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Terror

Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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wie er John Hartnell im besten Flanellhemd seines Bruders für das Begräbnis vorbereitet hatte. Er dachte an dieses Hemd unter der gefrorenen Erde und dem schneebedeckten Geröll viele Hundert Meilen nördlich von hier und an den kalten Wind unter der schwarzen Klippenwand, der zwischen den hölzernen Gedenktafeln blies. Goodsir fröstelte.
    »Wir sind alle schon zu stark durchfroren«, sagte Gore. »Wir brauchen dringend Schlaf. Pilkington, du suchst zusammen mit Best und Ferrier nach den Zeltstangen und hilfst ihnen beim Aufbauen des Zelts.«
    »Aye aye, Sir.«

    Während die drei Männer nach den Stangen Ausschau hielten, hob Morfin das Segeltuch hoch. Der Hagel hatte es derart durchlöchert, dass es aussah wie eine Fahne nach der Schlacht.
    »Gütiger Himmel«, flüsterte Des Voeux.
    »Die Schlafsäcke sind ganz durchweicht«, meldete Morfin. »Auch das Zelt ist nass.«
    Gore seufzte.
    Pilkington und Best kehrten mit zwei verkohlten, verbogenen Stummeln aus Holz und Eisen wieder.
    »Die Stangen sind getroffen worden, Leutnant Gore«, erklärte der Gefreite. »Bestimmt hat der Eisenkern den Blitz angezogen, Sir. Als Zeltstangen jedenfalls nicht mehr zu gebrauchen.«
    Gore nickte nur. »Auf dem Schlitten ist noch die Axt. Macht sie klar und bringt noch die zweite Flinte mit. Die nehmen wir als Stangen. Falls nötig, schmelzt das Eis, um sie im Boden zu verankern.«
    »Der Spirituskocher ist kaputt«, erinnerte ihn Ferrier. »In nächster Zeit werden wir kein Eis mehr schmelzen.«
    »Wir haben zwei Reservekocher auf dem Schlitten«, erwiderte Gore. »Und in den Flaschen ist noch ein wenig Trinkwasser. Es ist zwar gefroren, aber wenn ihr sie unter die Kleider steckt, werden sie schon auftauen. Und das könnt ihr dann in ein Loch schütten, das ihr vorher ins Eis schlagt. Best?«
    »Ja, Sir?« Der stämmige junge Seemann versuchte ein Gähnen zu unterdrücken.
    »Du säuberst das Zelt, so gut es geht. Dann trennst du mit dem Messer die Nähte von zwei Schlafsäcken auf. Die benutzen wir als Decken für unten und oben. Wir müssen uns heute Nacht eng zusammenlegen, sonst kriegen wir keinen Schlaf.«
    Goodsir, der über Hartnell wachte, musste von Zeit zu Zeit seine Atmung überprüfen, um festzustellen, ob er noch lebte. Der junge Mann lag so reglos da wie eine Leiche.
    »Kehren wir morgen um, Sir?«, fragte John Morfin. »Ich
meine, zu unseren Vorräten auf dem Eis und dann zu den Schiffen? Die Lebensmittel reichen jetzt schon nicht mehr für vernünftige Rationen auf dem Rückweg.«
    Gore schüttelte lächelnd den Kopf. »Zwei Fastentage schaden uns bestimmt nicht, Morfin. Aber da Hartnell verletzt ist, werde ich vier von euch mit ihm auf dem Schlitten zurück zu unserem Vorratslager auf dem Eis schicken. Dort richtet ihr euch so gut wie möglich ein, während ich zusammen mit einem Mann nach Süden marschiere, um Sir Johns Befehl auszuführen. Ich muss den zweiten Brief hinterlegen, aber vor allem müssen wir so weit wie möglich nach Süden vordringen, um nach Anzeichen von offenem Wasser Ausschau zu halten. Wenn wir das nicht tun, war unsere ganze Erkundungsfahrt umsonst.«
    »Ich melde mich freiwillig zu Ihrer Begleitung.« Goodsir war erstaunt über den Klang seiner Stimme. Er war beseelt von dem Gedanken, den Offizier bei seinem Auftrag zu unterstützen.
    Auch Gore wirkte überrascht. »Vielen Dank, Dr. Goodsir. Aber es ist bestimmt sinnvoller, wenn Sie bei unserem verwundeten Kameraden bleiben.«
    Goodsir lief rot an.
    »Best kommt mit mir«, entschied der Leutnant. »Der Zweite Unterleutnant Des Voeux übernimmt bis zu meiner Rückkehr das Kommando des Erkundungstrupps.«
    »Jawohl, Sir«, antworteten beide Männer einstimmig.
    »In ungefähr drei Stunden brechen Best und ich auf. Wir nehmen nichts mit außer ein wenig Salzfleisch, den Messingzylinder, je eine Wasserflasche, ein paar Decken, falls wir irgendwo lagern müssen, und eine Flinte. Gegen Mitternacht machen wir kehrt und versuchen morgen früh spätestens um acht Glasen wieder zu euch zu stoßen. Auf dem Rückweg zu den Schiffen wird unser Schlitten leichter sein – trotz Hartnells Gewicht –, und inzwischen kennen wir auch die Stellen, wo man die Pressrücken am leichtesten überqueren kann. Da brauchen wir nach Hause bestimmt
nur drei Tage statt fünf. Wenn Best und ich bis morgen um Mitternacht nicht im Eislager eintreffen, Mr. Des Voeux, dann kehren Sie mit Hartnell und den anderen zu den Schiffen zurück.«
    »Aye aye,

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