Terra Mater
ist, hat Uns besonders interessiert. Und Wir sind zu dem Schluss gekommen, Kardinal Bogh, dass die Kirche Eure Fähigkeiten nicht richtig zu schätzen weiß. Trotz Eures Alters hatte die für hierarchische Veränderungen verantwortliche Administration sich beeilt, Euch zum Gouverneur von Ut-Gen zu ernennen, eines Planeten, der wenig Annehmlichkeiten bietet, wie Uns gesagt wurde. Wir hingegen finden es inakzeptabel, einen derart herausragenden Mann wie Ihr es seid, auf einen dieser verseuchten Planeten zu schicken. Es scheint Uns hingegen viel klüger, die Regierungsgeschäfte dieser unbedeutenden Welten aufrührerischen oder intriganten Charakteren zu überlassen, um Unsere wahren Getreuen hier, in Venicia, zu versammeln.«
Und wieder einmal fragte sich Fracist Bogh, was sich hinter solchen honigsüßen Worten verbarg. Zwar sah er keine Inquisitoren, doch er spürte ihre Präsenz hinter den Wasser-Vorhängen, er spürte die eiskalten, kaum wahrnehmbaren Ströme in seinem Gehirn. Sie hatten keine Mühe, in sein schutzloses Denken einzudringen und wussten sicher schon über sein Treffen in der Gruft der Kastraten Bescheid. Da sie ständig über das Mikrokommunikationssystem mit dem Muffi in Verbindung standen, stellte sich die Frage, was der hinterhältige Muffi ausbrütete?
»Ihr seid kein Syracuser, Kardinal Bogh, und trotzdem würde ich Euch die Leitung einer solch großen Institution wie die Unserer Kirche zutrauen. In Euch sehe ich sowohl das Feuer des Berufenen als auch die Klarsicht des Schlichters, Eigenschaften, die sehr selten in einem Mann vereint sind, vor allem heutzutage. Die meisten Kardinäle sind korrupt und geben sich den widerwärtigsten Ausschweifungen hin, und die wenigen, die nicht unter diese Kategorie fallen, sind genauso dumm wie tugendhaft …
Aus diesen Überlegungen heraus haben wir beschlossen, Euch zum Generalsekretär der Kirche zu ernennen.«
Fracist Bogh war fassungslos und bemühte sich vergeblich, seine Emotionen zu kontrollieren.
»Bleibt natürlich, Kardinal Bogh! Die autopsychische Selbstverteidigung ist doch nichts als ein Spiel für zurückgebliebene Höflinge. Eure Nominierung wird zu Beginn der ersten Sitzung des Konklave am zweiten Tag verkündet, das heißt …«
Er warf einen Blick auf die holographische Uhr.
»In etwa sieben Stunden. Jetzt müssen Wir Uns von Euch verabschieden, denn es ist Unsere Pflicht, noch einige lästige Bittsteller zu empfangen. Auch bitten Wir Euch, die Leibesvisitation zu entschuldigen, aber sie ist unerlässlich. Denn die Wände Unseres Domizils haben überall Augen und Ohren, und Wir wollten nicht den Eindruck vermitteln, Euch bevorzugt zu behandeln. Von jetzt an seid Ihr die zweitwichtigste Persönlichkeit der Kirche des Kreuzes, Kardinal Bogh, und somit zu einer Zielscheibe Eurer Amtskollegen geworden … Und Ihr habt nur noch wenig Zeit, um zu lernen, wie man diese Raubtiere zähmt«, sagte der Muffi mit einem Augenzwinkern.
»Ruht Euch aus, Kardinal Bogh«, fuhr er fort. »Wir stellen
Euch von der ersten Sitzung des Konklaves frei. Unsere Assistenten holen Euch zu gegebener Stunde in Eurer Zelle ab.«
Der Unfehlbare Hirte beugte sich nach vorn und streckte dem Gouverneur von Ut-Gen die Hand entgegen; an seinem Finger glänzte ein in Optalium gefasster tiefroter Rubin.
»Warum ich, Eure Heiligkeit?«, fragte Fracist Bogh, nachdem er den Ring mit den Lippen gestreift hatte.
»Fühlt Ihr Euch Eurer neuen Aufgabe nicht gewachsen, Kardinal Bogh? Es gibt Fragen, die man lieber nicht stellen sollte. Geht jetzt, und möge das Ende der Zweiten Nacht Euch gewogen sein.«
Der Gouverneur von Ut-Gen verneigte sich und ging. Er war erleichtert, sich wieder in Begleitung seiner Gedankenschützer zu befinden, die auf ihn gewartet hatten. Denn alle Höflinge, denen er auf dem Rückweg begegnete, kamen ihm feindlich gesonnen vor.
Als er den siebten Ehrenhof überquerte, färbte Rose Rubis den Himmel mit einem fein gestreiften Rot. Er setzte sich auf den Rand des Springbrunnens und lauschte dem Gesang des Wassers. Noch immer war er überzeugt, dass der Muffi von seinem geheimen Treffen mit den Vikaren informiert worden war. Aber auf die Frage, wer der Geschicktere bei diesem Ränkespiel gewesen war, die Entourage Barrofills oder das Vikariat, darauf fand er keine Antwort. Doch er schwor sich, alles daranzusetzen, um die dunklen Machenschaften innerhalb der Kirche zu durchschauen und ihnen dann ein Ende zu setzen.
Hatte der greise Muffi ihn
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