Terror auf Stiles Island
einen neuen Drink. Er trank. Ja. Die Welt drehte sich noch.
Wenn er Karriere gemacht hätte, würde er heute nicht sein Geld damit verdienen, Teenagern auf die Pelle zu rücken. »Der gezielte Versuch, Minderjährige zu nötigen und arglistig zu täuschen« – Fogartys Einschätzung traf durchaus zu. Könnte gut sein, dass das Gericht den Fall ablehnt. Hing alles vom Richter ab. Und natürlich auch vom Staatsanwalt, der ihnen zugeteilt würde. Er fragte sich, mit wem Jenn wohl insBett steigen würde. Die Erfahrung sagte ihm, dass sie sich wahrscheinlich an den Chef des Senders halten würde. Andererseits hatte sie behauptet, sich geändert zu haben. Sie hatte erzählt, Doktor St. Claire habe ihr geholfen, ein neuer Mensch zu werden. Es war schwer, eine Frau zu lieben, die mit einem anderen Mann ins Bett ging. Schwer, wenn auch nicht unmöglich. Machbar war alles. Und er selbst war offensichtlich dazu in der Lage. Verdammt noch mal, er war sogar richtig gut in dieser Beziehung.
»Ist doch prima, wenn man zumindest etwas gut kann, Oz«, sagte er.
Hatte mit Abby allerdings auch nicht so recht funktioniert. Sie hatte zwar nicht mit anderen Männern rumgemacht, war aber einfach nicht aus dem richtigen Holz geschnitzt. Im Vergleich zu ihr war Jenn eine harte Nuss. Aber man kann schließlich nicht alles haben, dachte er. Als er 19 war und in Colorado spielte, konnte er einen Salto schlagen, wenn er zu Spielbeginn auf den Platz lief, ganz wie Ozzie Smith. Er machte sich einen weiteren Drink und nahm einen Schluck. Die Wahrheit war natürlich, dass er Abby nie wirklich geliebt hatte. Er mochte sie – und hatte auch versucht, sie ernsthaft zu lieben, weil er das Kapitel Jenn endgültig abschließen wollte. Aber er konnte nicht. War das nicht eine verdammt deprimierende Erkenntnis? Dass er von Jenn einfach nicht loskam? Gott im Himmel, er musste das doch schaffen können! Oder vielleicht nicht? Vielleicht war er ja auch nur betrunken.
Er schaute zum Foto von Ozzie Smith, der mitten im Wurf erstarrt zu sein schien.
»Die Saison ist lang, Oz«, sagte Jesse laut.
Er trank das Glas fast aus.
»Mit der kurzen Football-Saison nicht vergleichbar.«
Er kippte den Rest hinunter, machte sich einen neuen Drink und brachte ihn zum Küchentresen zurück. Er trank einen Schluck und machte mit dem Glas eine Bewegung zum Foto.
»Wir spielen dieses Spiel jeden Tag«, sagte er – und stellte fest, dass er inzwischen nur noch lallte.
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15
Macklin hatte frittiertes Hühnchen und Kartoffelpüree bestellt. Er saß mit einem weißen Typen namens JD Harter im »Horse Radish Grill« auf der Powers Ferry Road, die sich im Buckhead-Bezirk von Atlanta befand.
»Wie fett ist fette Beute?«, fragte JD.
Er war klein und schlank und hatte volles, schwarzes Haar, das seine Ohren bedeckte und glatt nach hinten gegelt war. Auf seiner spitzen Nase saß eine schwarze Brille mit rosa Gläsern. Er trug einen graublauen Jogginganzug mit braunen Ziernähten sowie handgeflochtene Ledersandalen ohne Socken.
»Für jeden bleibt mindestens ’ne Million hängen«, sagte Macklin.
JD zog die Augenbrauen nach oben.
»Also voll fett«, sagte er. »Wie viel steckst du dir ein?«
»Mehr als die anderen«, sagte Macklin.
»Hatte ich mir fast schon gedacht«, sagte JD. »Und wie viel ist mehr?«
»Was kratzt dich das, solange du deinen Anteil bekommst?«, antwortete Macklin.
JD zuckte mit den Schultern. »Mir ist ja schon klar, dass ich übern Tisch gezogen werde«, sagte er. »Wollte nur wissen, wie krass.«
Macklin grinste.
»Das Hühnchen ist super, oder?«, sagte JD. Er trank Cola zu seinem Bourbon.
»Perfekt«, sagte Macklin.
»Was passiert, wenn ich mitmache, es am Ende aber keine Million gibt?«, sagte JD. »Wie kann ich dann meinen Anspruch geltend machen?«
»Du könntest versuchen, mich umzulegen«, sagte Macklin.
JD schwieg für einen Moment. Er nahm einen Schluck Bourbon und spülte ihn mit Cola herunter. Dann sagte er: »Klar, kapier ich. Eine bessere Garantie gibt’s nicht.«
»Dann bist du also dabei?«, fragte Macklin.
»Was genau sind das für Elektroarbeiten, für die du mich haben willst?«, fragte JD.
»Alarmanlagen, Telefone, Zeitschlösser, Stromkabel – kann noch nicht genau sagen, was auf dich zukommt. Hängt auch davon ab, welche Vorgehensweise du vorschlägst.«
JD nickte. »Wer ist sonst noch an Bord?«
»Faye macht
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