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Terror auf Stiles Island

Terror auf Stiles Island

Titel: Terror auf Stiles Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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erlauben, in der Öffentlichkeit angetrunken gesehen zu werden.«
    »Kennen Sie denn mein Geschäft?«
    »Natürlich. Sie sind der Polizeichef hier.«
    »Und Sie?«, fragte Jesse.
    »Ich verkaufe Immobilien auf Stiles Island. Ich habe zwei potenzielle Käufer im Schlepptau, die ein bisschen rumlaufen und ein Gefühl für ihre möglichen Nachbarn bekommen wollen.«
    Sie trug ein schlichtes, schwarzes Kleid mit schmalen Trägern, das aufreizend raschelte, wenn sie sich bewegte. Jesse war sich sicher, dass sie irgendeine Form von Fitness betrieb.
    »Die Leute von Stiles Island kommen doch gewöhnlich nicht zu solchen Veranstaltungen«, sagte Jesse.
    »Das hab ich den beiden auch gesagt, aber sie meinten, sie wollten ein Feeling für die ganze Stadt bekommen.«
    »Möglicherweise bekommen sie jetzt aber kalte Füße«, sagte Jesse.
    »Zu spät. Sie sind schon voll im Getümmel«, sagte die Frau. »Wir müssen’s nehmen, wie’s kommt.«
    Sie streckte ihre Hand aus.
    »Marcy Campbell.«
    Jesse nahm ihre Hand und schüttelte sie.
    »Jesse Stone«, sagte er.
    Sie drehte sich zur Tanzfläche um und berührte ihn dabei mit dem Ellbogen. Sie war nur ein paar Zentimeter kleiner als er. Ihr Haar roch nach Veilchen, dachte Jesse, oder jedenfalls so, wie er sich den Geruch von Veilchen vorstellte.
    »Wissen Sie, wie Veilchen riechen?«, fragte er.
    »Nein, aber dafür kann ich den Geruch von Champagner auf der Stelle erkennen«, sagte sie.
    »Ich mag Ihre Prioritäten«, sagte er.
    »Auch wenn das Leben hektisch ist«, sagte sie, »der Geruch von Schnaps ist immer eine willkommene Ablenkung.«
    Jesse lächelte. Gemeinsam schauten sie den Paaren beim Tanzen zu. Die Band spielte »Tie A Yellow Ribbon ’Round The Old Oak Tree«. Die Männer trugen überwiegend weiße Dinnerjackets, die meisten Frauen bodenlange Kleider, oft mit dezenten Blumenmotiven, gerafften Schultern und Schleifchen an den unmöglichstenStellen. Man glaubte sich auf eine Studentenparty im Altersheim versetzt.
    »Mein Gott, schauen Sie sich nur diese komischen Kleider an«, sagte Mary.
    »Schön bunt.«
    »Schauen Sie sich nur dieses Kleid dort an, mit der Schleife direkt auf dem Arsch«, sagte Marcy. »Wenn Sie einen derartigen Arsch hätten – würden Sie dann auch noch eine Schleife draufpappen, um noch mehr Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken?«
    »Ich möchte mich mit ihrem Arsch lieber nicht weiter beschäftigen«, sagte Jesse.
    Marcy lachte und schob sich eine Olive aus ihrem Martini in den Mund, während Jesse vorsichtig an seinem Scotch nippte.
    »Eins kapier ich nicht«, sagte Marcy. »All diese Frauen haben so viel Knete und so viel Zeit, weil natürlich keine von ihnen arbeitet. Könnte man da nicht erwarten, dass sie ein bisschen attraktiver aussehen, als sie es tatsächlich tun?«
    »Nun, sie sind ja nicht gerade alle mit Tom Selleck verheiratet«, sagte Jesse.
    »Mag sein«, sagte Marcy, »aber manchmal ist es mir wirklich ein Rätsel. Schauen Sie sich doch nur diese Leute an! Tanzen zu scheußlicher Musik, tragen scheußliche Kleider, unterhalten sich über tödlich langweilige Dinge – sind diese Leute überhaupt in der Lage, so etwas wie Spaß zu haben?«
    »Vielleicht halten sie es ja für Spaß«, sagte Jesse.
    »Aber …« Marcy schüttelte den Kopf. »Stellen Sie sich nur einmal vor, wie trist ihr tägliches Lebenaussehen muss, wenn sie das hier Entspannung nennen.«
    »Besser als gar keine Entspannung«, sagte Jesse.
    »Aber das ist ja das Trauerspiel. Sie glauben, sie hätten Spaß, haben ihn aber nicht. Können Sie sich diese Leute im Bett vorstellen?«
    »Noch eine Sache, über die ich lieber nicht nachdenken möchte.«
    »Die meisten Männer und Frauen leben ihr Leben im Zustand stiller Verzweiflung«, sagte Marcy.
    »Das ist doch ein Zitat von irgendwem, oder?«, sagte Jesse.
    Marcy lachte.
    »Henry David Thoreau«, sagte sie. »Ich hab’s nur etwas abgewandelt.«
    »Und wie sieht’s mit Ihnen selbst aus?«
    »Mit mir? Meine Verzweiflung ist in jedem Fall nie still«, sagte Marcy.
    »Was machen Sie denn, um Spaß zu haben?«
    »Ich esse, trinke, mache Sport, gehe einkaufen, verreise, lese, unterhalte mich mit interessanten Leuten und habe Sex.«
    »Bingo!«, sagte Jesse.
    »Sollten wir etwa ein gemeinsames Interesse gefunden haben?«, fragte Marcy.
    »Gibt’s einen besonderen Kandidaten?«, sagte Jesse.
    »Mit dem ich Sex habe?«
    »Genau.«
    Marcy lachte. Ihr Lachen kam spontan und natürlich, auch wenn Jesse bemerkte, dass sie

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