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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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leuchtender. Das Leben ist so kurz, wurde mir plötzlich klar, warum soll ich mich da weiter mit den Details abquälen? Perspektive, Schatten, Fingernägel – auf das alles achten die Leute gar nicht, und die Kollegen, die anderen Maler, werfen einem vor, man würde sich von den Markterwartungen korrumpieren lassen. Einige meiner Stammkunden, ein Geschenkladen in Ridgewood zum Beispiel, wo sie mich seit ewigen Zeiten verkaufen, finden diese neue Richtung von mir ein bisschen verstörend, aber ich sage ihnen: ‹Ich kann’s nicht ändern, da geht es für mich jetzt weitere Wenn man nicht wächst, stirbt man, stimmt’s?»
    Jack Levy geht um das nachlässig gemachte Bett herum und betrachtet mit respektvoll zusammengekniffenen Augen die Wände. «Und diese Sachen verkaufen Sie wirklich?»
    Er bedauert seine Ausdrucksweise; sie geht in Abwehrhaltung. «Manche, nicht alle. Nicht mal Rembrandt und Picasso haben alle ihre Sachen verkauft, jedenfalls nicht gleich.»
    «Aber nein, ich wollte damit ja nicht sagen …» Er verhaspelt sich. «Sie sind sehr eindrucksvoll; nur ist man auf so etwas nicht gefasst, wenn man hereinkommt.»
    «Ich experimentiere zur Zeit damit, die Farben direkt aus der Tube aufzutragen», sagt sie, besänftigt und zu weiteren Mitteilungen bereit. «Dann mischen sich die Farben im Auge des Betrachters.»
    «Toll», sagt Jack Levy in der Hoffnung, diesen Teil des Gesprächs hinter sich zu haben. Er fühlt sich nicht in seinem Element.
    Sie hat inzwischen einen Wasserkessel auf die kleine elektrische Kochplatte gesetzt, die auf einer Kommode steht, deren Oberfläche verkrustet ist von verschütteter oder abgewischter Ölfarbe. Jack Levy findet die Gemälde ziemlich barbarisch, aber die Atmosphäre des Raums behagt ihm, das Durcheinander und das eisig klare Licht der Leuchtröhren an der Decke. Der Geruch nach Farbe beschwört für ihn, wie der Duft von Holzspänen, jene Zeit herauf, als die Menschen noch über ihre Arbeit gebeugt bei sich zu Hause, in ihren Hütten, Gegenstände mit der Hand herstellten. «Vielleicht hätten Sie lieber einen Kräutertee?», fragt Teresa Mulloy. «Nach Kamillentee schlafe ich wie ein Baby.» Forschend blickt sie zu ihm hin. «Nur wache ich dann vier Stunden später auf.» Was sie nicht ausspricht, ist: Weil ich pinkeln muss.
    «Genau», sagt Jack Levy, «das ist das Problem.»
    Sie errötet, denn sie weiß, dass er vorweggenommen hat, was ihr durch den Sinn gegangen ist, und kümmert sich um das Wasser; aus dem Loch in der aufklappbaren Kappe über der Kesseltülle dringt bereits eine Dampffahne. «Ich weiß schon nicht mehr, was Sie zu den Teesorten gesagt haben. Kamille oder was anderes?»
    Er sträubt sich gegen die New-Age-Seite dieser Frau. Wenn er nicht aufpasst, holt sie gleich ihre Kristalle und ihre I-Ching-Stäbe hervor. «Ich dachte, wir hätten uns auf koffeinfreien Pulverkaffee geeinigt, auch wenn er ziemlich mies schmeckt.»
    Ihr Teint unter dem Gesprenkel von Sommersprossen wird nicht blasser. «Wenn Sie’s so sehen, wollen Sie vielleicht gar nichts.»
    «Nein, nein, Ms. … Mrs. …« Er gibt es auf, sie anzureden. «Alles ist mir recht, wenn’s nur nass und heiß ist. Das ist sehr freundlich von Ihnen, ich hab wirklich nicht erwartet, dass –»
    «Ich hol mal schnell den koffeinfreien und schaue bei Ahmed rein. Er mag’s nicht, wenn er am Lernen ist und ich nicht immer mal wieder ins Wohnzimmer komme; dann fühlt er sich nicht gewürdigt, wissen Sie.»
    Teresa verschwindet, und als sie zurückkommt, einen gedrungenen Glasbehälter mit braunem Pulver in der Hand – einer tatkräftigen Hand mit kurzen Nägeln –, hat Jack die Heizplatte abgedreht, damit das Wasser nicht verkocht. Ihr Bemuttern hat einige Minuten gedauert; Jack hat gehört, wie sie leichthin, weiblich-neckisch, aber forschend geredet hat, und dann das kaum tiefere Maunzen und Ächzen ihres Sohnes, diese abwehrenden, inartikulierten Schülerlaute, die Jack nur zu gut kennt – als ob das bloße Vorhandensein von Erwachsenen eine unnötige, grausame Prüfung darstellte, der sie unterworfen werden. Er versucht, an diesen Faden anzuknüpfen: «Sie betrachten Ihren Sohn also als einen ziemlich typischen, durchschnittlichen Achtzehnjährigen?»
    «Ist er das denn nicht?» Ihre mütterliche Seite ist verletzlich; ihre hell meergrünen Augen quellen ihm zwischen Wimpern entgegen, die wohl gelegentlich getuscht werden, doch heute und gestern ist das nicht geschehen. An den Wurzeln ist ihr

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