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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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den Termin für die körperliche Tauglichkeitsprüfung hat er schon; für Passaic County findet sie drüben in Wayne statt. Da stellen sie fest, ob einer nicht farbenblind ist und ob sein peripheres Sehen ausreicht. Ahmed hat schöne Augen, das hab ich schon immer gefunden. Tintenaugen. Die seines Vaters waren eigenartigerweise heller, so irgendwie lebkuchenfarben. Ich sage ‹eigenartigerweise›, weil man doch annehmen sollte, dass Omar dunklere hatte, wo meine ja so hell sind.»
    «Ein Anflug von Ihrem Grün habe ich auch in Ahmeds Augen entdeckt.»
    Sie überhört die Schmeichelei und redet einfach weiter: «Allerdings sieht er nicht auf beiden Augen gleich gut, nicht zwanzig Prozent zu zwanzig Prozent, eher so was wie zwanzig zu dreißig, aber er war immer zu eitel, eine Brille zu tragen. Man sollte ja annehmen, dass er bei all seiner Frömmigkeit nicht eitel sein kann, aber das ist er. Vielleicht ist’s ja auch gar keine Eitelkeit, sondern er meint, wenn Allah wollte, dass man eine Brille trägt, würde er einem eine geben. Beim Baseballspielen hatte er Schwierigkeiten, den Ball zu sehen; deshalb hat er auch als Frühjahrssport mit dem Laufen begonnen.»
    Dieser Schwall von Details zu einem Jungen, der sich in Jack Levys Augen nicht sehr von den Hunderten unterscheidet, mit denen er sich jedes Jahr abgibt, verstärkt sein Gefühl, dass diese Frau ihn wiedersehen möchte. «Ich nehme also an», sagt er, «dass er die Collegeunterlagen nicht mehr braucht, die ich vor einem Monat vorbeigebracht habe.»
    «Hoffentlich findet er sie noch – sein Zimmer ist ein Saustall, abgesehen von der Ecke, in der er betet. Er hätte sie Ihnen längst zurückgeben sollen, Jack.»
    «No problema, señora.» Er nimmt wahr, dass in der fröhlichen, drängelnden, jedoch bereits abnehmenden Menschenmenge andere zu ihnen beiden herschauen und ihnen ein wenig Raum lassen, weil sie spüren, dass sich da etwas anspinnt. Er fühlt sich geradezu schuldig an Terrys Überschwang, während er lediglich bemüht ist, sein Lächeln dem ihres runden, lichten, mit Sommersprossen bestirnten Gesichts anzupassen. Der Schatten einer Wolke wischt den Sonnenschein fort und wirft einen stumpfen Schleier über die Szene – den Schuttsee, die für den Verkehr gesperrte Straße, die tapfer leuchtend gekleidete Rotte von Eltern und Verwandten, die bürgerstolze Fassade der Central High School mit ihrem säulengeschmückten Portal und ihren vergitterten Fenstern, die in ihrer eindrucksvollen Höhe wie der Prospekt einer Opernbühne wirkt, vor dem der Sänger und die Sängerin bei ihrem Duett zu Zwergen werden.
    «Das war sehr ungehörig von Ahmed», sagt dessen Mutter, «sie Ihnen nicht in der Schule zurückzugeben. Aber jetzt ist es dafür zu spät.»
    «Wie gesagt, kein Problem. Ich kann doch irgendwann einmal vorbeikommen und sie abholen?», fragt er. «Ich würde Sie vorher anrufen, damit ich weiß, ob Sie zu Hause sind.»
    Als Junge, der in der damals bis auf die Bauernhäuser noch fast ländlichen Totowa Road wohnte, hat sich Jack manchmal im Winter zur Mutprobe auf das Eis eines morastigen Teichs hinausgewagt, an dem sein Schulweg vorbeiführte und der längst zugebaut ist. Das Wasser war nicht so tief, dass man darin hätte ertrinken können – Teichkolben und grasbewachsene Inselchen verrieten einem, wie gering die Wassertiefe war; doch wenn er einbräche, würden seine guten ledernen Schulschuhe nass und schmutzig werden, vielleicht gar unbrauchbar, und in einer Familie, die so knapp bei Kasse war wie die seine, wäre das eine Katastrophe gewesen. Am silbrigen Rand der Wolke brechen Sonnenstrahlen hervor, bringen Terrys seidenes Kopftuch zum Schimmern, und bebend horcht Jack auf das Knacken des Eises.

III
    Das Telefon läutet. Beth kämpft sich aus ihrem Lieblingssessel hervor – einem Schaukelstuhl Modell La-Z-Boy, mit mittelbraunem, auf genarbtes Rindsleder getrimmtem Vinyl bezogen, gepolsterte Fußstütze per Hebel zu verstellen –, in dem sie von einem Teller Hafer-Rosinen-Cookies (kalorienarm im Vergleich zu Schokochip-Cookies oder zu denen mit Cremefüllung) gegessen und sich All My Children angesehen hat, bis sie um zwei, wenn As the World Turns beginnt, umschalten wird. Sie hat schon oft daran gedacht, eine längere Schnur anzuschließen, damit sie das Telefon an den Tagen, an denen sie nicht in der Clifton-Bibliothek arbeitet, zu ihrem Sessel mitnehmen und für die Stunden, die sie da verbringt, auf den Boden stellen kann; aber sie

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