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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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neunzehneinundfünfzig. Neuster, aber nicht stärkster. Ältere Bauweise besser. Zwei Drittel durch, Schwachstelle, wo Tunnel Kurve macht. Auch wenn Außenwandung halten und Wasser nicht rein, Lüftungssystem futsch. Alle ersticken. Rauch, Druck. Für dich, kein Schmerz, auch nicht Panikmoment. Nur Glück über Erfolg und warmer Empfang von Gott.»
    Ahmed erinnert sich an einen Namen, der vor Wochen gefallen ist. «Sind Sie Mr. Karini?»
    «Nein, nein», sagt er. «Nein, nein, nein. Nicht mal Freund. Freund von Freund – alle kämpfen für Gott gegen Amerika.»
    Der jüngere Techniker, der nicht viel älter als Ahmed ist, hört das Wort «Amerika» und sprudelt hitzig einen langen arabischen Satz hervor, den Ahmed nicht versteht. «Was hat er gesagt?», fragt er Charlie.
    Charlie zuckt die Achseln. «Das Übliche.»
    «Bist du sicher, dass das hier funktionieren wird?»
    «Massiven Schaden richtet es mal mindestens an. Es stellt was klar. Überall auf der Welt wird es in den Schlagzeilen stehen. Auf den Straßen von Damaskus und Karatschi werden sie tanzen – wegen dir, Medizinmann.»
    Der ältere, namenlose Mann setzt hinzu: «In Kairo auch.» Über quadratische, lückenhafte, nikotinverfärbte Zähne hinweg sendet er sein gewinnendes Lächeln aus, klopft sich mit der Faust an die Brust und sagt zu Ahmed: «Ägypter.»
    «Das war mein Vater auch!», ruft Ahmed aus; um die Verbindung weiter auszuloten, fällt ihm jedoch nur die Frage ein: «Wie finden Sie Mubarak?»
    Das Lächeln verblasst. «Werkzeug von Amerika.»
    Wie um bei einem Spiel mitzutun, fragt Charlie: «Die Saudi-Prinzen?»
    «Werkzeuge.»
    «Und wie ist’s mit Muammar al-Qadaffi?»
    «Jetzt: auch Werkzeug. Sehr traurig.»
    Ahmed stört es, dass sich Charlie in das Gespräch zwischen denjenigen einmischt, die doch immerhin die Hauptdarsteller sind, zwischen dem Techniker und dem Märtyrer; es ist, als könne man ihn, nachdem man sich seiner Bereitschaft zum Märtyrertum versichert hat, beiseite schieben. Ein Werkzeug. Um sich zu behaupten, fragt er: «Osama bin Laden?»
    «Großer Held», antwortet der Mann mit den ölgeschwärzten Fingern. «Nicht zu fangen. Wie Arafat. Ein Fuchs.» Er lächelt, hat jedoch den Zweck dieses Treffens nicht vergessen. So deutlich, wie er nur kann, sagt er: «Zeig mir, was du machen werden.»
    Den Jungen überkommt ein eisiges Gefühl, als hätte die Wirklichkeit eine Schicht ihrer dicken Vermummung abgeworfen. Er überwindet seine Abneigung gegen den hässlichen, unscheinbaren Laster, der so entbehrlich ist wie er selbst. Während sich seine Hand auf den Zünder zubewegt, zieht er ein fragendes Gesicht.
    Der stämmige Techniker lächelt und beruhigt ihn. «Ist okay. Nicht angeschlossen. Zeig mir.»
    Der kleine gelbe, im Querschnitt L-förmige Hebel berührt, so kommt es Ahmed vor, seine Hand, nicht seine Hand den Hebel. «Ich lege den Hebel hier nach rechts um» – er spürt einen harten Widerstand, dann wird der Hebel, wie durch Magnetkraft, in die «Aus»-Stellung gesaugt, um neunzig Grad nach rechts – «und drücke den Knopf hier drin runter.» Unwillkürlich schließt er die Augen, als er den Knopf einen Zentimeter einsinken spürt.
    «Und unten halten», wiederholt sein Lehrer, «bis –»
    «Buuum», ergänzt Ahmed.
    «Ja», bestätigt der Mann; die Silbe schwebt wie Dunst in der Luft.
    «Du bist sehr mutig», sagt, so gut wie akzentfrei, der jüngere, größere und dünnere der beiden Unbekannten.
    «Er ist ein treuer Sohn des Islam», erklärt ihm Charlie. «Wir beneiden ihn alle, was?» Wieder verspürt Ahmed Ärger über Charlie, weil dieser sich wie ein Besitzer aufspielt, wo ihm nichts gehört. Nur dem Täter gehört diese Tat. Dass Charlie mit seinem Verhalten den Chef hervorkehrt, den auch noch andere Dinge beschäftigen, stellt die Unbedingthek von istischh ā d und die verzückte, ehrfürchtige Scheu des istischh ā di in Zweifel.
    Vielleicht spürt der Techniker diesen leichten Mangel an Übereinstimmung zwischen den Kriegern, denn er legt Ahmed eine väterliche Hand auf die Schulter, wodurch er das weiße Hemd des jungen mit öligen Fingerabdrücken beschmutzt, und verkündet den andern beiden: «Sein Weg ist gut. Wird Held für Allah.»
    Als sie wieder in dem heiter orangefarbenen Laster sitzen, bemerkt Charlie vertraulich: «Interessant zu beobachten, wie sie denken. Werkzeuge, Held: keine Nuancen dazwischen. Als hätten Mubarak und Arafat und die Saudis nicht alle ihre spezielle Situation zu

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