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Terror auf Stiles Island

Terror auf Stiles Island

Titel: Terror auf Stiles Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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keinen«, antwortete Earl.
    »Soll ich dir einen besorgen?«
    »Ich will Ihren Anwalt nicht«, sagte Earl. »Warten Sie, bis mein Vater hier eintrifft.«
    »Wie alt bist du?«
    »15.«
    Jesse schaute zu Robbie.
    »Und du?«
    »14.«
    »Und du?«, fragte er Jencks.
    »Alt genug«, sagte Jencks.
    Jesse nickte. Jencks sah älter aus als die beiden. Er war relativ kurz geraten, hatte aber schon die ersten Anzeichen eines Bartes und war ziemlich durchtrainiert. Er musste nicht einmal älter sein, sondern hatte sich vielleicht nur schneller entwickelt.
    »Ich erzähl euch mal, wie die Sache hier laufen wird«, sagte Jesse.
    »Es wäre wohl besser, wenn Sie mich meine Eltern anrufen ließen«, sagte Earl.
    Jesse machte eine Geste zum Telefon. Earl schaute zum Apparat, machte aber keine Anstalten, zum Hörer zu greifen. Alles andere hätte Jesse auch überrascht: Sie waren noch nicht eingeschüchtert genug und wollten ihren Eltern nicht unnötig beichten, dass sie in der Scheiße steckten. Noch nicht.
    »Dann halt den Mund«, sagte Jesse. »Wir werden euch jetzt in Einzelzellen stecken und dann jeden einzeln verhören – bis uns einer erzählt, dass ihr drei das Haus in der Geary Street angezündet habt. Dann werden wir den zweien, die alles geleugnet haben, die Hölle heißmachen, während der Geständige glimpflich davonkommen wird.«
    »Sie glauben wohl, Sie wären ein ganz Cooler, wenn sie drei Kinder aufs Revier schleppen«, sagte Earl.
    »Sind das wirklich die taffsten Kids, die ihr auftreiben konntet?«, wandte sich Jesse zu Simpson.
    »Drei der taffsten Kids in ganz Paradise«, sagte Simpson.
    »Ich frage mich, was für eine Figur sie wohl abgeben werden, wenn wir sie nach Lancaster schicken«, sagte Jesse.
    Simpson und DeAngelo lachten.
    »Wenn man sie in die Frauenabteilung steckt«, sagte Simpson, »wären sie bestimmt die drei Nesthäkchen.«
    Jesse nickte.
    »Ihr glaubt wohl, ihr wärt harte Jungs, nur weil die Kinder auf dem Schulhof Angst vor euch haben. Oder weil ihr euch traut, Feuer in einem Haus zu legen. Harte Jungs aus der Provinz, das seid ihr.« Er schnaubte abfällig. »Aber wenn wir euch wegstecken, findet ihr euch plötzlich unter Leuten wieder, die eine Rasierklinge im Hut tragen – und die euch für ’ne Packung Zigaretten die Augäpfel aufschlitzen. Diese Jungs werden euch zum Frühstück verspeisen.«
    »Ich will …«, sagte Earl.
    Jesse schnitt ihm das Wort ab. »Ist mir egal, was du willst«, sagte er. »Schaff sie raus, Suit.« Simpson und DeAngelo führten die Kinder hinaus. Zehn Minuten später war Simpson zurück.
    »Die Hopkins-Kids haben schon Schiss«, sagte er. »Als wir sie in die Zellen sperrten, konnten sie es nicht mehr verbergen. Jencks hingegen ist der Harte.«
    »Ja«, sagte Jesse. »Fiel mir auch auf.«
    »Allzu viel Zeit haben wir nicht, Jesse«, sagte Simpson. »Einer der Eltern wird früher oder später aufkreuzen. Vielleicht sind sie von einem der Nachbarn benachrichtigt worden, und wenn sie kommen, kommen sie garantiert mit einem Anwalt.«
    »Wir werden’s schon irgendwie hinbekommen«, sagte Jesse. »Hast du sie in Einzelzellen gesteckt?«
    »Ja.«
    »Und die Zellen nicht abgeschlossen?«
    »Ja.«
    »Ist ihnen das bewusst?«
    »Nein.«
    Jesse grinste.
    »Und Jencks ist in der hintersten Zelle?«
    »Ja.«
    »Okay«, sagte Jesse, »dann bring ihn jetzt rein. Und sorg dafür, dass die beiden anderen ihn sehen.«
    Als Jencks in sein Büro trat, schickte Jesse Simpson hinaus und wies auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Jencks setzte sich.
    Er zeigte keine Anzeichen von Nervosität, als Jesse ihn anschaute.
    »Kein bisschen Angst?«, fragte Jesse.
    Jencks schüttelte den Kopf.
    »Ich bin noch Jugendlicher«, sagte er. »Sie können mir nichts anhängen.«
    »Dir ist aber schon bewusst, dass einer der Hopkins-Jungs dich verpfeifen wird?«, sagte Jesse.
    »Niemand wird niemanden hier verpfeifen.«
    Jesse lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Wenn du mal einer von den Bösen werden willst, Snapper, solltest du erst mal die Grundregeln lernen: Jeder verpfeift jeden. Ist alles nur eine Frage der Zeit und des Drucks.«
    Jencks lehnte sich in seinem Stuhl zurück, faltete die Hände hinterm Kopf und schaute Jesse wortlos an. Er trug ausgebeulte Jeans, übergroße Turnschuhe und ein Foofighters-T-Shirt. Jesse vermutete, dass es sich bei den Foo Fighters um eine Rockgruppe handeln musste.
    »Du bist aus hartem Holz geschnitzt«, sagte Jesse.
    »Was mir durchaus sympathisch ist.

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