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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Marti vehement, drehte sich um und ging. Die Tür schlug er hinter sich zu.
    Robin de Phart legte die Bibel auf den Nachttisch, streckte sich auf seiner Koje aus und überließ sich seinen trüben
Gedanken. Marti hatte mit der brutalen Taktlosigkeit der Jugend den Finger in die Wunde gelegt.
    Er war immer allein gewesen. Seit seiner Kindheit als einziger Sohn auf Syracusa und während seiner ständigen Reisen durch die bekannten Welten, denn das erforderte sein Beruf. Indem ihn die Kirche des Kreuzes ausgestoßen und auf den Index der Raskattas gesetzt hatte, wurde er zu einem Verfemten, Ausgestoßenen, der nie auf sein Herz hören durfte. So hatte er nichts anderes getan, als andere Völker in anderen Welten zu beobachten, zu klassifizieren, aber gelebt – gelebt hatte er nicht! Und dieses Wissen, auf das er so stolz war, nützte niemandem. Denn seine Hinterlassenschaft, alle diese Lichtbücher und Videoholos, diese kostbaren Zeugnisse würden nach seinem Tod verschwinden. Dies würde seine letzte Reise sein. Er musste Naïa Phykit treffen – als er sie das letzte Mal sah, war sie drei Jahre alt, und sein Freund Sri Alexu hatte von ihr wie von einem Wunder gesprochen.
    Er stand auf und versuchte, einer immer größer werdenden Verzweiflung Herr zu werden. Er musste Marti und den kleinen Utgenianer davon abbringen, ihren verrückten Plan zu realisieren. Diese Schleuser waren Menschenhändler, in erster Linie auf Kinder und Jugendliche spezialisiert, mit denen sie Adelige, Reiche und Prälaten in den Welten des Zentrums belieferten. San Frisco, dachte er weiter. Obwohl Jersaleminer, schien er Gocks nicht abzulehnen. Vielleicht könnte er ihm helfen, Marti daran zu hindern, einen entsetzlichen Fehler zu begehen.
     
    Vor dem großen Asteroidengürtel der neoropäischen Welten hatte die Papiduc den Shlaar-Effekt hinter sich gelassen. Durch den Abrieb des Weltsaumstaubs am Kiel des
Raumschiffs entzündeten sich winzige Partikel, die wie Funken einer Wunderkerze vor dem Bullauge von Jeks Kabine vorbeitanzten.
    Der Hitzeschild manifestierte sich in einem schrillen, lange anhaltenden Pfeifton. Der Planet Franzia – die erste von sieben Anlaufstationen der Papiduc  – wurde in Jeks Gesichtsfeld immer größer. Beim Eintritt in die Stratosphäre färbte sich der Himmel grün und kupferfarben, in der Ferne von den beiden Sonnen erhellt. Noch ferner konnte man die unzähligen Gestirne Neorops ahnen.
    In ein paar Minuten würde das Raumschiff auf Franzia landen. Die auf Umkehrschub gestellten Motoren heulten auf.
    Jek ging zum x-ten Mal zur Tür und wollte sie öffnen. Vergeblich. Als er vor ein paar Stunden in die Mannschaftskantine zum Essen hatte gehen wollen, war sie bereits verschlossen gewesen. Umsonst hatte er dagegen geklopft, getreten und geschrien, niemand war gekommen.
    Da hatte er sich an San Friscos Worte erinnert: »Es ist schwieriger aus dem Herzen des Dogen zu fliehen, als aus einer stählernen Kiste.«
    Der Kommandant der Papiduc wollte ihn offensichtlich nicht gehen lassen. Hatte er Jeks Gespräche mit Marti belauscht? Wusste er von ihrem Plan, sich den Schleusern in Nea-Marsile anzuvertrauen? Sie waren sehr vorsichtig gewesen. Denn überall auf dem Schiff gab es versteckte Wanzen; der Doge hatte überall Augen und Ohren.
    Jek zweifelte inzwischen an San Friscos Aufrichtigkeit. Vielleicht war der erste Offizier ein Spion. Er hatte sich sein Vertrauen erschlichen und ihren Plan an Papironda verraten. Gestern Abend während des Essens war der Doge schlecht gelaunt gewesen. Er hat kaum den Mund aufgetan,
weder zum Sprechen noch zum Essen. Er hatte ihn nur angestarrt. Gestern war Jek das nicht weiter aufgefallen, doch jetzt sah er es in einem anderen Licht. Dem Dogen war es fast gelungen, Jek davon zu überzeugen, seinen Kindertraum zu vergessen und die Laufbahn eines intergalaktischen Schmugglers einzuschlagen. Doch die Bekanntschaft des Jungen mit Marti de Kervaleur hatte alles geändert. Sechs lange Monate hatte der kleine Anjorianer unerschütterlich den Worten des alten Artrarak geglaubt, doch im Lauf der Tage war die Erinnerung an den Quarantäner in Jek immer mehr verblasst. Mitten in der Unendlichkeit des Orbits war das Raumschiff zu seiner Heimat geworden. Es vermittelte ihm ein Gefühl der Sicherheit.
    Der Doge hatte Jek eine subtile Falle gestellt. Er hatte ihm außer der täglichen gemeinsamen Mahlzeit jede Freiheit gelassen. Er hatte ihn das Raumschiff nach Belieben erkunden und Freundschaften

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