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Terror

Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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manchmal auch als Kokain bezeichnet wird. Das kann ich ihm geben. Die ganze Flasche, wenn Sie wollen. Und dazu noch Alraunwurzel, Laudanum und Morphium. Da vergehen die Schmerzen sehr schnell.« Er griff in seinen Koffer.
    Hickey hob den Revolver und zielte auf Goodsirs linkes Auge. »Wenn du Magnus krank im Magen machst oder irgendein Skalpell oder Messer aus deiner Tasche ziehst, dann schieß ich dir in die Eier und zwing dich, sie zu fressen, das schwör ich dir, du Hurensohn von einem Quacksalber. Hast du verstanden?«
    »Ich habe verstanden«, erwiderte Goodsir. »Aber ich darf Sie daran erinnern, dass ich als Arzt an den hippokratischen Eid gebunden bin.« Er nahm eine Flasche heraus und träufelte eine kleine Portion Morphium auf einen Löffel. Dann wandte er sich Manson zu. »Hier, schluck das.«
    »Danke, Dr. Goodsir.« Schmatzend leckte der Hüne den Löffel ab.
    »Cornelius!« Thompson deutete nach vorn.
    Crozier war verschwunden. Eine Blutspur führte in den Zinnenwald.

    »Verdammte Scheiße.« Der Kalfaterersmaat seufzte. »Dieses Arschloch macht einem aber auch immer Ärger. Dickie, hast du nachgeladen?« Hickey schob selbst neue Munition in seinen Revolver.
    »Ja.« Aylmore hob die Schrotflinte.
    »Thompson, du nimmst die Flinte, die ich mitgebracht habe, und bleibst hier bei Magnus und dem Arzt. Wenn der Doktor was macht, was dir nicht passt – zum Beispiel wenn er einen Furz lässt –, dann schießt du ihm die Schusser weg.«
    Thompson nickte. Golding kicherte. In gespannter Haltung glitten Hickey mit dem Revolver und hinter ihm Golding und Aylmore mit den Flinten über das Eis. Nacheinander drangen sie in die Schatten zwischen den bläulichen Säulen vor.
    »Das wird schwer, ihn hier zu finden«, flüsterte Aylmore, als sie durch Streifen aus Mondlicht und Dunkelheit schlichen.
    »Das glaub ich nich.« Hickey deutete auf die breite Blutspur, die wie eine Telegraphennachricht aus schwarzen Punkten und Strichen in den Zinnenwald führte.
    »Aber er hat noch seine kleine Pistole dabei.« Aylmore schob sich vorsichtig von Zacken zu Zacken.
    »Scheiß auf seine Scheißpistole.« Hickey ging schneller und kam auf dem Blut immer wieder leicht ins Rutschen.
    Golding kicherte laut. »Scheiß auf seine kleine Scheißpistole.«
    Nach vierzig Fuß endete die Blutspur an der Polynja. Hickey stürzte nach vorn und starrte auf die Eiskante, wo die waagrechten Flecken in senkrechte übergingen. Die Spur führte ins Wasser.
    »Gottverdammte, beschissene Höllenkacke!« Aufgebracht hüpfte Hickey hin und her. »Ich wollte, dass mir der hochwohlgeborene Hundesohn ins Gesicht schaut, wenn ich ihm die letzte Kugel ins Gehirn jage. Gottverflucht, der Kerl verdirbt mir den ganzen Spaß.«
    »Schau mal, Cornelius.« Golding kicherte noch immer. Er
deutete auf etwas im dunklen Wasser, das aussah wie eine mit dem Gesicht nach unten schwimmende Leiche.
    »Das ist nur der verdammte Mantel.« Aylmore war mit erhobener Flinte vorsichtig aus dem Schatten getreten.
    »Nur der verdammte Mantel«, plapperte Golding nach.
    »Dann ist er eben da unten verreckt«, sagte Aylmore. »Wollen wir nicht lieber verschwinden, bevor Des Voeux oder jemand anderer von den vielen Schüssen angelockt wird? Wir brauchen zwei Tage, bis wir wieder bei unseren Leuten sind. Außerdem müssen wir noch die Leichen zerteilen, damit wir sie mitnehmen können.«
    »Niemand geht hier weg«, entgegnete der Kalfaterersmaat, »solange wir nicht wissen, ob Crozier noch lebt.«
    »Mit den vielen Schusswunden und ohne Überrock?« Aylmore deutete nach unten. »Schau dir das Ding doch an. Ganz zerrissen vom Schrot.«
    »Trotzdem lebt er vielleicht noch. Das müssen wir rausfinden. Kann sein, dass er an die Oberfläche geschwemmt wird.«
    »Und was willst du dann machen? Auf die Leiche schießen?«
    Hickey wirbelte herum und bedachte Aylmore mit einem giftigen Blick. Obwohl er einen Kopf größer war als sein zwergenhaftes Gegenüber, wich der Offizierssteward zurück. »Ja«, zischte der Kalfaterersmaat, »genau das will ich.« Mit bellendem Befehlston wandte er sich Golding zu. »Hol Thompson und Magnus. Den Quacksalber binden wir an eine von den Eissäulen. Ich suche mit Aylmore und Thompson weiter. Du passt inzwischen auf Magnus auf und zerschneidest Lane und Goddard in kleine Stücke, damit wir sie leichter transportieren können.«
    »Ich soll sie zerschneiden?«, rief Golding. »Du hast doch gesagt, dass das der Grund ist, warum wir uns Goodsir geschnappt

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