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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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kleinlauten Kaumuskeln einen Moment lang, dann stellt er fest: «Nein, aber die Zuständigen wissen es. Sie setzen ihre eigenen Stufen hoch; sie haben eine ganze Palette von Notfallmaßnahmen.» Doch schon während er diesen beruhigenden Satz ausspricht, ärgert er sich – wie Hermione daran erkennt, dass seine noblen Augen unter den ganz und gar virilen, jedoch schön geschwungenen brünetten Brauen schmal werden – wieder einmal über die klaffende Lücke zwischen seinem vereinzelten, isolierten Willen und den Scharen effizienter oder gleichgültiger, korrupter oder untadeliger Beamter, die, wie gefranste Nervenenden, den Kontakt zu der breiten, trägen, sorglosen Masse der Bevölkerung herstellen – oder eben nicht.
    Hilflos bemerkt Hermione: «Aber ich glaube, die Leute wissen es doch zu schätzen, wenn sie das Gefühl haben, dass etwas unternommen wird, und zwar von einem ganzen Ministerium, das sich mit Hingabe ihrer nationalen Sicherheit widmet.»
    «Mein Problem ist», bricht es aus dem nun seinerseits hilflosen Minister hervor, «dass ich dieses verdammte Land so sehr liebe. Darum kann ich mir nicht vorstellen, warum es jemand zu Fall bringen will. Was haben diese Leute denn stattdessen anzubieten? Immer noch mehr Taliban – noch mehr Unterdrückung von Frauen, noch mehr Sprengungen von Buddhastatuen. Die Mullahs im Norden von Nigeria geben die Parole aus, die Leute sollen ihre Kinder nicht gegen Polio impfen lassen, und dann werden die Kinder gelähmt zur Krankenstation gebracht! Erst treiben sie ihr einheimisches Hokuspokus bis zum Exzess, und erst wenn die Kinder vollständig gelähmt sind, werden sie uns gebracht.»
    «Sie fürchten, etwas zu verlieren, was ihnen kostbar ist», sagt Hermione, bebend im Begriff, eine neue Ebene (die Nuancen sind subtil und werden strikt im Rahmen dessen gewährt, was sich in einer durch und durch republikanischchristlichen Regierung ziemt) der Intimität zu erklimmen. «So kostbar, das sie bereit sind, ihre eigenen Kinder dafür zu opfern. Das kommt auch in diesem Land vor, in den extremen Sekten, wo irgendein charismatischer Führer seinen Leuten jede Vernunft austreibt. Die Kinder sterben, und dann heulen die Eltern vor Gericht und werden freigesprochen – weil sie selbst Kinder seien. Beängstigend, wie Erwachsene die Macht über ihre Kinder missbrauchen können. Wenn ich mir das so ansehe, bin ich offen gestanden froh, dass ich nie welche bekommen habe.»
    Ist das ein Antrag? Eine Klage darüber, dass sie hier zwar gemeinsam am Rande eines herrlichen Sonntags in der Hauptstadt der größten Nation auf Erden stehen, sie jedoch eine alte Jungfer ist und er ein verheirateter Mann, durch die Gelübde seiner Religion daran gebunden, spirituell und juristisch eine Einheit mit der Mutter seiner Kinder zu bilden? Es sollten ihre Kinder sein. Da sie im Regierungsbetrieb zwölf, vierzehn Stunden täglich im selben Raum oder in angrenzenden Zimmern verbringen, bilden sie gerade so eine Einheit, als wenn sie verheiratet wären. Seine Frau kennt ihn ja kaum, im Vergleich zu Hermione. Dieser Gedanke befriedigt sie so, dass sie rasch ein unwillkürliches Lächeln von ihrem Gesicht tilgen muss.
    «Verdammt!», stößt er hervor, denn seine Gedanken sind ihren eigenen Bahnen gefolgt und auf die leidige Angelegenheit geprallt, die ihn an diesem angeblich der Ruhe geweihten Tag in sein Büro zurückgeführt hat. «Ich hasse es, einen Verbindungsmann zu verlieren. Wir haben so wenige davon in der muslimischen Gemeinde – das ist eine unserer Schwächen, deswegen haben sie uns auch mit runtergelassenen Hosen erwischt. Wir haben einfach nicht genug arabischsprechende Quellen, und die Hälfte von denen, die wir haben, denkt nicht so wie wir. Die Sprache hat etwas Eigenartiges an sich – irgendwie macht sie die Leute debil. Dieses Internet-Geschnatter – Der Himmel wird sich spalten unter dem westlichen Wadi. Das Licht wird Einlass finden. Was zum Teufel soll dieser Quatsch bloß heißen! Entschuldigung, Hermione.»
    Mit verzeihendem Gemurmel honoriert sie die neue Ebene von Intimität.
    Er fährt fort: «Unser Problem ist, dass die Quelle uns Dinge vorenthalten hat – er wollte zu viele Karten selbst ausspielen. Er hat sich nicht an die vorgegebene Linie gehalten. Großes Kesseltreiben, dann die Enthüllung: So etwas hat ihm vorgeschwebt, wie im Film – und wer sollte wohl der Star sein? Er. Wir wissen über die Geldschleuse in Florida Bescheid, aber der Mann mit der Schatulle ist

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