Untersuchungen führten zu einem desolaten Ergebnis. Mehr als drei Viertel unserer dreitausendundfünfhundert Kardinäle zeigt sich sehr ungeduldig in Hinsicht auf die Nachfolge. Diese Zahl scheint Euch zu überraschen?«

    »Ich muss gestehen, dass sie mich erschreckt, Eure Heiligkeit.«
    »Wisst Ihr, dass Unsere Sicherheitsdienste über zwanzig Komplotte innerhalb eines Monats gegen Uns aufgedeckt haben? Unsere Purpurträger sind besonders erfindungsreich, wenn es darum geht, sich einen Weg zum Thron Unserer Kirche zu bahnen. Sie brauen allerlei Gifte zusammen, erfinden die verschiedensten Waffen und geben ein Vermögen aus, um sich die Dienste professioneller Mörder zu sichern. Trotz aller dieser üblen Ränke ist es ihnen bisher nicht gelungen, Unser Ministerium zu unterminieren. Vielleicht haben sie vergessen, dass niemand das Wahre Wort verfälschen kann, dass Er allein über das Leben Seiner Getreuen wacht. Er allein und natürlich ein effizienter Sicherheitsdienst …«
    Fracist Bogh fragte sich, worauf der Muffi hinauswollte, welches Anliegen sich hinter dem oberflächlichen Geplauder verbarg.
    »Die Macht, Kardinal Bogh … Was würde man nicht alles für die Erlangung der Macht tun. Zwar sind diese Männer Kardinäle und haben sich dem Göttlichen zugewandt, aber sie verwandeln sich in wilde Tiere, sobald sie die Macht nur aus der Ferne wittern. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Denn vor achtundvierzig Jahren war ich selbst Kardinal, ein Anwärter wie andere … Und ich wurde zum Raubtier, bereit zu töten …«
    Fracist Bogh erriet, dass der müde Greis hinter dem Schreibtisch das Bedürfnis hatte, sich manchmal einen Teil seiner schweren Last von der Seele zu reden. Wie viele Geheimnisse hütete der Muffi?
    »Es existiert keine Macht – auch keine religiöse –, ohne blutbefleckte Hände. Das müsst Ihr wissen, Kardinal Bogh.
Die Kirche des Kreuzes legt dem Sterblichen, der ihr erster Diener werden will, fürchterliche Prüfungen auf. Das Seelenleben ist kaum mit der Leitung der Kirche vereinbar … Aber beschäftigen wir uns mit den Ergebnissen der von den Vikaren durchgeführten Untersuchung.«
    Endlich!, dachte Fracist Bogh. Endlich kommt er zur Sache.
    »Der Bericht Unseres Bruders Jaweo Mutewa, der ebenfalls ein Mann mit brillanter Zukunft

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