Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
Vom Netzwerk:
fragt sich, ob Herm deswegen nie einen Mann gefunden hat – sie verstand sich nicht darauf, Männer ihre Sorgen vergessen zu lassen. Es mangelte ihr, wie Miss Dimitrova immer sagte, an ballonné.
    Beth senkt die Stimme. Jack ist im Schlafzimmer und liest; vielleicht hat er sich bereits in den Schlaf gelesen. An Central High hat der Unterricht wieder begonnen, und er hat sich bereit erklärt, einen Staatsbürgerkundekurs zu übernehmen, denn er sagt, er braucht mehr Kontakt zu den Kids, die er beraten soll. Sie entgleiten ihm, behauptet er. Er sei zu alt, behauptet er, aber das ist nur die Depression, die aus ihm spricht. «Er sagt nicht viel dazu», berichtet Beth in Antwort auf Hermiones Frage. «Ich glaube, er fürchtet, dann klappt es nicht. Aber er muss sich darüber freuen. Schließlich tue ich’s für ihn.»
    Wieder schießt Herm sie ab. «Ist das denn jemals eine gute Idee, etwas zu tun, weil man glaubt, der Mann wolle es? Ich frage nur – ich war ja nie verheiratet.»
    Die arme Hermione, das muss sie unentwegt beschäftigen. «Nun, du bist ja» – Beth zügelt ihre Zunge; Hermione sei ja so gut wie verheiratet, hat sie sagen wollen, mit ihrem Boss, diesem stiernackigen Hinterfeldspieler - «mindestens so lebenserfahren wie sonst wer – wie irgendeine Frau. Ich tu’s auch für mich selbst. Schon mit fünf Kilo weniger fühle ich mich so viel besser. Die Mädchen in der Bibliothek sehen schon einen Unterschied – sie unterstützen mich sehr, obwohl ich mir in ihrem Alter nie hätte vorstellen können, dass meine Figur jemals außer Fasson geraten würde. Ich hab gesagt, ich würde gern beim Bücher-Einstellen helfen, statt nur auf meinem fetten Hintern hinter dem Tresen zu sitzen und für Kids zu googlen, die zu faul sind, es selbst zu lernen.»
    «Wie findet Jack es denn, dass er nun anders essen soll?»
    «Na ja, ich hab versucht, darauf zu achten, dass sich für ihn nichts ändert, und ihm weiter Fleisch und Kartoffeln vorgesetzt. Aber er sagt, er isst genau so gern mit mir zusammen Salate. Je älter er wird, sagt er, desto mehr widert es ihn an, überhaupt etwas zu essen.»
    «Das ist der Jude in ihm», wirft Hermione ein.
    «Oh, das glaube ich kaum», sagt Beth hochmütig.
    Hermione wird darauf so still, dass Beth sich fragt, ob die Verbindung unterbrochen ist. Im Irak jagen Terroristen Ölleitungen und Kraftwerke in die Luft, nichts ist mehr völlig sicher. «Wie ist denn das Wetter bei euch da unten?», fragt Beth.
    «Immer noch heiß, sobald man aus dem Haus geht. Im September kann’s in Washington noch schwül sein. Die Bäume verfärben sich nicht so bunt, wie wir’s früher im Arboretum zu sehen bekamen. Die beste Jahreszeit ist hier der Frühling, wenn die Kirschen blühen.»
    «Heute», hebt Beth gerade an, da versetzt ihr ausgehungerter Magen ihr einen solchen Stich, dass sie nach der Lehne des Küchenstuhls greift, um sich abzustützen, «habe ich den Herbst in der Luft gespürt. Der Himmel ist so unendlich klar, wie» – wie am elften September, wollte sie sagen, lässt es aber, denn es könnte vielleicht taktlos sein, gegenüber einer Unterstaatssekretärin im Ministerium für Heimatschutz jenen legendären blauen Himmel zu erwähnen, der zum Mythos geworden ist, zu einer Ironie des Himmels, zu einem Teil der amerikanischen Legende wie das grellrote Leuchten der Raketen.
    Sie müssen die gleichen Gedanken gehabt haben, denn Hermione fragt: «Erinnerst du dich, dass du einmal diesen jungen Araboamerikaner erwähnt hast, an dem Jack ein solches Interesse hatte und der, statt Jacks Rat zu folgen und aufs College zu gehen, den Lkw-Führerschein machte, weil der Imam an seiner Moschee ihn dazu aufgefordert hatte?»
    «Dunkel, Jack hat länger nicht von ihm gesprochen.»
    «Ist Jack da?», fragt sie. «Könnte ich mit ihm sprechen?»
    «Mit Jack?» Noch nie hat Hermione mit Jack sprechen wollen.
    «Ja, mit deinem Mann. Bitte, Betty. Es könnte wichtig sein.»
    Betty – immer noch. «Wie gesagt, er schläft vielleicht ein bisschen. Wir waren vorhin spazieren, damit ich Bewegung bekomme. Die Bewegung ist genauso wichtig wie das Diäthalten. Sie formt den Körper um.»
    «Könntest du bitte nachschauen gehen?»
    «Ob er wach ist? Sonst könnte ich ihm ja vielleicht etwas ausrichten. Ich meine, wenn er ein Nickerchen hält.»
    «Eher nicht. Ich würde lieber selbst mit ihm reden. Du und ich können ja unseren Plausch während der Woche halten, wenn du dir deine Serien ansiehst.»
    «Die habe

Weitere Kostenlose Bücher