Terror auf Stiles Island
beim Lachen zu erröten schien.
»Sie sind alle besonders«, sagte sie.
»Keinen Ehemann?«, fragte Jesse.
»Nicht mehr.«
»Festen Boyfriend?«
»Zurzeit nicht. Und wie sieht’s bei Ihnen aus?«
»Bin geschieden«, sagte Jesse.
»Wusste ich schon. Freundinnen?«
»Nee.«
»Was meinen Sie: Haben wir es lange genug in diesem Laden hier ausgehalten?«, fragte Marcy.
»Vollkommen.«
»Dann sollten wir vielleicht woanders hingehen und uns einen richtigen Drink genehmigen.«
»Was ist mit Ihren Kunden?«
»Sie haben ihr eigenes Auto. Ich werd mich nur schnell von ihnen verabschieden.«
Jesse fixierte die schwingenden Hüften unter dem engen Kleid, als sie mit ihrem Martini über die Tanzfläche schritt. Sie sprach mit einem gut aussehenden Paar, das in der Nähe der Büffets stand. Schauen mehr nach Palm Beach als nach Stiles Island aus, dachte Jesse. Aber vielleicht waren sie ja geborene Sommerfrischler. Der Mann küsste Marcy auf die Wange und sie kam über die Tanzfläche zu ihm zurück. Jesse war sich relativ sicher, ihren Körper auch bald ohne störendes Kleid sehen zu können. Der innere Druck angesichts eines möglichen Abenteuers, der sich bereits bei ihrem ersten Kontakt eingestellt hatte, schwoll merklich an. Er hatte keine Einwände, ja liebte diese Spannung sogar. Kein Grund zur Hast. Er genoss es, den Ereignissen entgegenzusehen. Marcy stellte ihr leeres Glas auf den Tresen.
»Sollen wir?«, sagte sie.
Jesse kippte den Rest seines Drinks hinunter und stellte das Glas neben ihres.
»Darauf kannst du Gift nehmen«, sagte er.
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17
»Siehst du den Typen da drüben, der mit Marcy redet?«, fragte Macklin.
»Hübscher Junge«, sagte Faye.
»Was ist an ihm denn so hübsch?«, sagte Macklin.
»Er ist schlank, schaut aber kräftig aus. Hat ein sympathisches Gesicht. Volles Haar. Sieht irgendwie, ich weiß nicht … attraktiv aus. Ein hübscher Junge eben.«
»Was glaubst du, womit er wohl sein Geld verdient?«, fragte Macklin.
»Sieht wie ein professioneller Sportler aus.«
»Er ist der Polizeichef«, sagte Macklin.
»Dafür ist er aber noch sehr jung«, sagte Faye. »Woher weißt du, dass er der Polizeichef ist?«
»Ich hab das Revier unter die Lupe genommen, damit ich mich mit den Polizisten vertraut mache, und er lief ständig rein und raus. Keine Uniform, ziviles Auto, und er bewegt sich halt so, als würde er ,Das ist mein Territorium‘ signalisieren. Bin daraufhin zur Bücherei gegangen, hab mir die Info-Seite der städtischen Verwaltung angeschaut – und schon war er da: Jesse Stone, Chef der örtlichen Polizei.«
»Dir entgeht aber auch nichts.« In Fayes Stimme klang Bewunderung mit.
»Nichts, was ich wissen muss.«
Faye wusste nur allzu gut, dass er genau dieses Image von sich selbst pflegte: ein Mann, der auf alle Eventualitäten vorbereitet ist. Aber Faye wusste auch, dass es die Vorbereitungen eines Coups waren, die ihn immer besonders animierten. Sie hatte ihm nie die Frage gestellt: »Wenn du so gottverdammt gut bist, warum hast du dann dein halbes Leben im Knast verbracht?« Es hätte ihn völlig fertiggemacht, wenn sie weniger von ihm überzeugt gewesen wäre, als er es selbst war. Hauptsache, er war noch immer am Leben. Hauptsache, sie hatte ihn noch immer bei sich.
»Davon abgesehen, dass er hübsch ist – was hast du sonst für einen Eindruck von ihm?«, fragte Macklin.
»Er sieht so aus, als wisse er, was er tut«, sagte Faye.
»Wie kommst du darauf?«
»Er sieht anders aus als die anderen Männer hier«, sagte Faye, »und diese Leute machen nun wirklich nicht den Eindruck, als wüssten sie, was sie tun.«
Macklin lachte und legte seinen Arm um ihre Schulter. Er drehte sie langsam zu sich herum und begann mit ihr zum »Tennessee Waltz« zu tanzen.
»Nun, wir werden uns genau anschauen, was der gute Mann wirklich draufhat«, sagte Macklin.
»Mach bloß kein Spiel aus der Geschichte, Jimmy.«
»Spiel?«
»Wer ist besser – du oder der Cop? Greif dir das Geld, und dann hauen wir ab.«
Macklin nahm sie fest in den Arm und drückte sie an sich. Sie rieb ihre Wange zärtlich gegen seine.
»Mach dir keine Gedanken«, sagte Macklin. »Wirziehen die große Nummer durch – und dann suchen wir uns ein warmes Plätzchen in der Sonne, wo wir am Strand sitzen und Daiquiris trinken.«
»So machen wir’s«, sagte sie leise.
»Du und ich, Baby«, sagte
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