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Terra Science Fiction

Terra Science Fiction

Titel: Terra Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schelwokat
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euch! Ich schaffe es nicht mehr lange. Dumm von mir. Natürlich werdet ihr euch beeilen.
    Ich will nicht, daß mich jemand bedauert … Ich habe schnell gelebt … dreißig Tage? Ich habe dreihundertsechzigmal die Sonne auf- und untergehen sehen … Ich habe gesehen, was vor mir noch keiner gesehen hat. Ich war der erste. Das ist schon etwas. Dafür lohnt es sich schon … zu sterben.
    Ich habe die Sterne gesehen, nackt und unverhüllt. Sie blicken kalt, aber ich weiß, sie spenden Wärme und Leben. Und sie haben Planetenfamilien wie unsere Sonne – einige wenigstens. Gott würde sie nicht nutzlos scheinen lassen. Sie können die neue Heimat zukünftiger Generationen werden. Oder, falls sie bewohnt sind, können wir mit ihren Bewohnern Handel treiben – Waren, Ideen austauschen …
    Aber – was noch mehr ist – ich habe die Erde gesehen. Ich habe sie gesehen wie keiner vor mir. Sie dreht sich unter mir – eine phantastische Kugel – die Meere wie blaues Glas in der Sonne – oder aufgewühlt von Stürmen unter drohenden Wolkengebirgen – und das Land grün und lebendig – und nachts die Städte der Welt, funkelten wie Edelsteine.
    Ich habe die Erde gesehen. Meine Welt, wo ich gelebt und geliebt habe. Ich habe sie besser gekannt als jeder andere und sie mehr geliebt und ihre Kinder mehr geliebt … Es war schön.
    Lebt wohl! Ich habe ein größeres Grab als der mächtigste Eroberer, den die Erde jemals trug … Stört nicht …«
    Wir weinten. Und wir schämten uns unserer Tränen nicht.
    Die Rettung war so nahe und doch so fern. Wir konnten nichts tun. Machtlos sahen wir zu, wie der Fahrstuhl die Mannschaft zu der Spitze der mächtigen Dreistufenrakete emportrug. Sie war so groß wie ein vierundzwanzigstöckiges Gebäude. Beeilt euch, drängten unsere Gedanken. Aber sie konnten sich nicht beeilen. Das Abfangen eines sich schnell bewegenden Zieles ist Präzisionsarbeit. Der Zeitpunkt des Starts war genauestens kalkuliert und dem elektronischen Gehirn der Rakete mitgeteilt worden. Und das würde unbeeinflußt entscheiden.
    Ein letztes Mal wurde das Schiff überprüft. Die Zuschauer verließen die unmittelbare Umgebung des Startplatzes. Wir warteten. Das Schiff wartete. Es schien sich zu ducken. Jemand zählte laut die Sekunden vor einer atemlos lauschenden Welt: »Zehn – neun – acht … fünf – vier – drei … eins! Los!«
    Das Schiff schien sich nicht zu rühren. Dann sahen wir, wie Feuerstrahlen aus den mehrere hundert Meter entfernten Öffnungen der Abgastunnel herausschossen. Einen Augenblick balancierte das Schiff unbeweglich auf einer kurzen Flammensäule. Die Säule streckte sich und wurde immer länger, das riesige Schiff wurde schneller und schneller und war schließlich nur noch ein winziger glänzender Punkt in der Weite des Himmels.
    Die Teleobjektive der Kameras fanden es, verloren es, fanden es wieder. Unmerklich neigte sich das Schiff und warf sich seewärts. Nach 84 Sekunden verloschen die Düsen, und unser Herzschlag setzte einen Augenblick lang aus. Dann sahen wir, daß die erste Stufe abgeworfen worden war. Das Schiff flog weiter, und erneut trug es einen feurigen Schweif. Ein ringförmiger Fallschirm erblühte aus der ersten Stufe und bremste deren Sturz.
    Die zweite Stufe fiel 124 Sekunden später. Die Endstufe mit ihrer menschlichen Fracht und der Rettungsausrüstung flog nun allein weiter. In einer Höhe von 63 Meilen erlosch auch das Feuer ihrer Motoren. Mit Hilfe der ungeheuren Anfangsbeschleunigung würde sie jetzt den Hügel der Schwerkraft noch mehr als tausend Meilen emporgleiten.
     
    Unsere Mägen krampften sich zusammen, als endlich das Schiff hinter dem Sichtkreis der am weitesten entfernten Fernsehkameras verschwand. Um diese Zeit befand es sich schon über der anderen Seite der Erde und raste dem sorgfältig errechneten Treffpunkt mit seinem Schwesternschiff entgegen.
    Halt aus, Stan! Gib nicht auf!
    56 Minuten. So lange mußten wir warten. 56 Minuten vom Start bis zum Erreichen der Kreisbahn. Danach würde noch einige Zeit vergehen, bis beide Schiffe ihre Geschwindigkeit angeglichen hatten und ein Mann der Besatzung Stans Schiff erreichen konnte.
    Minuten würden verlorengehen, während der Retter sich an das Schiff anklammern und versuchen würde, hineinzugelangen.
    Wir warteten. Wir hofften.
    56 Minuten. Sie vergingen. Eine Stunde. Noch weitere dreißig Minuten. Wir mußten uns immer wieder klarmachen, daß es Aufgabe der Retter war, Stan herauszuholen, nicht aber,

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