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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Der alte Syracuser war sehr erfreut gewesen, dass der Jersaleminer ihm auf seine Bitte dieses kostbare Exemplar geliehen hatte, weil sich das Volk der Erwählten sonst kategorisch weigerte, Andersgläubigen ihre heiligen Texte anzuvertrauen. Doch dieser Mann – ein verbannter Prinz – schien diese strengen Regeln nicht mehr zu befolgen.
    »Was wollen Sie damit sagen, Marti?«
    »Dass Sie nicht der Einzige sind, der auf der Suche nach der Tochter Ihres ehemaligen Freundes ist. Ich habe gerade einen kleinen Utgenianer kennengelernt, der zur Terra Mater reisen möchte. Denn sie ist auf diesen Planeten geflohen, nicht wahr?«
    Robin de Phart stand auf und starrte aus dem Bullauge. Das Luftschiff befand sich gerade im Shlaar-Effekt, und Licht ferner Gestirne flammte im All wie von Windböen getriebene Licht-Kugeln auf.
    »Ich verstehe nicht, warum Sie mit mir nicht darüber geredet haben. Verstrauen Sie mir denn nicht?«
    Robin de Phart fühlte sich in Martis Gesellschaft immer
wohler. Das Schicksal schien ihm zum Trost seines Alters einen Sohn geschickt zu haben. Doch ein unerklärliches Gefühl hielt ihn zurück, sich dem jungen Mann anzuvertrauen. Noch konnte er nicht erklären, ob diese Zurückhaltung an seiner mangelnden Herzlichkeit oder an der gestörten Persönlichkeit des jungen Kervaleur lag. Eine dunkle Vorahnung hatte ihn nach der Zerstörung der Freien City des Alls beschlichen, und intuitiv hatte er eine Verbindung zwischen Martis Verspätung, dem schwarzen Staub auf dessen rotem Overall – warum hatte er sich nicht umgezogen? – und dessen Gleichgültigkeit der Explosion gegenüber hergestellt. Aus diesem Grund hatte er zwei Wochen kaum geschlafen und immmer wieder versucht, seinen Reisegefährten diskret zu befragen. Doch er hatte nur erreicht, dass dieser verärgert war. Robin zweifelte nicht an Martis Aufrichtigkeit, aber an dessen seelischem Gleichgewicht. Manchmal glaubte er Wahnsinn in seinen dunklen Augen aufflackern zu sehen.
    Nein, Robin de Phart hatte kein Vertrauen mehr zu seinem jungen Freund. Und er litt deswegen.
    »Ich hätte es Ihnen gesagt«, antwortete er müde. »Aber ich wollte Sie vorher besser kennenlernen.«
    »Jek – so heißt der kleine Utgenianer – war nicht so argwöhnisch wie Sie. Ich vermute, dass Sie mir nichts erzählt haben, damit ich bei Ihnen bleibe. Schließlich habe ich nicht mein Elternhaus verlassen, um weiterhin wie ein Kind behandelt zu werden, Sieur de Phart!«, schoss Marti seine Worte wie vergiftete Pfeile ab.
    Der alte Syracuser umklammerte die alte, in Leder gebundene Bibel. Der Shlaar-Effekt machte ihm zu schaffen. Er fühlte sich nicht wohl, und die Reise zum Planeten Franzia würde noch vierzehn Tage dauern.

    »Und was haben Sie jetzt vor?«
    Marti setzte sich auf seine Koje und spielte geistesabwesend mit den Knöpfen seiner Jacke, die er für zehn der restlichen dreißig Einheiten Robins gekauft hatte, weil er vergessen hatte, die zweitausend, mit sexuellen Dienstleistungen verdienten Einheiten mitzunehmen.
    »Ich will Naïa Phykit und Sri Lumpa auf Terra Mater treffen«, antwortete er. »Das wollen Sie doch auch. Oder nicht? Und dann ein Krieger der Stille werden.«
    »Und wie wollen Sie dorthin reisen?«
    »Jek sprach von illegalen Schleusern auf Franzia.«
    »Und wie wollen Sie diese Leute bezahlen? Sie sind sehr teuer, außerdem verfügen sie nur über veraltete Raumschiffe, die einen Aktionsradius von weniger als zehn Lichtjahren haben …«
    »Was wissen Sie schon davon?«
    Robin de Phart setzte sich wieder auf seine Koje und schlug die Bibel von Jer Salem auf, seinen Blick automatisch auf den Text gerichtet.
    »Während meiner fünfzehnjährigen Flucht haben sie mir öfter gute Dienste geleistet, obwohl sie Raskattas sind, üble und skrupellose Händler.«
    »Wir werden sie dazu bringen, uns gratis reisen zu lassen.«
    »Ach? Ebenso gut könnten wir einen Kreuzler von der Nächstenliebe überzeugen.«
    »Das Alter scheint den Menschen verbittert und pessimistisch zu machen«, sagte Marti kalt.
    »Eine solche Haltung könnte man auch als eine gewisse Weisheit bezeichnen«, entgegnete der alte Syracuser.
    »Dann kann ich wohl kaum auf Ihre Unterstützung zählen …«

    »Auch wenn ich dem Tode schon nahe bin, so habe ich doch keine Lust, mich selbst zu töten.«
    »Aber wie wollen Sie dann auf Terra Mater gelangen?«
    Robin de Phart vertiefte sich in die Lektüre eines Abschnitts in dem Buch der Xaxas. Auf seiner Koje lagen Videoholos und

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