Terrorist
herausstellte, so schlagfertig und flink, dass er daran dachte, Gagschreiber für Jack Benny zu werden; oder war damals Milton Berle der große Star?
Wer weiß, wo er jetzt ist, irgendwo da draußen unterwegs an diesem unmöglich stickig-heißen Sommertag, an dem sie sich kaum rühren kann. Sie wäre lieber bei der Arbeit, dort gibt’s wenigstens eine brauchbare Klimaanlage; diejenige, die sie im Schlafzimmerfenster installiert haben, macht hauptsächlich Krach, und Jack war immer zu knickrig, um eine für unten anzuschaffen, wegen der Stromrechnung. Sie streifen nun mal gern umher, die Männer, und nehmen an der Gesellschaft teil. Sie selbst war immer eher jemand von der stillen Sorte, auf jeden Fall im Vergleich zu Hermione, die immer von ihren Theorien und Idealen schwafeln musste. Ihre Eltern machten sie wahnsinnig, sagte Hermione, immer nähmen sie lau hin, was ihnen die Gewerkschaften, die Demokraten und die Saturday Evening Post gerade weismachten; Elizabeth dagegen fand die laue Passivität ihrer Eltern beruhigend. Stets hatte sie sich zu stillen Orten hingezogen gefühlt, zu Parks und Friedhöfen und zu Bibliotheken, bevor es auch in denen laut wurde; in manchen läuft nun sogar Hintergrundmusik wie in Restaurants, da die Leute ja ohnehin zur Hälfte Kassetten oder jetzt DVDs entleihen. Als junges Mädchen fand sie es wunderbar, an der Pleasant Street zu wohnen; von da war man zu Fuß rasch im Ashbury Park mit seiner weiten Grünfläche, und wenn man noch ein Stück weiter ging und von Chew Avenue abbog, war man im Arboretum, wo man sich unter der Trauerweide wie in einem mächtigen grünen Iglu vorkam und wo sich Beth’ Vorstellung vom Himmel irgendwie mit den schwankenden Wipfeln der hohen, hohen Bäume verhedderte, den Pappeln, die bei der leichtesten Brise die hellen Unterseiten ihrer Blätter zeigen, als lebten Geister darin, sodass es einem schon einleuchtet, dass primitive Menschen einmal Bäume angebetet haben. Wenn man zur nahen Germantown Avenue schlenderte und von dort mit der Trambahn in die entgegengesetzte Richtung fuhr, kam man zum Fairmont Park, der nun wirklich unermesslich war und vom Wissahickon durchflossen; die Haltestelle lag am Lutherischen Theologischen Seminar mit seinen schönen alten Gebäuden und all den gut aussehenden, ernsten jungen Männern, die man auf den Parkwegen immer im Schatten gehen sah; von solchen Dinge wie Gitarrenmusik in der Kirche, weibliche Pastoren oder gleichgeschlechtliche Ehen waren damals noch keine Rede. Heute unterhalten sich die jungen Leute in der Bibliothek so laut, als wären sie bei sich daheim im Wohnzimmer, im Kino ist’s genauso, keiner hat mehr Manieren, alle sind vom Fernsehen verdorben. Wenn Beth und Jack nach New Mexico fliegen, um Markie in Albuquerque zu besuchen, sitzen im Flugzeug andere Passagiere dreist in Shorts und in Sachen da, die wie Schlafanzüge aussehen: Das Fernsehen hat dazu geführt, dass sich die Leute jetzt überall wie zu Hause fühlen, dass es ihnen egal ist, wie sie aussehen – Frauen, mindestens so fett wie sie selbst, in Shorts! In den Spiegel schauen die wohl nie.
Da sie an vier Tagen in der Woche in der Bibliothek arbeitet, kann sie die Serien, die um die Mittagszeit laufen, nicht so lückenlos verfolgen, dass sie jede Verwicklung mitkriegt, aber die Plots, oder, wie es jetzt üblich ist, die drei oder vier miteinander verflochtenen Plots, entfalten sich so langsam, dass sie nicht das Gefühl hat, sie hätte was verpasst. Sie hat sich angewöhnt, mittags ihr Sandwich oder ihren Salat oder, da Jack seinen Teller anscheinend nie mehr leer isst, die in der Mikrowelle aufgewärmten Reste der letzten paar Abendessen und zum Nachtisch ein Stückchen Käsekuchen oder ein paar Cookies, Hafer-Rosinen-Cookies, wenn sie einen Anfall von Tugendhaftigkeit hat, mit zu ihrem Sessel zu nehmen, und dann lässt sie sich überfluten – von all den jungen Schauspielern und Schauspielerinnen, gewöhnlich zwei, drei davon gleichzeitig in einem dieser Drehorträume, die einem für Zimmer, in denen wirklich jemand wohnt, immer viel zu groß und zu neu möbliert vorkommen und über denen so ein Bühnenhall hängt und diese Klimpermusik, mit der sie alle Serien untermalen, nicht Orgelmusik wie in den alten Hörspielserien im Radio, sondern Synthesizerklänge, so nennt man das wohl, manchmal wie von einer Harfe, dann wieder wie ein Xylophon mit Geigen, wie auf Zehenspitzen gespielt, um Spannung zu erzeugen. Die Musik unterstreicht die
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