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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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zusätzliches Gewicht. Sanft drückt sie ihren Bauch an ihn, und ihre Brüste gleichen mit warmem Wasser voll gesogenen Schwämmen, die sich auf Höhe seiner Brusttasche befinden und sein Hemd noch mehr verknittern. Gerade noch in seiner Reichweite kratzen ihre Zehennägel – schlicht rot lackiert, hat Ahmed bemerkt, als sie die spitzen weißen Stiefel ausgezogen hat, während ihre Fingernägel der Länge nach zweifarbig, in Silber und Grün, bemalt sind – spielerisch fragend an seinen Fußgelenken. Diese Berührungen von ihrer Seite sind ihm ungemein willkommen; sie fluten seine Sinne mit den Gerüchen ihres Haars, ihrer Kopfhaut und ihres Schweißes und mit dem rauen Samt ihrer Stimme, so nah an seinem Ohr. Er hört aus ihren Atemzügen etwas Heiseres heraus, in dem Unsicherheit mitschwingt. «Ich mag nicht über mich reden», lässt sie Ahmed wissen. «Solche Gespräche machen mir Angst.» Sie muss den Knoten angestauter Erregung unterhalb seines Gürtels wahrgenommen haben, wenn auch weniger intensiv als er, doch sie hält sich an den Pakt, den er ihr auferlegt hat, und fasst nicht hin. Noch niemals hat Ahmed über irgendjcmanden Macht besessen – nicht mehr, seit seine Mutter sich fragen musste, wie sie ihn am Leben halten sollte, so ohne Ehemann.
    Er lässt nicht locker. «Was ist dann mit deinem Singen in der Kirche? Wie passt denn das dazu?»
    «Überhaupt nicht. Ich tu’s nicht mehr. Meine Mutter versteht nicht, warum ich abgesprungen bin. Sie sagt, Tylenol hat einen schlechten Einfluss auf mich. Sie weiß gar nicht, wie Recht sie hat. Aber jetzt hör mal: Abgemacht ist, dass du mich bumsen kannst, aber nicht mich verhören.»
    «Ich möchte bloß bei dir sein, so nah, wie ich nur kann.»
    «Au Backe. Das hör ich nicht zum ersten Mal. Die Männer haben ja ein so großes Herz. Na, dann lass mal was über dich hören: Wie steht’s denn mit dem ollen Allah? Wie gefällt dir das Heiligenleben, jetzt, wo die Schule zu Ende ist und wir in der Realität angekommen sind?»
    Seine Lippen bewegen sich einen Fingerbreit über ihrer Stirn. Er hat den Beschluss gefasst, offen zu ihr zu sein, was diese eine Sache in seinem Leben angeht, die er instinktiv vor allen abschirmt, selbst vor Charlie, selbst vor Scheich Rashid. «Ich halte mich noch immer an den Geraden Weg», sagt er zu Joryleen. «Der Islam ist noch immer mein Trost und meine Richtschnur. Aber –»
    «Aber was, Baby?»
    «Wenn ich mich Allah zuwende und versuche, an ihn zu denken, dann wird mir klar, wie allein er ist in dem weiten Raum voller Gestirne, dessen Entstehen sein Wille war. Im Koran wird von ihm gesagt, dass er die Rechtschaffenen liebt und dass er allein ist. Früher habe ich immer an seine Liebe gedacht; jetzt bin ich von seinem Alleinsein in all der Leere betroffen. Die Menschen denken immer nur an sich. An Gott denkt niemand – ob er leidet oder nicht, ob er gern das ist, was er ist. Was sieht er auf der Welt, das sein Gefallen finden könnte? Aber so etwas auch nur zu denken, schon der Versuch, sich von Gott solche Bilder zu machen, als eine Art von Mensch – das ist Blasphemie, würde mir mein Meister, der Imam, erklären, dafür hat man das ewige Höllenfeuer verdient.»
    «Meine Güte, was du deinem Kopf so alles zumutest! Vielleicht hat er uns ja einander geschenkt, damit wir nicht so allein sind wie er. So ungefähr steht das sogar in der Bibel.»
    «Schon, aber was sind wir denn? Eigentlich doch nur schlecht riechende Tiere, mit einer Hand voll animalischer Bedürfnisse und einem kürzeren Leben als Schildkröten.»
    Dies – dass er Schildkröten erwähnt – bringt Joryleen zum Lachen; wenn sie lacht, prallt ihr ganzer nackter Körper an den seinen, sodass er an all die Eingeweide denken muss, an den Magen und so weiter, die darin verpackt sind: Alle diese Dinge hat sie in sich, und dennoch auch eine liebevolle Seele, deren Hauch er am Hals verspürt, dort, wo ihm Gott so nah ist wie eine Schlagader. Sie sagt: «Krieg die seltsamen Ideen, die du hast, mal in den Griff, sonst wirst du verrückt davon.»
    Seine Lippen bewegen sich kaum einen Fingerbreit über ihrer Stirn. «Manchmal ist in mir so eine Sehnsucht, mich mit Gott zu vereinigen, um seine Einsamkeit zu lindern.» Kaum sind die Worte aus seinem Mund, erkennt er, dass sie blasphemisch sind: Gott ist auf niemand in der Welt angewiesen, steht in der neunundzwanzigsten Sure geschrieben.
    «Zu sterben, meinst du? Du machst mir schon wieder Angst, Ahmed. Wie geht’s denn

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