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Terror

Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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letzte Stück seines Ledergurts mit dem Messer, weil er vor Erschöpfung die Knoten nicht lösen konnte. Auch zum Salutieren reichte seine Kraft nicht mehr.
     
     
    Durch die drei Scheilichten über ihnen schimmerte milchig das Licht der allgegenwärtigen Sonne, als der Vollmatrose Charles Best zu seinem Bericht antrat. Sir John Franklin, Commander Fitzjames und Kapitän Crozier saßen nebeneinander am Tisch. Der Kapitän der HMS Terror war durch einen glücklichen Zufall nur wenige Minuten nach Ankunft des Schlittentrupps zu einem Besuch eingetroffen. Edmund Hoar, der nicht nur Sir Johns Steward
war, sondern manchmal auch die Aufgaben eines Sekretärs erfüllte, hatte hinter den Offizieren Platz genommen, um Protokoll zu führen. Best stand natürlich, aber Crozier hatte vorgeschlagen, dem ausgemergelten Mann wenigstens etwas Weinbrand einzuflößen. Sir John war die Missbilligung zwar deutlich anzusehen, doch er hatte Commander Fitzjames gebeten, eine Flasche aus seinem Vorrat zu holen. Der Schnaps schien Best wieder ein wenig belebt zu haben.
    So erstattete er auf unsicheren Beinen seinen Bericht, und die drei Offiziere unterbrachen ihn von Zeit zu Zeit mit Fragen. Als sich seine Beschreibung der mühsamen Schlittenfahrt nach King-William-Land allzu lange hinzuziehen drohte, ermahnte Sir John den Matrosen, die Ereignisse der letzten zwei Tage zur Sprache zu bringen.
    »Sehr wohl, Sir. Also, nach der ersten Nacht mit Blitz und Donner, da bei dem Steinmal, wo wir die … Spuren, die Abdrücke … im Schnee gefunden hatten, haben wir versucht, ein paar Stunden zu schlafen, aber eigentlich haben wir kein Auge zugetan. Leutnant Gore und ich, wir haben uns am Morgen mit leichten Rationen für den Aufbruch fertig gemacht, und Mr. Des Voeux hat die Reste von unserem Zelt und den armen Hartnell, der noch immer bewusstlos war, auf den Schlitten gepackt. Dann haben wir uns verabschiedet. Der Leutnant und ich sind nach Süden marschiert, Mr. Des Voeux und die anderen raus aufs Meereis.«
    »Ihr wart bewaffnet«, bemerkte Sir John.
    »Aye aye, Sir John. Leutnant Gore hatte eine Pistole dabei. Ich hatte eine von den zwei Flinten. Die andere hat Mr. Des Voeux mitgenommen, und die Büchse hatte der Gefreite Pilkington.«
    »Erklär uns, warum Leutnant Gore die Gruppe aufgeteilt hat«, drängte Sir John.
    Best schien zunächst ein wenig ratlos, doch dann hellte sich seine Miene auf. »Oh, er hat nur Ihre Befehle ausgeführt, Sir.
Unsere Lebensmittel beim Steinmallager wurden vom Blitz zerstört, das Zelt war beschädigt, und Hartnell war verwundet – da mussten die meisten von uns einfach zurück zum Seelager. Leutnant Gore und ich sind los, um den Zylinder mit der zweiten Nachricht weiter südlich an der Küste zu hinterlegen und nach offenem Wasser zu suchen. Wir haben nichts gefunden, Sir. Kein offenes Wasser, meine ich. Keinen Hauch. Keinen Fu… also, nicht den geringsten Streifen dunklen Himmel am Horizont, der auf Wasser gedeutet hätte.«
    »Wie weit seid ihr gegangen, Best?«, schaltete sich Fitzjames ein.
    »Leutnant Gore hat gemeint, dass wir ungefähr vier Meilen durch den Schnee und das gefrorene Geröll gelaufen sind. Dann sind wir zu dieser kleinen Bucht gekommen, Sir … ganz ähnlich wie der geschützte Platz vor der Beechey-Insel, wo wir letztes Jahr überwintert haben. Aber Sie wissen ja, was vier Meilen bei Nebel und Wind und Eis auch an Land hier in der Gegend bedeuten. Wahrscheinlich sind wir mindestens zehn Meilen marschiert, um die vier zurückzulegen. Die Bucht war fest zugefroren. So fest wie das Packeis hier. Es gab nicht mal eine schmale Wasserrinne zwischen Küste und Eis, wie man sie hier im Sommer sonst bei jedem Meeresarm findet. Also haben wir die Bucht überquert und sind dann noch ungefähr eine Viertelmeile über eine Landzunge raus. Dort haben Leutnant Gore und ich ein Steinmal gebaut – natürlich nicht so groß und vornehm wie das von Kapitän Ross, aber haltbar und so hoch, dass es jeder gleich sieht. Das Land dort ist ganz flach, es gibt nichts, was so hoch ist wie ein Mann. Wir haben die Steine also ungefähr bis auf Augenhöhe aufgeschichtet und die zweite Botschaft  – die gleiche wie beim anderen Steinmal – in ihrem Messingbehälter reingelegt.«
    »Und dann seid ihr umgekehrt?«, fragte Kapitän Crozier.
    »Nein, Sir. Ich muss zugeben, ich war ziemlich erledigt. Und
Leutnant Gore nicht weniger. Wir sind nur schwer vorangekommen den ganzen Tag durch diese Rinnen im Eis. Es

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