Terror auf Stiles Island
nachdem du das Zimmer verlassen hattest?«
»Was sollen sie denn sagen? Dass sie gerade eine illegale Pokerrunde am Laufen haben? Und dass ein korrupter Cop aus Boston Wache schiebt? Sie konnten gar nicht schnell genug türmen und alle Spuren verwischen.«
»Das heißt, dass niemand die Polizei informieren wird?«
»Exakt. Aus dem Grund schalte ich unliebsame Zeugen lieber gleich komplett aus.«
»In der Zeitung heißt es nur, man habe einen erschossenen Polizisten in einem Hotelzimmer gefunden«, sagte Faye.
»Und das Zimmer wurde von einem Thomas King gebucht, der allerdings überhaupt nicht existiert.«
»Das stand aber nicht in der Zeitung.«
»Wird’s aber bald«, sagte Macklin.
»Der wirkliche Thomas King stammt wahrscheinlich aus einem Kaff wie Des Moines und war nie in seinem Leben in Boston. Jemand wird seine Kreditkartennummer geklaut und damit das Hotelzimmer gebucht haben.«
»Du forderst das Schicksal wirklich heraus, Jimmy.«
»Nicht wirklich«, sagte Macklin.
»Was wär denn passiert, wenn der Cop deine Pistole gefunden hätte?«
»Ein Typ, der dich abtastet, kommt deinem Schwanz grundsätzlich nicht zu nahe.«
»Aber wenn er nun trotzdem deine Pistole gefunden hätte?«
»Dann hätte er sie mir eben abgenommen«, sagte Macklin. »Entweder werfen sie mich dann raus oder lassen mich spielen. Wenn sie mich rauswerfen, nehm ich meine 1 000 Dollar und verschwinde. Lassen sie mich spielen, hau ich die 1 000 Dollar auf den Kopf und verschwinde ebenfalls.«
»Aber deshalb gleich den Cop zu erschießen …?«
»Gehört zum Geschäft«, sagte Macklin. »Entweder du hast Gewissensbisse oder du hast keine. Und wenn du welche hast, solltest du dir besser einen anderen Job suchen.«
»Und du hast keine.«
»Richtig.«
»Was wäre passiert, wenn du ihn nicht getroffen hättest?«
Macklin grinste zu ihr herüber.
»Ich treffe immer.«
Sie schwiegen. Unter ihnen kreuzte eine Schaluppe gegen den böigen Wind und versuchte offensichtlich, einen Weg aus dem Hafen zu finden. Das Boot war zu weit entfernt, um die Gesichter der Passagiere auszumachen.
»Wie viel hast du denn bekommen?«, fragte Faye.
»15 000 und ein paar Zerquetschte«, sagte Macklin.
»Damit sollten wir uns über Wasser halten können, bis wir Stiles Island abgeräumt haben.«
»Und du glaubst wirklich, das funktioniert?«
»Es ist perfekt«, sagte Macklin. »Die Insel, die vom Festland isoliert ist. Das Geld. Die Polizei hier.«
»Provinz-Cops?«
»Darauf kannst du Gift nehmen«, sagte Macklin. »Der größte Raubüberfall, den sie hier aufklären mussten, bestand vermutlich darin, dass ein paar Kids zwei Snickers-Riegel aus dem Tante-Emma-Laden geklaut haben.«
»Ich glaube, irgendwas ist letztes Jahr hier im Ort passiert, während du im Knast warst.«
»Wahrscheinlich haben sie einen Spanner auf frischer Tat ertappt«, sagte Macklin.
»Nein, aber ich weiß nicht mehr, was es war. Sie sprachen jedenfalls im Fernsehen davon.«
»Was auch immer«, sagte Macklin und grinste wieder zu ihr herüber. »Eine Nummer wie mich haben sie hier jedenfalls noch nicht gesehen.«
Faye lächelte zurück. »Das geht den meisten Leuten so.«
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11
Es war Viertel nach neun, als Suitcase Simpson und Anthony DeAngelo die Hopkins-Jungs und Snapper Jencks in Jesses Büro führten. Keiner von ihnen schien sonderlich beunruhigt. Im Gegenteil: Die Verhaftung gab ihnen offensichtlich das Gefühl, besonders cool zu sein.
»Außer den Kindern war niemand zu Hause«, sagte DeAngelo. »In beiden Häusern. Ich hab eine Notiz hinterlassen.«
»Mein Vater wird hier mit einem Anwalt auflaufen, sobald er von der Geschichte hört«, sagte Earl.
Jesse nickte. Simpson schloss die Tür und lehnte sich dagegen.
»Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass Sie ein Kind ohne Wissen seiner Eltern überhaupt verhaften dürfen«, sagte Robbie. »Ich würde Ihnen empfehlen, meine Mutter an ihrem Arbeitsplatz anzurufen.«
Jesse lehnte sich zurück und zeigte ihnen das unbewegliche Pokerface, das er als Cop in South Central L.A. perfektioniert hatte. Er ließ seine Augen langsam von einem zum anderen wandern und schaute sie durchdringend an. Jencks war der harte Brocken. Während die beiden anderen Jungs wegschauten, hielt er Jesses Blick unbeeindruckt stand. Jesses Augen wanderten zurück zu Earl.
»Willst du einen Anwalt anrufen?«, sagte Jesse.
»Ich kenn
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