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Terror

Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Bestie nicht mit einer Schrotflinte aufzuhalten war, wenn sie kam, um sich ihr nächstes Opfer zu holen.
    Die Qualen des langen Marsches steigerten sich von Tag zu Tag. Nicht nur waren viele durch Hunger, Skorbut und Sonneneinstrahlung dem Tod nahe, sondern es waren auch zwei weitere Männer der plötzlich auftretenden Vergiftung erlegen, die Kapitän Fitzjames dahingerafft hatte. Am 10. Juni wachte der Heizer John Cowie, der den Angriff des Ungeheuers auf die Erebus am 6. März überlebt hatte, vor Schmerzen schreiend auf und hauchte noch am selben Tag in stummer Lähmung sein Leben aus. Am 12. Juni brach der achtunddreißigjährige Steuermannsmaat Daniel Arthur von der Erebus mit Unterleibsschmerzen zusammen und starb acht Stunden später an Lungenversagen.
Ihre Leichen wurden nicht einmal richtig beerdigt. Der Schlittenzug hielt nur kurz an, um sie in Segeltuch einzunähen und mit Steinen zu bedecken.
    Richard Aylmore, um den seit Kapitän Fitzjames’ Tod viele Spekulationen kreisten, zeigte fast keine Krankheitssymptome. Bei den Männern, die keine warmen Mahlzeiten aus den Büchsen zu sich nehmen durften und die deshalb noch stärker an Skorbut litten, ging das Gerücht um, dass Aylmore Befehl erhalten hatte, seine Konserven mit Cowie und Arthur zu teilen. Doch abgesehen von der naheliegenden Vermutung einer absichtlichen Vergiftung, konnte sich niemand einen Reim darauf machen, dass die Goldner-Lebensmittel drei Männer auf grausige Weise in den Tod gerissen hatten, während Aylmore unversehrt blieb. Zwar wussten alle, dass Aylmore die Kapitäne hasste, aber niemand sah einen Grund, weshalb der Offizierssteward seine Maaten umbringen sollte.
    Außer es ging ihm um ihren Essensanteil.
    Henry Lloyd, Dr. Goodsirs Gehilfe im Lazarett, war mittlerweile einer derjenigen, die auf den Booten mitgeschleppt werden mussten. Der schwer vom Skorbut Gezeichnete spuckte Blut und Zähne. Da Blanky bis auf Diggle und Wall zu den wenigen gehörte, die nach dem Morgenzug bei den Booten blieben, versuchte er, dem unermüdlichen Arzt zur Hand zu gehen.
    Seltsamerweise kam es jetzt bei den fast schon tropischen Temperaturen häufiger zu Erfrierungen als vorher. Die Sonne hing bereits bis Mitternacht am südlichen Himmel. Schwitzende Männer, die ihre Jacken und Handschuhe ausgezogen hatten, zogen bis weit in den Abend hinein im Geschirr, um dann überrascht festzustellen, dass das Quecksilber auf minus fünfundzwanzig Grad gefallen war. Goodsir musste ständig Finger und Hautstellen behandeln, die durch Erfrierungen weiß oder durch Fäulnis schwarz angelaufen waren.

    Aufgrund des hellen Sonnenlichts wurde die Hälfte der Männer von Schneeblindheit oder rasenden Kopfschmerzen geplagt. Am Morgen schritten Crozier und Goodsir die Reihen der Schleppgespanne ab und redeten mit Engelszungen auf die Männer ein, damit sie ihre Schutzbrillen aufsetzten, aber die Seeleute hassten die Drahtungetüme. Laut Joe Andrews, dem Lastmann der Erebus , der ein alter Freund von Blanky war, sah man durch die verdammte Drahtbrille genauso schlecht wie durch einen schwarzen Damenschlüpfer, nur machte es viel weniger Spaß.
    Die Schneeblindheit und die Kopfschmerzen wuchsen sich zu einer ernsten Behinderung für den Zug aus. Einige Männer baten Dr. Goodsir sogar um Laudanum, doch der Arzt hatte angeblich nichts mehr übrig. Blanky wusste, dass das nicht stimmte, da er häufig Medikamente aus der Kiste des Arztes holen musste. Es gab noch eine kleine, nicht gekennzeichnete Phiole Laudanum. Wahrscheinlich bewahrte der Doktor sie für einen schrecklichen Notfall auf. Vielleicht um Kapitän Crozier die letzten Stunden zu erleichtern? Oder sich selbst?
    Andere Männer zogen sich einen Sonnenbrand zu und litten Höllenqualen. Alle hatten Rötungen an den Händen, im Gesicht und am Hals, aber manche, die sich in der unerträglichen Mittagshitze auch nur kurz das Hemd herunterrissen, mussten am Abend feststellen, dass ihre in drei Jahren Dunkelheit und Abgeschlossenheit erblasste Haut fürchterlich verbrannt war und eitrige Blasen warf.
    Diese stach Dr. Goodsir mit einer Lanzette auf und rieb die offenen Wunden mit einer Salbe ein, die für Blanky wie Wagenschmiere roch.
    Als die fünfundneunzig Überlebenden Mitte Juni an der Südküste des Kaps nach Osten stapften, waren alle bereits am Rande des Zusammenbruchs. Solange wenigstens noch einige die ungeheuer schweren Schlitten mit den Kuttern und Pinassen
darauf und die vollbeladenen Walboote schleppen

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