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Terror

Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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warten, Sir. Ich soll Ihnen einen schönen Gruß bestellen, Sie möchten mit Dr. Goodsir die zwei Meilen zur Polyanna rauskommen – die Schneewände sind nicht so schlimm, Sir, es dauert höchstens zwei Stunden.«
    »Also schön. Sag Dr. Goodsir, dass ich ihn brauche. Er soll seinen Arztkoffer mitbringen und sich warm anziehen. Wir treffen uns bei den Booten.«
     
     
    Entgegen Des Voeux’Aufforderung hatte Crozier den Bootsmann John Lane und den Lastmann William Goddard dabei, die mit Schrotflinten bewaffnet waren. Golding führte die vier Männer hinaus in das Gewirr von Eisbergen und -brocken, dann über drei hohe Pressrücken und schließlich durch Zackenwälder, wo nicht nur Goldings Stiefelabdrücke im Schnee zu sehen waren, sondern auch Bambusstöcke, die sie den ganzen weiten Weg von der Terror bis zum Rettungslager geschleppt
hatten. Des Voeux’ Leute hatten diese Stöcke mitgenommen, um leicht zurückzufinden und den besten Weg durchs Eis zu markieren, damit ihnen die anderen mit den Booten folgen konnten, falls sie auf offenes Wasser stießen. Der Mond schien so hell, dass die Zinnen regelrechte Schatten warfen. Selbst die schmalen Bambusstöcke malten schwarze Striche auf das weißblaue Eis.
    In der ersten Stunde war nichts zu hören als angestrengtes Atmen, das Knirschen der Stiefel und das Knacken und Ächzen des Eises.
    Nach einiger Zeit wandte sich Crozier an den Schiffsjungen. »Bist du sicher, dass sie tot ist, Golding?«
    »Wer, Sir?«
    Ungeduldig stieß der Kapitän Luft aus, die sich in eine kleine, im Mondlicht glitzernde Wolke aus Eiskristallen verwandelte. »Wie viele sie gibt es hier in der Gegend, verflucht noch mal? Lady Silence natürlich.«
    »O ja, Sir.« Golding kicherte in sich hinein. »Die ist mausetot. Ihre Titten sind ganz zerrissen.«
    Crozier starrte den Jungen wütend an, während sie über einen niedrigen Pressrücken kletterten und in den Schatten eines hohen, blau schimmernden Eisbergs traten. »Aber bist du sicher, dass es Silence ist? Könnte es nicht auch eine andere Eingeborene sein?«
    Die Frage schien Golding vor ein Rätsel zu stellen. »Gibt es hier noch andere Eskimofrauen, Kapitän Crozier?«
    Crozier schüttelte nur den Kopf und wies den Jungen mit einem Wink an, wieder vorauszugehen.
    Ungefähr eineinhalb Stunden nachdem sie das Lager verlassen hatten, kamen sie zu der »Polyanna«.
    »Hast du nicht gesagt, die Polynja ist weiter draußen?«
    »Ich war selber noch nicht hier. Ich war weiter hinten beim Robbenjagen, wie Mr. Des Voeux das Wesen gefunden hat.«
Golding deutete unbestimmt zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Und es hat Verletzte bei unseren Leuten gegeben, sagst du?«, fragte Goodsir.
    »Ja, Sir. Fat Alex Wilson hatte Blut im Gesicht.«
    »Hast du vorher nicht erzählt, dass George Cann ein blutiges Gesicht hatte?«
    Golding schüttelte den Kopf. »Mm-mm, Sir. Der mit dem blutigen Gesicht, das war Fat Wilson.«
    »War es sein eigenes Blut oder das von jemand anders?«
    »Das weiß ich nicht.« Goldings Stimme klang fast ein wenig missmutig. »Mr. Des Voeux hat nur gesagt, Sie sollen Ihre Arztsachen mitbringen. Ich hab mir gedacht, dass jemand verletzt sein muss, wenn Mr. Des Voeux Sie so dringend braucht.«
    »Aber hier ist niemand.« Der Bootsmann John Lane schritt vorsichtig am Rand der Polynja entlang, die nur fünfundzwanzig Fuß breit war. Er starrte zuerst in das schwarze Wasser, das acht Fuß unter der Eiskante lag, dann in den Wald aus Zacken und Zinnen, der sie auf allen Seiten umgab. »Wo sind sie? Mr. Des Voeux hatte außer dir doch noch acht andere Männer dabei.«
    »Ich weiß nicht, Mr. Lane. Er hat nur gesagt, ich soll Sie hierher bringen.«
    Der Lastmann Goddard legte die Hände trichterförmig an den Mund. »Hallooo? Mr. Des Voeux? Hallooo?«
    Von rechts kam ein Antwortruf. Die Stimme klang gedämpft, aber aufgeregt.
    Mit einem Wink schickte Crozier den Schiffsjungen nach hinten und schritt voran durch den Wald von zwölf Fuß hohen Eiszinnen. Der Wind zwischen den Säulen erzeugte ein seufzendes, fast schmachtendes Geräusch. Alle wussten, dass die Kanten dieser Zacken scharf wie Klingen und stärker als die meisten Bootsmesser waren.

    Vor ihnen im Mondlicht stand mitten in einer kleinen Eislichtung die dunkle, einsame Gestalt eines Mannes.
    »Wenn das Des Voeux ist«, flüsterte Lane dem Kapitän zu, »dann möchte ich wissen, wo die anderen acht hingekommen sind.«
    Crozier nickte. »John, William, ihr zwei

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