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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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kaum.
    Plötzlich fürchtete er sich, durch diese Tür zu gehen. Jemand hatte seinen Käfig geöffnet. Und wie ein zu lange eingesperrter Vogel, der nicht mehr davonfliegt, glaubte er
nicht mehr an seine Freiheit. Vielleicht hatte er ja keine Chance. Wieder sollte er in einer ihm feindlich gesonnenen Welt leben. Aber er musste unbedingt wissen, was aus Marti geworden war, seinem großen Bruder.
    Entschlossen stand er auf und ging vorsichtig zur Tür. Er blieb stehen und lauschte. Nur ein leises Plätschern war in der Stille zu hören. Die stickige Luft war von einem schweren, süßlichen Geruch erfüllt. Mit klopfendem Herzen wagte sich Jek in den schmalen Gang und wäre fast über zwei Leichen gestolpert. Jemand hatte den Männern die Kehle durchgeschnitten, wahrscheinlich dieselbe Person, die ihm die Tür geöffnet hatte. Ein Schauder lief dem kleinen Jungen über den Rücken.
    Da er die Papiduc bis in den letzten Winkel kannte, fiel es ihm leicht, den Weg zu den Ausgängen einzuschlagen. Doch dabei bewegte er sich sehr vorsichtig. Nach fünf Minuten hatte er einen Ausgang erreicht. Glücklicherweise hielt sich niemand dort auf, denn die Mannschaft pflegte nach jeder Landung in der Schiffskantine zu feiern.
    Die Rolltreppe der Gangway war noch in Betrieb und gab ein leises quietschendes Geräusch von sich. Draußen war die Umgebung in ein rötliches Licht getaucht.
    Als Jek fühlte, wie eine warme Brise sein Gesicht streichelte, wäre er vor Freude fast ohnmächtig geworden. Dreißig Meter unter ihm planierten Arbeiter in gelben Overalls defekte Stellen in der Landebahn. Zwei Sonnen gingen hinter den Dächern der Flughafengebäude unter, und der Himmel färbte sich goldbraun.
    Jek zögerte, denn er wollte um keinen Preis von den Interlisten festgenommen werden. Dann gab er sich einen Ruck. Schließlich war ich auch nicht vor den Hyänen zurückgewichen!, ermahnte er sich und betrat die Rolltreppe.
    Niemand schenkte ihm Aufmerksamkeit, als er auf die Landebahn sprang, weder die Arbeiter noch die wenigen Interlisten oder die Zöllner hinter ihren langen Tresen, die ankommenden Reisende mit magnetischen Resonanzsonden und Durchleuchtungsgeräten durchsuchten. Als er an den ersten Beamten vorbeiging, schienen sie ihn nicht einmal zu sehen. Ihre misstrauischen Blicke gingen einfach durch ihn hindurch. Auch die hinter einer Barriere eingepferchten Skoj-Emigranten erkannten ihn nicht wieder.
    Jek war empört, wie sich die franzianischen Beamten, in ihren grünen Uniformen mit den schwarzen Zweispitzen auf den Köpfen und mit kurzläufigen Bauchbrennern bewaffnet, den Skojs gegenüber verhielten. Er ging zu ihnen, doch sie ignorierten ihn. Da verließ er den Zollbereich und suchte in der überfüllten Transithalle des Astroports nach Marti oder dessen alten Reisebegleiter. Aber in einer solchen Menge war es praktisch unmöglich, eine einzige Person auszumachen. So ließ er sich treiben und gelangte nach und nach zu einer Stelle, die ihm wie der Ausgang vorkam – riesengroße, gläserne, auf einen Platz geöffnete Türflügel, auf dem Personenairs, Taxikugeln und Ovalibusse zum Abflug bereitstanden.
    Als er auf den Platz gehen wollte, hielt ihn eine Stimme zurück.
    »He, Junge! Wo willst du denn hin?«
    Erschrocken drehte sich Jek um. Und entspannte sich sofort, als er Marti de Kervaleurs schlanke Gestalt erkannte.
    »Ich habe auf dich gewartet«, fuhr der Syracuser lächelnd fort. »Du hast ziemlich lange gebraucht …«
    »Jemand hat mich in meine Kabine eingeschlossen«, antwortete Jek, noch immer etwas ängstlich.
    »Ich weiß. Robin hat es mir gesagt und mich gebeten, bei
Anbruch der Dämmerung hier auf dich zu warten. Und wie du siehst, Prinz der Hyänen, bin ich seinem Wunsch nachgekommen.«
    »Robin?«
    »Der Sieur de Phart. Mein Reisegefährte … oder vielmehr mein ehemaliger Reisgefährte. Vor zwei Stunden haben sich unsere Wege vorübergehend getrennt. Der erste Offizier, San Frisco, hat ihn eingeladen, mit ihm nach Jer Salem zu reisen. Und da Robin ein exzellenter Ethnosoziologe ist, hat er diesem Angebot nicht widerstehen können. Er hat mir versprochen, dass wir uns auf Terra Mater wiedertreffen.«
    »Er wusste, dass ich eingesperrt war?«
    »Er wusste auch, dass du befreit werden würdest. Ich weiß nicht, wer ihn informierte, aber es hat gestimmt. Allein wichtig ist, dass du entkommen konntest. Hat dich niemand durchsucht oder eine Zellularidentifikation vorgenommen?«
    Jek schüttelte langsam den

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