Terrorist
Haar von einem helleren, stumpferen Rot als der metallische Schopf darüber. Von ihrer Mundstellung – sie hat die füllige Oberlippe ein wenig geschürzt wie jemand, der genau hinhört – liest Jack ab, dass er ihren anfänglichen Schwall von Freundlichkeit überstrapaziert hat. Sie kommt anderen Menschen lebhaft entgegen; dann wird sie ungeduldig.
«Mag sein», sagt er. «Aber irgendetwas wirft ihn aus der Bahn.» Nun kommt er auf den Punkt zu sprechen, dessentwegen er gekommen ist. «Hören Sie, er sollte nicht Lastwagenfahrer werden.»
«Nein? Er findet aber, er sollte, Mr. –»
«Levy, Teresa. Jemand setzt Ahmed unter Druck, aus welchen Gründen auch immer. Er kann es zu viel mehr bringen als zum Lkw-Fahrer. Er ist ein gescheiter, klar profilierter Junge, der in hohem Maße imstande ist, sich selbst zu motivieren. Ich wollte ihm eigentlich die Kataloge von Colleges hier in der Gegend bringen, deren Bewerbungsfristen noch nicht abgelaufen sind. Für Princeton und Rutgers ist es viel zu spät, aber im New Prospect Community College – das kennen Sie sicher, ein Stück flussaufwärts, hinter dem Wasserfall –, in Fairleigh Dickinson und in Bloomfield könnte er aufgenommen werden, und zu jedem davon könnte er pendeln, wenn die Wohnkosten dort über Ihre Mittel gehen. Das Geschickteste wäre, ihn an einem von diesen Colleges anfangen zu lassen, in der Hoffnung, dass er später auf ein besseres wechseln kann, je nachdem, wie er klarkommt. Heutzutage ist jedes College auf soziale und ethnische Vielfalt aus, das verlangt ihre Politik, und Ihr Junge, mit seiner religiösen Bindung und, verzeihen Sie, dass ich davon überhaupt spreche, Hautfarbe, stellt geradezu eine Minderheit unter den Minderheiten dar – da werden sie ihn glatt nehmen.»
«Was sollte er am College denn studieren?»
«Was alle tun – Naturwissenschaften, Kunst, Geschichte. Die Geschichte der Menschheit, der Zivilisation. Wie wir hierher gekommen sind, was nun zu tun wäre. Soziologie, Ökonomie, selbst Ethnologie – was immer ihn reizt. Lassen Sie’s ihn selbst herausfinden. Die wenigsten Collegestudenten wissen heute von Anfang an, was sie einmal werden wollen, und bei denen, die es wissen, ändert sich das noch. Dafür ist das College da, dass sich die Einstellung der Studenten verändert, damit sie mit dem einundzwanzigsten Jahrhundert klarkommen. Ich selber komme damit nicht klar. Als ich auf dem College war, hatte man da vielleicht je etwas von Informatik gehört? Wer wusste schon über Genome Bescheid und wie sich daran die Evolution zurückverfolgen lässt? Sie sind viel jünger als ich, da kommen Sie vielleicht mit alldem klar. Bei den neuartigen Bildern, die Sie malen – gut möglich, dass Sie damit schon den Anfang machen.»
«Im Grunde sind sie sehr konservativ», sagt sie. «Die Abstraktion ist schließlich ein alter Hut.» Ihr eben noch offener Mund hat sich geschlossen; Jacks Bemerkung zur Malerei war töricht.
Er beeilt sich, ans Ziel seines Vorstoßes zu kommen. «Also, Ahmed –»
«Mr. Levy. Jack.» Auf einmal ist sie eine andere Person geworden, wie sie da mit ihrem zu heißen koffeinfreien Kaffee auf einem ungestrichen gekauften und nie lackierten Hocker sitzt. Sie zündet sich eine Zigarette an, stützt einen Fuß im kreppbesohlten Segeltuchschuh auf eine Sprosse und schlägt die Beine übereinander. Ihre Hose, eng sitzende, verblichene Jeans, entblößt ihre Knöchel. Bläuliche Adern durchziehen ihre weiße, ihre irisch-weiße Haut; die Fußgelenke sind knochig und schmal im Verhältnis zu ihrer sonst weichen, kräftigen Figur. Das Gewicht von Beth hatte zwanzig Jahre länger Zeit als dasjenige dieser Frau hier, nach unten zu sacken, Wülste über ihren Schuhen zu bilden und ihrem Hintern die anatomische Form ganz zu nehmen. Obwohl Jack früher einmal zwei Päckchen Old Golds am Tag geraucht hat, ist er an Raucher jetzt nicht mehr gewöhnt, nicht einmal mehr im Lehrerzimmer, und der Geruch brennenden Tabaks ist ihm zutiefst vertraut, mutet ihn aber zugleich als fast skandalös an. Die stilisierten Gebärden des Anzündens, Inhalierens und heftigen Ausstoßens von Rauch aus zusammengezogenem Mund verleihen Terry — wie ihre Gemälde signiert sind, in großen, gut leserlichen Lettern, ohne Nachnamen – etwas Kühnes. «Jack, dass Sie für Ahmed Interesse aufbringen, weiß ich wohl zu schätzen, und noch mehr hätte ich es zu schätzen gewusst, wenn die Schule schon früher irgendein Interesse an meinem Sohn
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