Terror

geht voraus, aber vorsichtig, und haltet die Flinten schussbereit. Dr. Goodsir, Sie bleiben bitte bei mir. Golding, du wartest hier.«
    »Aye aye, Sir«, flüsterte Goddard. Er und John Lane zogen sich mit den Zähnen die Fäustlinge herunter. Sie ließen den Hahn ihrer doppelläufigen Flinten halb zurückschnappen und gingen vorsichtig auf die mondbeschienene Lichtung zu.
    Plötzlich fuhr ein riesenhafter Schatten hinter der letzten Eiszinne hervor und stieß die Köpfe der beiden Seeleute zusammen. Goddard und Lane sanken zu Boden wie Rinder unter dem Schlachthaushammer.
    Eine andere schattenhafte Gestalt schlug Crozier auf den Hinterkopf, zerrte ihm die Arme hinter den Rücken, als er aufzustehen versuchte, und drückte ihm ein Messer an die Kehle.
    Golding griff nach Goodsir und hielt ihm eine lange Klinge an den Hals. »Nicht bewegen, Doktor«, zischte der Schiffsjunge, »sonst muss ich Sie operieren.«
    Der riesige Schatten packte Goddard und Lane am Kragen ihres Überrocks und schleifte sie auf die Lichtung. Ihre Stiefelspitzen zogen Spuren durch den Schnee. Ein weiterer Mann trat hinter den Eiszinnen hervor und nahm Goddards und Lanes Flinten an sich. Eine davon reichte er Golding, die andere behielt er selbst.
    »Her mit ihm.« Richard Aylmore deutete mit seiner Flinte nach vorn.
    Inzwischen hatte Crozier den Mann hinter sich am Geruch erkannt. Es war der Faulpelz George Thompson, der ihm das Messer an die Kehle hielt und ihn jetzt aus den Schatten der
Eiszinnen nach vorn stieß, auf die wartende Gestalt im Mondlicht zu.
     
     
    Magnus Manson ließ Lane und Goddard vor seinem Herrn und Meister Cornelius Hickey in den Schnee plumpsen.
    »Leben sie noch?«, brachte Crozier mühsam krächzend hervor. Thompson hielt immer noch seine Arme fest, aber an die Stelle der Klinge an seinem Hals war die Mündung einer Flinte getreten, die auf ihn zielte.
    Wie um die Liegenden zu betrachten, beugte sich Hickey vor. Plötzlich erschien ein Messer in seiner Hand. Bevor noch einer der Umstehenden reagieren konnte, schnitt er den Bewusstlosen die Kehle durch.
    »Jetzt nicht mehr, Euer Hochwohlgeboren Crozier«, bemerkte der Kalfaterersmaat.
    Schwarz strömte das Blut aufs Eis.
    »Auf diese Weise hast du wohl auch John Irving abgeschlachtet.« Croziers Stimme bebte vor Wut.
    »Leck mich am Arsch«, entgegnete Hickey.
    Crozier funkelte Robert Golding an. »Hoffentlich hast du deine dreißig Silberlinge gekriegt.«
    Golding kicherte.
    Der Kalfaterersmaat wandte sich an Thompson, der hinter dem Kapitän stand. »George, Crozier hat einen Revolver in der rechten Manteltasche. Her damit. Dickie, du bringst mir den Revolver. Wenn sich Crozier rührt, schießt du ihn übern Haufen.«
    Thompson holte die Waffe heraus, während Aylmore mit seiner Flinte auf Crozier zielte. Dann trat der Offizierssteward heran, nahm die Waffe und den Patronenbeutel an sich und zog sich mit erhobener Flinte wieder zurück. Er ging über die mondbeschienene Lichtung und reichte Hickey den Revolver mit der Munition.

    »Es ist doch schon alles schlimm genug«, ließ sich Goodsir plötzlich vernehmen. »Warum müsst ihr es noch schlimmer machen? Warum muss unsere Gattung der gottgegebenen Not und Pein noch immer weitere Schrecken hinzufügen? Können Sie mir darauf eine Antwort geben, Mr. Hickey?«
    Der Kalfaterersmaat, Manson, Aylmore, Thompson und Golding starrten den Arzt an, als hätte er aramäisch gesprochen.
    Der einzige andere Anwesende, Francis Crozier, war nicht weniger erstaunt. »Was willst du, Hickey? Außer Fleisch für deinen Marsch natürlich?«
    »Ich will, dass du deine dreckige Schnauze hältst und langsam und qualvoll verreckst«, erwiderte Hickey.
    Robert Golding lachte, als hätte er denVerstand verloren. Die Läufe seiner Flinte schlugen einen Trommelwirbel auf Goodsirs Nacken.
    »Mr. Hickey«, sagte der Arzt, »Ihnen ist doch wohl klar, dass ich Ihnen niemals dabei helfen werde, meine Schiffsmaaten zu zerlegen, so wie Sie sich das anscheinend vorgestellt haben.«
    Hickey entblößte seine Zähne. »Doch, das wirst du, Quacksalber. Das schwör ich dir. Sonst schneiden wir dir nämlich deine Klunker einzeln ab und stopfen sie dir ins Maul.«
    Goodsir blieb stumm.
    »Tom Johnson und die anderen werden euch aufspüren.« Crozier ließ Hickey keine Sekunde aus den Augen.
    Der Kalfaterersmaat lachte. »Johnson hat uns schon gefunden, Crozier. Oder besser gesagt, wir ham ihn gefunden.«
    Hickey griff hinter sich und nahm einen Jutesack