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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Lichtbücher.
    »Das weiß ich noch nicht … Doch ich vertraue dem Schicksal …«
    »Das Schicksal spielt den Menschen manchmal seltsame Streiche.«
    »Eine derart philosophische Betrachtungsweise ist ja etwas ganz Neues bei Ihnen.«
    »Der Satz stammt nicht von mir, sondern von Jek, dem kleinen Anjorianer. Von seinem Vater vielmehr … von seinem P’a, wie er ihn nennt.«
    Robin de Phart hielt die Bibel in die Höhe. »Die Lösung des Problems steht vielleicht in diesem Buch geschrieben. San Frisco hat es mir nicht rein zufällig geliehen.«
    »Der erste Offizier? Ich kann den Kerl nicht leiden. Immer steckt er mit Jek zusammen. Er nennt ihn ›Prinz der Hyänen‹. Und nicht nur, dass er komisch daherredet. Sein Blick jagt mir Angst ein.«
    »Sollten Sie die Grundregeln Ihrer höfischen Erziehung vergessen haben, Marti?«, sagte der alte Syracuser spöttisch. »San Friscos Sprache ist voller Poesie, die Ihre hingegen neigt zur Vulgarität.«
    »Für die Welt bin ich bereits gestorben. Weder für den kaiserlichen Hof noch für meine Eltern oder Freunde existiere ich noch«, entgegnete Marti finster. »Sie sprachen von einer Lösung. Worum geht es?«
    »Um die Xaxas der Gleba-Religion. Diese himmlischen Zugvögel, auf die die Jerusaleminer seit achttausend Jahren
warten. Ich habe mit San Frisco darüber gesprochen. Er ist davon überzeugt, dass die Xaxas in drei Standardwochen auf Jer Salem landen.«
    »Und dann?«
    »In dieser Bibel steht geschrieben, dass man in den Leib dieser sagenhaften Vögel eindringen kann. Ich lese Ihnen die Stelle vor: Jeder Jerusaleminer wird in dem Bauch eines Xaxas geborgen werden. Und der himmlische Zugvogel wird ihn nähren und mit Atemluft versorgen … mit ihm in die Weite des Alls fliegen und ihn nach vierzig Tagen auf der geweihten Erde des neuen Jer Salem absetzen … Unklar ist, was die Bibel unter ›das neue Jer Salem‹ versteht … Aus der Gleba kommend, werden sie zur Gleba zurückkehren … Die alte Gleba, das ist zweifelsohne Terra Mater, das Ursprungsland. Von dort aus sind die Phraeliten vor mehr als acht Jahrtausenden aufgebrochen. Aber welches ist ihr Ziel? Die neue Welt? San Frisco hat mich darauf hingewiesen, dass diese heiligen Schriften zum großen Teil symbolisch zu verstehen sind. Das hat seinerzeit den Zorn der Abyner auf ihn gelenkt, die ihn aus Jer Salem verbannten …«
    »Und das glauben Sie, Sieur de Phart?«, unterbrach Marti den alten Mann respektlos. »An irgendeinen Unsinn, der vor achttausend Jahren geschrieben wurde?«
    »Ich glaube daran, ebenso wie Sie an den Mythos der Krieger der Stille glauben, mein junger Freund! Es gibt Leute, die genauso wie Sie jetzt reagieren, wenn von Naïa Phykit und Sri Lumpa die Rede ist … Jedenfalls ist Jer Salem nur zwei Tagesreisen mit dem Luftschiff von Franzia entfernt, und wir könnten leicht dorthin gelangen …«
    »Aber ohne mich!«
    Marti stand wütend auf und ging zur Tür. Er legte die
Hand auf die Klinke und drehte sich um. Seine Augen sprühten Blitze.
    »Jek und ich wollen keine Zeit auf Jer Salem verlieren! Wir bitten die Schleuser in Nea-Marsile um Hilfe. Ob Ihnen das nun passt, oder nicht! Sie sind bis ans Ende Ihres Lebens von dem Virus der Ethnosoziologie infiziert, Sieur de Phart, und behaupten immer, im allgemeinen Interesse zu handeln, aber Ihre Interpretation dieser Bibelverse – abgesehen davon, dass sie völlig hirnrissig ist – dient nur Ihren eigenen Interessen. Sollten wir Sie begleiten, schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie können Ihre Studien fortsetzen und haben außerdem noch Menschen in der Nähe, die Sie vor Ihrer Einsamkeit bewahren. Denn ein altes syracusisches Sprichwort sagt, dass die Einsamkeit den Tod des Greises bedeutet. Was wohl stimmt, wenn ich bedenke, welchen Aufwand Sie betreiben, um Freunde zu gewinnen. Und was San Frisco betrifft. Er ist Jersaleminer, ein unberechenbarer Mann. Wer weiß? Vielleicht will er Sie in eine Falle locken? Vielleicht schneidet er Ihnen die Kehle durch, wenn Sie einen Fuß auf die Erde Franzias gesetzt haben.«
    Marti, Marti, dachte Robin de Phart. Hast du am Hof Venicias nicht gelernt, den größten aller Schurken zu erkennen? Laut sagte er:« Du lieber Himmel! Und warum sollte er das tun?«
    »Er hält Sie für einen reichen Mann. Jemand, der so viel Geld für eine Weltraumreise ausgeben kann, muss noch mehr haben. Sie und Ihre angebliche Weisheit, Sie haben dreimal so viel wie die anderen Passagiere bezahlt!«, sagte

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