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Terra Prima

Terra Prima

Titel: Terra Prima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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keinesfalls ersparen kann, und schließlich meine gleich zu Beginn angekündigte Bitte.
    Zunächst also die Vollendung des Vernichtungs- beziehungsweise Schöpfungsprozesses; seine Krone gewissermaßen. Ich muß jetzt stark raffen, denn sowohl die Herstellung des inneren Stützgewebes als auch die Substitution der individuellen äußeren Form beansprucht viele Terrawochen, ich deutete es bereits an.
    So. Diesmal blicken wir durch das optische Sensorium eines Molekularsynthesizers. Ein ziemlich schlichter Rechner, wenn man von seiner spezifischen Fähigkeit absieht. Er kann sich nicht einmal selbständig bewegen, geschweige denn daß er irgendeine Ahnung von Geschichte oder Musik hat. Vermutlich werden dir solche Interna den Burschen nicht gerade sympathischer machen. Das Ding dort unten in dem röhrenförmigen Glastank geht allerdings zur Hälfte auf sein Konto, zur anderen Hälfte auf das des Molekularscanners, in den SIE anfangs den Körper der Frau gesteckt hatten, du erinnerst dich.
    Von hier oben aus ähnelt das Ding in der gelben Flüssigkeit einem verhungerten Roboter, nicht wahr? Glücklicherweise verfügt so ein Molekularsynthesizer über ein optisches Sensorium rund um den Tank. Ich wechsele mal die Perspektive. So. Schon deutlicher, was? Eher ein Skelett als ein zu dürrer Roboter, nicht wahr? Nur sind die Bein- und Armröhren wesentlich kräftiger, als es die Knochen eines Skeletts wären, da wirst du mir sicher zustimmen.
    Aus ihrer schwarzen Färbung wirst du möglicherweise schon versucht haben, auf das Material zu schließen. Nein, kein Carbonstahl. Es handelt sich um eine ebenso komplizierte wie gelungene Verbindung aus Quotarbon und Kalziumphosphat auf der einen und synthetischen Eiweißverbindungen auf der anderen, organischen Seite. Doch verlieren wir uns nicht in Feinheiten, beachte lieber die längsverlaufenden Wülste – in ihnen verbergen sich an die zehntausend Nanosonden, -röhren und -leitungen. Ein beträchtlicher Teil ist für Außenoperationen anwendbar.
    Auch die Wirbelsäule ist dem Original nachgebildet, der Brustkorb erscheint dir mit Recht kompakter und viel kleiner als bei einem menschlichen Skelett. Das blaue Material wird dir bekannt vorkommen, schätze ich – kristallines Titanglas, richtig.
    Dieser korbartige Kasten birgt unbezahlbare Schätze: einen Quantenkernprozessor neuster Bauart zum Beispiel oder einen autonomen Mikromolekularsynthesizer für die kontinuierliche Erneuerung der organischen Bestandteile des in diesem Tank entstehenden Kunstkörpers oder ein osmotisches Druckpumpensystem, das die synthetischen Gewebe mit den nötigen Nährstoffen versorgt, oder ein Steuermodul auf Quantenkernbasis, das die notwendigen biochemischen Prozesse steuert und so weiter und so fort.
    Doch ich wollte mich nicht in Einzelheiten verlieren. Nur soviel noch: Solltest du angesichts dieses Kunstkörperkerns – denn um einen solchen handelt es sich – an die stoffliche Basis sogenannter Unsterblichkeit denken, würde ich dir nicht widersprechen.
    Genug. Ich schalte auf die Sensoren im Kopfteil des Tanks um. Der Frauenschädel entspricht dem Original bis in mikroskopische Einzelheiten. Er ist aus – du ahnst es schon – kristallinem Titanglas. Theoretisch könnte dieses hier entstehende Kunstgeschöpf sich aus jedem beliebigen Material neu erschaffen, solange der Brustkorb und das Hirn nicht ernsthaft beschädigt sind. Sowohl das Hirn als auch der Quantenkernprozessor enthalten die vollständige Matrix, die der Molekularscanner vor der eigentlichen Operation hergestellt hat, eine schöpferische Erinnerung sämtlicher Formen, Zellen und Funktionen, wenn du so willst.
    Jetzt mein Beitrag zu diesem Höllengerät.
    › Hölle ‹ – benutzt ihr das Wort überhaupt noch? Wie gesagt, ich habe mich lange mit keinem wirklichen Menschen mehr unterhalten, konnte also auch die Entwicklung des Terrangelis nicht wirklich verfolgen. Ihr sprecht doch noch Terrangelis, wie ich höre? Egal. Hier also die Hölle in ihrer neusten Variation …
     
    *
     
    Das Hyperuniversum gab sie frei. Bergens erster Blick ging zum Frontfenster. Heinrich klebte noch am Bug der JOHANN SEBASTIAN BACH 01. Wie zufällig aufgegabelter Raumschrott hingen die drei Roboter um die Spitze des Sparklancers.
    Sein zweiter Blick galt dem Sichtfeld: keine fremder Omegaraumer in unmittelbarer Nähe, keine Verteidigungsstationen, keine sonstigen Überraschungen, und in knapp dreihundert Kilometer Entfernung trat die WYOMING 02 aus

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