Terror auf Stiles Island
Flagstaff hochgehen. Macklin stammt aus Dorchester, Massachusetts.«
»Gehört zu Boston«, sagte Jesse. »Haben sie gesessen?«
»Drei Jahre in Yuma.«
»Beide wieder frei?«
»Sieht ganz so aus.«
»Sonst noch was zu Macklin?«
»Nein.«
»Eine Beschreibung?«
»Auch nicht.«
»Okay, Travis, ich dank dir jedenfalls.«
»Kein Problem«, sagte Randall. »Ich werd meine Nasenoch ein bisschen tiefer in die Akte stecken. Sollte ich was finden, ruf ich dich an.«
»Mach das«, sagte Jesse.
»Und, Jesse: Weder du noch einer deiner Leute sollte versuchen, Crow alleine auszuschalten. Es ist ihm scheißegal, ob du ein Cop bist oder nicht.«
»Würdest du’s alleine mit ihm aufnehmen, Travis?«
»Um nichts in der Welt.«
»Wir werden schon auf uns aufpassen«, sagte Jesse.
»Und lass dich wieder mal blicken. Dein Vater und ich waren ja dicke Freunde und Betty würde sich sicher freuen, wenn du uns mal besuchen würdest.«
»Danke, Travis. Ich werd’s nicht vergessen.«
Jesse beugte sich vor und schaltete den Lautsprecher aus.
»Suit«, sagte er. »Schau doch mal, was du im Computer zu James Macklin aus Dorchester findest.«
»Was läuft hier bloß ab, Jesse?«
»Vielleicht veranstalten sie ja nur ein Klassentreffen: Yuma, Jahrgang 1988«, sagte Jesse. »Vielleicht hat es mit uns ja gar nichts zu tun.«
»Ich wette, dass sie es auf die Paradise Bank abgesehen haben, Jesse. Ich wette, dass sie die Bank ausrauben wollen.«
»Wir werden hier nicht fürs Wetten bezahlt, Suit, sondern für Recherchen. Also recherchier doch mal, was du über diesen James Macklin rausfindest.«
Suitcase stand auf.
»Wird gemacht, Chef«, sagte er.
»Und du hast gehört, was Randall über Crow sagte. Wenn Randall ihm aus dem Weg gehen würde …«
»Ist Randall ein harter Brocken?«, fragte Suitcase.
»Kann man wohl sagen«, sagte Jesse.
Suitcase nickte und ging zur Tür, hielt aber dann an, als habe er noch was vergessen.
»Ah, Chef?«
»Ja?«
»Nimmst du inzwischen die Vitamine?«
»Und schlürfe jede Menge Austern«, sagte Jesse.
Mit hochrotem Kopf und sichtlichem Stolz, dass er diesen Scherz noch an den Mann gebracht hatte, verließ Simpson Jesses Büro.
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42
Es war neun Uhr morgens, als Freddie Costa mit seinem Motorboot die Anlegestelle von Paradise Harbor verließ und langsam auf die Bojen zusteuerte, die den Eingang zum Kanal markierten. Er hatte vorher noch aufgetankt und die Maschine gewartet. Auf der Ablage über der Tür lag eine Winchester. Es gab keinen Grund, sie zu verstecken: Viele der Bootseigentümer hier waren bewaffnet. Er griff nach seinem großen Plastikbecher und trank einen Schluck Kaffee. Die Sonne stand bereits über den Dächern von Paradise Neck, als er sein Boot nordwärts zum Hafenausgang steuerte. Der Wind blies ihm direkt ins Gesicht und wühlte das Wasser auf. Obwohl er langsam fuhr, klatschte der Bug oft hart gegen die Wellen. Doch auch eine stürmische See konnte ihn nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Er hatte den größten Teil seines Lebens auf dem Meerverbracht, nachdem sein Vater ihn erstmals auf einem Muscheltrawler mitgenommen hatte. Er liebte den Ozean – vor allem dann, wenn er allein war, wenn die Sonne am Himmel stand und ihre Strahlen vom Wasser reflektiert wurden. Wie heute. Einige hoffnungsfrohe Seemöwen umkreisten das Boot für ein paar Minuten, drehten dann aber wieder ab und flogen zu ihrem angestammten Jagdrevier am Hafenrestaurant zurück.
Angesichts des Gegenwindes würde es eine Weile dauern, bis er auf der anderen Seite von Stiles Island ankommen würde. Was kein Problem war – er hatte mehr als genug Zeit. Möglicherweise müsste er die Männer ja sogar erst am nächsten Tag an Bord nehmen. Er würde sich in Küstennähe aufhalten, vielleicht sogar den Anker werfen und auf das Leuchtsignal warten. Wenn sie dann durchs hüfthohe Wasser zum Boot gekommen waren, würde er um Cape Ann herumschippern und sie nördlich von Port City absetzen, wo Faye mit dem Wagen warten würde. Er selbst würde weiter gen Norden fahren, vielleicht sogar bis Portsmouth, und eine Weile abtauchen, bis sich der Staub gelegt hatte. Mit seinem Anteil in der Tasche würde er dann zurück nach Mattapoisett dampfen und sich mit Sportfischen einen schönen Tag machen.
Als er hinter dem Steuerrad stand, konnte er das beruhigende Vibrieren des Motors spüren. Das Boot war im
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