Terror

letztere Operation löste bei den versammelten Männern große Belustigung aus, obschon die Leichen ihrer frisch abgeschlachteten Maaten zu ihren Füßen lagen. Fast hatte es den Anschein, als wohnten sie einem Jahrmarktsschauspiel bei.
    Ich kenne den Grund, weshalb Mr. Hickey nie seine Drohung wahr gemacht hat, mich meines Gliedes oder meiner Hoden zu berauben. Der Kalfaterersmaat hat schon viele Schiffsverletzungen gesehen und weiß, daß die Blutung bei solchen Wunden oftmals nicht zum Stillstand kommt. Vorzüglich gilt dies, wenn der Arzt derjenige ist, welcher nach der Operation blutend in Ohnmacht oder Wundschreck fällt. Mr. Hickey will nicht, daß ich sterbe.
    Das Gehen fällt mir sehr schwer, seit meine letzten vier Zehen abgetrennt wurden. Ich hatte nie so recht begriffen, wie wichtig die Zehenglieder für das Gleichgewicht sind. Desgleichen sind die Schmerzen, unter denen ich seit einem Monath zu leiden habe, nicht unerheblich.
    Gewiß würde ich mich der Sünde der Hoffart und auch der Lüge schuldig machen, wollte ich behaupten, daß ich nie daran gedacht habe, jenes Giftfläschchen zur Hand zu nehmen, welches ich vor vielen Wochen verborgen habe.
    Doch ich habe es nie aus seinem Versteck geholt.
    Bis zu dieser Stunde.

    Und ich muß gestehen, daß es langsamer wirkt, als ich erhofft hatte.
    Ich spüre meine Füße nicht mehr, welches ein Segen ist, und meine Beine sind taub bis hinauf zur Patella. Indeß wird es, so der Process nicht schneller voranschreitet, noch zehn Minuten und länger dauern, ehe der Trank mein Herz und andere lebenswichtige Organe erreicht und zum Stillstand bringt.
    Für den Fall, daß dieses Journal eines Tages entdeckt wird, mag es von wissenschaftlichem Interesse seyn, daß diese Mischung nicht allein äußerst stark, sondern auch überaus berauschend ist. Wenn an diesem dunklen, stürmischen Nachmittage noch jemand anderer am Leben wäre als Hickey und Manson, die draußen in ihrer Pinasse thronen, könnte er beobachten, daß ich in den letzten Augenblicken meines Lebens mit dem Kopf wackle und grinse wie ein Trunkenbold.
    Dennoch kann ich nicht dazu rathen, dieses Experiment unter anderen Umständen zu wiederholen als in einer äußersten medicinischen Nothlage.
    Und damit komme ich zu einem echten Geständniß.
    Zum ersten und einzigen Male in meiner ärztlichen Laufbahn habe ich einen Patienten nicht so gut versorgt, wie es in meinen Kräften stand.
    Meine Diagnosis der zwey Schußwunden in Mansons Bauch war eine Lüge. Zwar waren die Kugeln klein, aber die winzige Pistole hatte gewiß viel Pulver geladen, denn beide Geschosse haben Haut, Fleisch, Muskelgewebe und Magenwand des Riesen durchschlagen.
    Schon seit meiner ersten Untersuchung wußte ich, daß die Kugeln in Mansons Magen, Milz, Leber oder ein anderes wichtiges Organ eingedrungen waren und daß sein Leben nur mit einer Operation zu retten war.
    Ich habe gelogen.
    Wenn es eine Hölle gibt – woran ich nicht mehr zu glauben vermag, da das Leben auf dieser Erde Hölle genug für ein ganzes Universum ist –, dann muß ich in den tiefsten Kreis des Infernos geworfen werden.
    Aber das kümmert mich nicht im geringsten.

    Ich möchte noch erwähnen … meine Brust ist schon ganz kalt, und meine Figner … fInGEr werden auch Von Kläte erfaßt.
    Als vor einem Monath der Strum kam, dankte ich Got.
    Dmals schien es nch, als sollten wir thtsächlih das Terro -Lager erreich. Es schin, als hätte Hickey gewonn. Wir waren, so glube ich, keine zwanzig Meil mhr von jenm Lagrr tnfernt und legtn bei bstem Wetter täglch drey oder vier Meilen zurck. Da brch der erste dieser endlosn Strume übr uns herin.
    Wenn es einen Goot gibt … danke, gütige Gott.
    Schneee. Finsternißß. Schrecklicher Wind Tag und Nact.
    Die änner knnten noch gehen, aber nich mehr ziehen. Die Geschirrr wurden zrckgelassen. Die Zelt wurden umgeworfen, dann verweht. D ie Temprutar fielum dreißiG grad.
    Der Winter schlu zu wie Goots Hammer, und Mr. Hickey wußte nichts mehr zu thun, als Prsennig an sine Thronpinass zu spannen. Er erschoß eine Hälfe der Männer unwarf sie der andern zu Fraße vor.
    Manche flohn hinaus in dn Sturm und starben.
    Manche bliebn und wurden erschossen.
    Mancherfrorn.
    Manche aßen diandren und starben trozt dem.
    Hickey un Mansonn sitzen oben in Ihhrem Boot im Wind. Ich glabe, weiß es indß nicht sicher, daß Manssum nich mhr lbt.
    ichabe ihn umgebrach.
    Ich habe die Männer im Rettungslag verlassen und umgebrat.
    Es thut