Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Terror

Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
diesen ganzen Plunder Hunderte von Meilen übers Eis geschleppt? Und davor von England aus Tausende von Meilen übers Meer? Was haben wir uns nur dabei gedacht?
    Taliriktuq hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Er schloss die Augen, bis die Übelkeit wieder vorüber war. Silence berührte ihn am Handgelenk. Sie hatte den Aufruhr in
seinem Inneren gespürt. Er sah sie an, um ihr zu zeigen, dass er noch da war. Doch eigentlich war er nicht mehr da. Zumindest nicht vollständig.
     
     
    An der Küste paddelten sie nach Westen zur Mündung von Backs Fluss.
    Die Ulikataliks hatten sich nur undeutlich, ja sogar ausweichend darüber geäußert, wo sie die kabloona-Schätze gefunden hatten. Einige von ihnen gaben an, dass sie von einem Ort namens Kinuna stammten, und nach der Beschreibung klang es, als könnte es sich dabei um eine Inselgruppe südlich von King-William-Land handeln. Doch die meisten Jäger behaupteten, in Kugluktuq, westlich von Taloyoak, auf die Kostbarkeiten gestoßen zu sein. Asiajuq übersetzte diesen Namen mit »Ort der Fallenden Wasser«.
    Crozier vermutete, dass es sich um den ersten kleinen Wasserfall handelte, der nach Backs Bericht kurz nach der Mündung des Großen Fischflusses lag.
    Eine Woche lang suchten sie die Gegend ab. Asiajuq, seine Frau und drei Jäger blieben mit dem umiaq an der Flussmündung, während Crozier und Silence mit den Kindern, der immer noch neugierige Inupijuk und die anderen Jäger mit ihren qajaqs drei Meilen flussaufwärts zu den ersten niedrigen Wasserfällen paddelten.
    Er fand einige Fassdauben und eine lederne Stiefelsohle mit Löchern, in die Schrauben hineingedreht worden waren. Vergraben im Sand und Schlamm des Flussufers entdeckte er ein acht Fuß langes, gebogenes und früher einmal poliertes Stück Eichenholz, das womöglich vom Dollbord eines Kutters stammte. Für die Ulikataliks wäre diese Planke äußerst kostbar gewesen. Sonst fand er nichts.
    Mit leeren Händen ruderten sie wieder flussabwärts zur
Küste. Dort trafen sie auf einen älteren Mann, seine drei Frauen und ihre vier triefnasigen Kinder. Die Frauen trugen das Zelt und die Rentierhäute auf dem Rücken. Sie waren zum Fluss gezogen, um zu fischen, erklärte der Mann. Er hatte noch nie einen kabloona gesehen, geschweige denn zwei silam inua ohne Zungen, und hatte große Angst. Einer der Jäger in Croziers Begleitung jedoch konnte ihn beruhigen. Der Alte hieß Puturaq und stammte aus der Inuit-Siedlung Qikiqtarjuaq.
    Nach dem Austausch von Essen und Freundlichkeiten erkundigte sich Puturaq, was sie aus dem Land der Gottwandler im Norden hierher geführt hatte. Als ihm ein Jäger erklärte, dass sie nach lebenden und toten kabloona suchten, die vielleicht hier vorbeigekommen waren – oder ihren Hinterlassenschaften –, entgegnete der Alte, dass er nichts von kabloona auf diesem Fluss gehört hatte. Dann sagte er zwischen großen Bissen von einem Stück Robbenfleisch, das sie ihm geschenkt hatten: »Letzten Winter habe ich ein kabloona-Boot gesehen, so groß wie ein Eisberg, mit drei stehenden Stöcken darin, das vor Utjulik im Eis festsitzt. Ein paar von den jüngeren Männern sind reingestiegen. Sie mussten ihre Sternenscheißäxte hernehmen, um ein Loch in die Wand zu schlagen. Aber sie haben das ganze Holz und die Metallschätze dort gelassen, weil in dem Dreistockboot Geister sind.«
    Crozier blickte Silence an. Habe ich ihn richtig verstanden?
    Ja. Sie nickte. Kanirjuk fing an zu weinen, und Silna öffnete ihren Sommeranorak, um ihr Kind zu stillen.
     
     
    Crozier stand auf einer Klippe und sah hinaus auf das Schiff im Eis. Es war die HMS Terror. Ref 20
    Von der Mündung des Großen Fischflusses bis nach Utjulik an der Westküste hatten sie acht Tage gebraucht. Mit Hilfe der Gottwandlerjäger, die seine Zeichen verstanden, hatte Crozier
Puturaq Geschenke angeboten, um ihn dazu zu überreden, samt seiner Familie mit ihnen zu ziehen und ihnen den Weg zu dem kabloona-Boot mit den drei Stöcken zu zeigen. Doch der Alte wollte nichts mehr damit zu tun haben. Er war zwar letzten Winter nicht mit den jungen Männern hineingegangen, aber er hatte gleich den Makel der piingilaaq an dem Boot gesehen – der bösen Geister, die sich dort aufhielten.
    Utjulik war ein Inuitname für die Westküste der Adelaide-Halbinsel, die Crozier von den Karten kannte. Schon bald nach der Meerenge, die südlich zu Backs Fluss führte, hatten sich die offenen Fahrrinnen zu festem Packeis

Weitere Kostenlose Bücher