Terror auf Stiles Island
Notausgang. Tiffany weinte noch immer. Er ließ sie los.
»Wenn ich dich zurückgelassen hätte, hätten sie dir das Geld sofort wieder abgenommen«, sagte er. »Aber jetzt musst du sehen, wie du alleine klarkommst.«
Sie hatte noch immer die Geldscheine in ihren Händen und schluchzte. Macklin öffnete die Tür zum Notausgang und lief die vier Stockwerke hinunter. Unten angekommen, sicherte er seine Pistole, warf sie in den Kissenbezug und trat auf die Straße hinaus.
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9
»Jetzt bist du also einer dieser Wetter-Propheten«, sagte Jesse.
Er saß am Tresen in Jenns Küche, die sich in einem frisch renovierten Apartment in der Beacon Street befand. Jenn hatte ihm eine kleine Führung gegeben: Aus dem Schlafzimmerfenster im zweiten Stock konnte man sogar den Charles River sehen. In ihrem Schlafzimmer hatte er irgendwie ein ungutes Gefühl gehabt, doch inzwischen – mit einem Scotch und Soda – fühlte er sich erheblich wohler. Jenn war gerade damit beschäftigt, das mitgebrachte Essen aus den Styroporschalen auf die Teller zu packen.
»Nur die Männer versuchen sich an Prognosen«, sagte Jenn. »Die Wetter-Frauen müssen nichts weiter als« – sie streckte ihre Brust heraus und wackelte mit dem Hintern – » guuuuut aussehen.«
Jesse lächelte.
»Was ist denn aus dem ›Ich-mach-jetzt-Karrierebeim-Film‹-Projekt geworden?«
Jenn schüttelte den Kopf. »Man muss zu viele Kröten dafür vögeln«, sagte sie.
»Wie Elliot?«, fragte er.
»Zum Beispiel. Doch das Schlimmste ist: Nachdem du sie gevögelt hast, sind sie immer noch Kröten.«
Sie hatte Chicken Salad, kalte Sesam-Nudeln und Sauerteigbrot gekauft. Sie ging zum Kühlschrank, holte eine Flasche Chardonnay heraus und reichte sie Jesse.
»Der Korkenzieher liegt dort neben dem Sektkübel«, sagte sie.
Jesse kippte seinen Scotch hinunter, entkorkte die Weinflasche und schüttete ihnen zwei Gläser ein. Als sie aus der Küche kam und sich neben ihn setzte, drückte er ihr ein Glas in die Hand. Sie prostete ihm zu.
»Ich weiß nicht, worauf wir trinken sollten«, sagte Jesse.
»Wir könnten auf uns gegenseitig trinken.«
»Okay«, sagte Jesse. Sie tranken schweigend.
»Hier sind wir also«, sagte Jesse.
»Hier sind wir.«
»Ich weiß nur nicht, was das hier zu bedeuten hat.«
»Abgesehen davon, dass wir 5 000 Kilometer von Los Angeles entfernt sind?« Sie schob ihm eine Portion Chicken Salad auf den Teller.
»Es sind Trauben im Salat.«
»Das ist eben ein Chicken Salad Veronique.«
Jenn servierte ihm die Nudeln und bediente sich dann selbst. Sie aß gerne und achtete auch darauf, was sie aß, aber manchmal, dachte Jesse, konnte sie die kuriosesten Kombinationen aushecken. Sesam-Nudeln und Chicken Salad? Veronique? Sie saß neben ihm und aß still vor sich hin. Sie schien völlig entspannt. Er konnte ihr Parfüm riechen und konnte ihren Arm berühren, wenn er sich leicht nach links lehnte. Er konnte sich auch noch genau erinnern, wie sie ohne Kleider aussah. Für einen Moment hatte er das Gefühl, wie Glas zu zersplittern und in Scherben auf den Fußboden zu fallen. Er nippte am Chardonnay. Er war kein großer Weintrinker und konnte Chardonnay wenig abgewinnen, aber er erinnerte sich, dass sie immer Chardonnay bestellt hatte, als sie noch verheiratet waren.Und das hier war der teuerste Chardonnay, den es im »Cove Liquor« gleich neben dem Polizeirevier zu kaufen gab.
»Hast du den Alkohol im Griff, Jesse?«
»Alles unter Kontrolle, Jenn. Gelegentlich hab ich ’nen kleinen Rückfall, aber nicht in der Öffentlichkeit.«
»Du becherst also alleine?«
»Ja, aber nicht regelmäßig.«
»Es macht mir Sorgen, dass du alleine trinkst.«
»Verdammt, ich hab immer gerne alleine getrunken, Jenn. Ich hasse es, wenn mich Leute betrunken sehen.«
»Ich weiß, du frisst alles in dich hinein.«
Jenn aß ihre Nudeln mit Stäbchen. Er selbst benutzte immer die Gabel, bewunderte sie aber für ihre Fingerfertigkeit. Sie aß ein paar Nudeln, legte die Stäbchen zur Seite und trank einen Schluck Wein.
»Nun«, sagte sie, »die Frage ist noch immer, an welchem Punkt wir beide uns befinden.«
Jesse nickte. Da er nicht übermäßig hungrig war, hielt er sich lieber an den Wein.
»Ich hab reichlich Therapie gemacht, seit es mit uns auseinanderging«, sagte sie.
»Es ging mit uns nicht auseinander«, sagte Jesse. »Du hast mich wegen Elliot, diesem
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