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Terror

Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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in ihrer Zeit an Bord dieses Schiffes sehr aufmerksam gewesen. Es war auch das erste Mal, dass sie im Wachzustand Gedanken austauschten.
    Ii , sandte er zurück. Ja.
    Es war ein böser Ort. Er dünstete Erinnerungen aus wie einen üblen Geruch.
    Um die Spannung zu mildern, führte er sie nach vorn zum Bug und sandte ihr ein Bild des Kabelgatts in der Last.
    Ich habe immer auf dich gewartet , war ihre Antwort. Wenn die Kinder nicht so ruhig weitergeschlafen hätten, hätte er fast glauben können, die Worte seien laut gesprochen worden. Als er ihren Inhalt begriff, begann er am ganzen Körper zu zittern.
    Sie stiegen den Hauptniedergang zum Unterdeck hinauf. Hier war es viel heller. Crozier sah, dass endlich wieder Licht durch die Scheilichten über ihnen drang. Die gebogenen Scheiben waren zwar milchig vom Eis, aber weder mit Schnee noch mit Persennings bedeckt.
    Das Unterdeck wirkte leer. Die Hängematten der Männer waren sorgfältig zusammengefaltet und verstaut, die Backtische hinauf zu den Deckenbalken gezogen und die Seekisten beiseitegeschoben worden. Der riesige Herd in der Mitte des Mannschaftslogis war dunkel und kalt.

    Crozier versuchte sich zu erinnern, ob Mr. Diggle noch am Leben gewesen war, als er, der Kapitän, aufs Eis hinausgelockt und niedergeschossen wurde.
    Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass ihm der Name des Kochs in den Sinn kam.
    Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ich wieder in meiner Zunge denke.
    Zunge? Crozier lächelte bitter. Wenn es wirklich eine Göttin wie Sedna gab, die über die Welt herrschte, dann war sie ein gemeines Rabenaas.
    Silence zog ihn nach achtern.
    Sie blickten in mehrere Offizierskajüten und -messen, die alle leer waren.
    Crozier grübelte darüber nach, wer von den Männern zur Terror gelangt und mit ihr nach Süden gesegelt sein konnte.
    Des Voeux und die Leute aus dem Rettungslager? Er war sich ziemlich sicher, dass der Unterleutnant und die anderen mit den Booten weiter nach Süden zum Großen Fischfluss gezogen waren.
    Hickey und seine Kumpane? Um Dr. Goodsirs willen wollte er es hoffen, aber er glaubte es nicht. In dieser Gruppe gab es kaum jemanden, der segeln oder gar navigieren konnte, mit Ausnahme von Leutnant Hodgson, der aber, wie Crozier befürchtete, in dieser Meute von Mordbrennern wohl nicht lange überlebt hatte. Wahrscheinlich hatten sie nicht einmal das kleine Boot richtig steuern können, das er ihnen überlassen hatte.
    So blieben nur noch die drei Männer übrig, die das Rettungslager verlassen hatten, um über Land zu marschieren: Reuben Male, Robert Sinclair und Samuel Honey. Waren ein Backsgast, ein Vortoppmann und ein Schmied in der Lage, die HMS Terror durch ein Labyrinth von Fahrrinnen fast zweihundert Meilen weit nach Süden zu segeln?
    Crozier fühlte Schwindel und leichte Übelkeit, als er an die
Namen und Gesichter der Männer dachte. Fast konnte er ihre Stimmen hören. Nein, er konnte ihre Stimmen hören.
    Puturaq hatte recht gehabt. Dieser Ort war jetzt die Heimat von piingilaaq, der übelwollenden Geister von Toten, die die Lebenden heimsuchten.
     
     
    In Francis Rawdon Moira Croziers Koje lag eine Leiche.
    Soweit sie erkennen konnten, ohne Lampen anzuzünden und die unteren Decks zu durchsuchen, war dies der einzige Tote an Bord.
    Warum hat er sich zum Sterben in meine Koje verkrochen?
    Der Mann hatte ungefähr Croziers Größe. Er lag in einer blauen Pijacke und Wollhose, mit einer Seemannsmütze auf dem Kopf unter einer Decke. Die warme Kleidung war merkwürdig, weil sie im Sommer gesegelt waren, aber ansonsten gab sie keinen Aufschluss über die Identität des Toten. Und Crozier verspürte keinen Wunsch, seine Taschen zu durchsuchen.
    Die Hände bis hinauf zu den Gelenken und der Hals des Mannes waren braun mumifiziert und runzlig, doch vor allem beim Anblick des Gesichts hätte Crozier gern auf das Scheilicht in seiner ehemaligen Kajüte verzichtet.
    Die Augen des Leichnams waren braune Murmeln. Sein Haar und Bart waren so lang und verwildert, dass man glauben konnte, sie seien nach seinem Tod noch monatelang weitergewuchert. Die Lippen waren völlig verschrumpelt und hatten sich weit über das Zahnfleisch zurückgeschoben.
    Das Bestürzendste aber war, was dazwischen zum Vorschein kam. Die Vorderzähne waren nicht vom Skorbut ausgefallen, sondern alle noch da. Breit, elfenbeingelb und unglaubliche zwei Zoll lang ragten sie aus dem Mund, als wären sie weitergewachsen  – so wie die Zähne einer Ratte oder

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